Tierschützer üben harte Kritik, Zoo in Apulien bietet Aufnahme an – VIDEO

„JJ4 hat noch Junge und sollte nicht getötet werden“

Freitag, 14. April 2023 | 08:06 Uhr

Trient/Fasano – Nach den heftigen Äußerungen des Trentiner Landeshauptmanns Maurizio Fugatti und dem Bekanntwerden seiner Abschusspläne gehen die Wogen hoch.

Die italienischen Tierschutzorganisationen Oipa und Aida&a bekräftigten ihre Kritik an der geplanten Erlegung der Bärin JJ4 und anderer Bären, die von den Trentiner Verantwortlichen als „problematisch“ und „zu wenig scheu“ eingestuft wurden.

Veneri – Archivio Ufficio Stampa PAT/Maurizio Fugatti

Die beiden Tierschutzorganisationen wiederholten in Richtung der Trentiner Landesregierung erneut den Vorwurf, das Projekt Life Ursus vernachlässigt zu haben, und forderten den Landeshauptmann dazu auf, die Überwachung der Bären zu verbessern und die Zugangsregeln zum Naturpark zu verschärfen. Zugleich sorgt das Angebot des Zoo-Safariparks von Fasano in Apulien, die Bärin JJ4 aufzunehmen, für Aufsehen.

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Nachdem der Trentiner Landeshauptmann Maurizio Fugatti am Donnerstagvormittag mit Umweltorganisationen, der Politik früherer Regierungen und Gerichtsurteilen, die Abschussanordnungen aufgehoben hatten, hart ins Gericht gegangen war, ergriffen die beiden italienischen Tierschutzorganisationen Oipa und Aida&a ihrerseits das Wort, um an der bisherigen Herangehensweise der Trentiner Landesregierung heftige Kritik zu üben. Hauptkritikpunkt war dabei erneut der an den Landeshauptmann gerichtete Vorwurf, das Projekt Life Ursus vernachlässigt zu haben und nicht die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um eine friedliche Koexistenz zwischen den Bären und dem Menschen zu gewährleisten.

Facebook/Parco Nazionale d’Abruzzo, Lazio e Molise

Oipa, die bei den zuständigen Behörden eine Eingabe hinterlegt hat, um Einsicht in alle Akten und Dokumente zu erlangen, übt harte Kritik. „Der Landeshauptmann der Autonomen Provinz Trient hat eine Pressekonferenz einberufen, um die drei Bären MJ5, JJ4 und M62 zum Tode zu verurteilen, weil sie Bären sind“, schreibt Oipa in ihrer Pressemitteilung.

Facebook/Parco Nazionale d’Abruzzo Lazio e Molise

„Maurizio Fugatti und der zuständige Assessor haben die italienische Umweltbehörde Ispra und den ehemaligen Umweltminister Sergio Costa für die nie erfolgte Erlegung von JJ4 verantwortlich gemacht. Ihrer Darstellung zufolge, weil die Ispra in den vergangenen Jahren nie eine positive Stellungnahme abgegeben und Costa gegen eine Abschussanordnung gerichtlichen Rekurs eingelegt hatte. Wie auch der Zoologe Filippo Zibordi bestätigt, der sich seit über 20 Jahren mit den Trentiner Bären beschäftigt, ist die Entscheidung, ein Muttertier mit Jungen zu töten, äußerst schwerwiegend. Diese Vorgangsweise verstößt auch gegen die Richtlinien des Managementplans des Braunbären, Pacobace, der die Tötung von Bären mit Jungtieren nicht erlaubt“, so die Tierschutzorganisation in ihrer harschen Stellungnahme.

Facebook/Parco Nazionale d’Abruzzo, Lazio e Molise

„Darüber hinaus wünscht sich Fugatti auch den Tod des Bären M62, der noch nie einen Menschen angegriffen hat. Wir als Tierschutzorganisation fordern vom Trentino einen anderen Umgang mit den Wildtieren in ihrem Gebiet. Wir hoffen auf eine vernünftige Führung des Life Ursus-Projekts, das bisher vernachlässigt wurde. Was wir brauchen, ist eine bessere Überwachung der Bären, möglichst in Echtzeit, eine bessere Information der Bevölkerung und der Besucher, zum Schutz aller Tätigkeiten im Naturpark eine wirksame Gefahrenvorbeugung und mehr Respekt vor dem Tierleben. Die Übernahme von Protokollen, die andernorts bereits erfolgreich getestet wurden, wie zum Beispiel im Nationalpark Abruzzen, Latium und Molise, könnte helfen, dieses Ziel zu erreichen“, erklärt die Tierschutzorganisation in ihrer Aussendung.

Facebook/Parco Nazionale d’Abruzzo, Lazio e Molise

Zudem, so die Oipa, sollte überlegt werden, in besonders schützenswerten Bärengebieten die Bewegungsfreiheit des Menschen vorübergehend einzuschränken und in Absprache mit den zuständigen Behörden ökologische Korridore zu schaffen, die die natürliche Ausbreitung eines Teils der Bären, die heute den Naturpark Brenta-Adamello bevölkern, begünstigen.

Ente Parco Nazionale d’Abruzzo Lazio e Molise

Die Tierschutzorganisation Aida&a schlägt in dieselbe Kerbe. Sie teilte mit, ein Schreiben an das italienische Umweltschutzministerium gerichtet zu haben, das die Forderung nach einer Aussetzung der Abschussverordnung für die drei betroffenen Bären beinhaltet.

Unterdessen sorgt das Angebot des Zoo-Safariparks von Fasano in Apulien, die Bärin JJ4 zu übernehmen, für Aufsehen. Der Direktor des Zoo-Safariparks von Fasano, der der Familie von Andrea Papi sein Beileid ausdrückt, teilt mit, dass er die beschlossene Tötung der Bärin JJ4 ablehne. In seiner auf Facebook veröffentlichten Stellungnahme bietet er an, die Bärin JJ4 in seinem Safaripark aufzunehmen und, falls nötig, in Absprache mit den Behörden für sie ein eigenes Gehege zu errichten. „Wir sind bereit, sie aufzunehmen“, erklärt der Direktor des Zoo-Safariparks.

Facebook/Zoosafari Fasano | Pagina Ufficiale

Der Vorschlag, die Bärin nicht zu töten, sondern sie in einem Safaripark allen Besuchern zugänglich zu machen, findet in Italien nicht wenige Unterstützer. Allerdings kann dieses gutgemeinte Angebot keine Lösung für das Trentiner Bärenproblem sein.

Landeshauptmann Maurizio Fugatti hat nicht nur den Abschuss des Bären angeordnet, sondern ebenfalls die in seinen Augen vorliegende Notwendigkeit angesprochen, die Bärenpopulation im Trentino zu halbieren. „Das Projekt Life Ursus zur Wiederansiedlung von Bären im Trentino hatte eine Bärenpopulation von 50 Exemplaren vorgesehen, während nun an die 100 Exemplare im Trentino leben. Sollte man dieses Projekt weiterführen wollen, muss die ursprüngliche Zahl wieder hergestellt werden, das heißt, dass die Bärenpopulation mindestens halbiert werden muss“, so Fugatti.

Der Bürgermeister von Caldes, Antonio Maini, erklärt, der Bär halte sich mitten im Dorf auf. Das Berggebiet sei bewohnt und kein isoliertes Gelände. In den Wäldern von Caldes hatte die Bärin JJ4 auf einem Forstweg den 26-jährigen Bergläufer Andrea Papi am 5. April angegriffen und tödlich verwundet.

Von: ka