Kinderärztin von Vater mit dem Tod bedroht – VIDEO

„Ich zerstoße dich wie Salz und dann töte ich dich. Das Virus gibt es nicht“

Dienstag, 13. Oktober 2020 | 07:04 Uhr

Roseto degli Abruzzi – In Italien häufen sich Fälle, in denen Kinderärzte, die ihren kleinen Patienten einen Abstrich verschreiben wollen, von den Eltern mit Gewalt oder gar mit dem Tod bedroht werden.

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Besonders eklatant ist ein Fall, der sich vor einigen Tagen in Roseto degli Abruzzi zugetragen hat. Eine Kinderärztin, deren einzige „Schuld“ es gewesen war, einem vierjährigen, an Fieber, Husten und Nasenfluss leidenden Mädchen einen Abstrich für den Corona-Test zu verschreiben, wurde vom Vater des Mädchens mit dem Tod bedroht. „Ich zerstoße dich wie Salz und dann töte ich dich. Das Virus gibt es nicht, Idiotin“, so der Vater am Telefon.

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Am Donnerstagmorgen erhielt eine Kinderärztin einen Anruf von besorgten Eltern. Die Eltern schilderten der Kinderärztin, dass ihre vierjährige Tochter leichtes Fieber – 37,5 Grad – hatte und an Husten und Nasenfluss litt. Da es sich um Symptome handelte, die auch mit einer Ansteckung mit dem Coronavirus vereinbar sind, wandte die Ärztin das für diese Fälle vom Gesundheitsministerium vorgeschriebene Corona-Protokoll an und verschrieb einen Abstrich für den Corona-Test.

Sobald die Ärztin am Telefon den Abstrich ansprach, verlor der Vater der Vierjährigen, bei dem es sich offensichtlich um einen Corona-Leugner handelte, völlig die Fassung. Er begann, die Kinderärztin wüst zu beschimpfen und ihr mit dem Tod zu drohen. „Ich komme jetzt in ihr Ambulatorium. Zuerst zerstoße ich dich wie Salz und dann töte ich dich. Das Coronavirus gibt es nicht, Idiotin“, so der Vater am Telefon.

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Ein ähnlicher Vorfall ereignete sich vor einiger Zeit in Teramo. In diesem Fall musste sich eine Kinderärztin, die für ein kleines Mädchen einen Abstrich für den Corona-Test angeordnet hatte, am Telefon als „Terroristin“ bezeichnen lassen.

Die Mutter des Mädchens rief die Kinderärztin an, weil die Kleine vom Kindergarten mit einer Erkältung heimgekehrt war und das Mädchen kurz darauf etwas Fieber bekommen hatte. Nachdem sie der Schilderung der Mutter zugehört hatte, schlug sie den Eltern vor, ihre Tochter einem Abstrich für den Corona-Test zu unterziehen. Auch in diesem Fall „entgleiste“ das Gespräch völlig. „Sie sind eine Terroristin“, so die Eltern des kranken Mädchens zur Kinderärztin.

An dieser Stelle erinnern die Kinderärzte daran, dass es für Erwachsene und Kinder verschiedene Wattetupfer für den Corona-Test gibt. Jener für die Kinder ist dünn und weich. Die Pädiater wehren sich auch gegen im Netz verbreitete Fake News, nach denen das Stäbchen mit dem Wattetupfer leicht brechen könne.

„Die vorgesehene Bruchstelle ist mehr als zehn Zentimeter vom Wattetupfer entfernt. Der Tupfer wird normalerweise nie so weit eingeführt. In jedem Fall muss der Abstrich von eigens dafür geschultem Personal, das die Anatomie der Nase und des Rachens kennt, durchgeführt werden. Dabei müssen der geeignete Wattetupfer verwendet und das Kind still gehalten werden, sodass es während der Abnahme den Kopf nicht bewegen kann“, unterstreicht die Präsidentin des lombardischen Regionalverbandes der Italienischen Gesellschaft für Pädiatrie, SIP, Paola Marchisio.

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„Es handelt sich für das Kind dabei sicherlich um eine unangenehme Vorgehensweise, aber sie ist weniger invasiv als eine Blutabnahme. Wenn man den Eltern und besonders dem Kind mit geeigneten Worten den Abstrich für den Corona-Test erklärt, so unterscheidet sich die Prozedur kaum von jener, die für den Rachenabstrich, der für die Diagnose der Tonsillitis – für die Gaumenmandelentzündung –  praktiziert wird, notwendig ist. Wird der Abstrich auf geeignete Art und Weise und mit einem weichen und dünnen Wattetupfer durchgeführt, ist es für das Kind nicht unangenehm, weil der Tupfer der Anatomie der Nase folgt. Zudem handelt es sich um eine schnelle Untersuchung, die innerhalb weniger Sekunden vorbei ist“, klärt Paola Marchisio auf.

Diesen Worten einer angesehenen Fachärztin kann man nur zustimmen. Allerdings dürften Kinder, die das Pech haben, Corona-Leugner als Eltern zu haben, leider kaum von einer gemeinsamen Aufklärung der Eltern und des kleinen Patienten über den Abstrich für den Corona-Test profitieren.

 

Von: ka