Schießerei im Krankenhaus aufgeklärt – drei Männer verhaftet – VIDEO

Junge „Camorristi“ tragen „Krieg“ in der Ersten Hilfe aus

Freitag, 27. September 2019 | 08:02 Uhr

Neapel – Nach Monaten intensiver Ermittlungsarbeit gelang es den Carabinieri von Neapel, die Verantwortlichen einer Schießerei, die im Mai in einer Ersten Hilfe stattgefunden und weit über die süditalienische Metropole hinaus für Entsetzen gesorgt hatte, ausfindig zu machen. Die Ermittlungen deckten aber auch die ganze Dreistigkeit der jungen „Camorristi“ auf, die nicht davor zurückschrecken, ihre „Kriege“ um die Vorherrschaft in den verschiedenen Vierteln auch in einem Krankenhaus auszutragen. Wann hat der Spuk ein Ende?

Es war in der Nacht vom 16. auf den 17. Mai, als mehrere junge Mitglieder verfeindeter Camorra-Clans aufeinandertrafen. Die teilweise gerade erst volljährig gewordenen, jungen „Camorristi“ kämpften bereits seit geraumer Zeit um die Vorherrschaft in den Quartieri Spagnoli – einem Viertel in der Nähe des Zentrums von Neapel – und hatten schon mehrmals aufeinander Anschläge verübt. In den meisten Fällen ging es dabei nicht darum, den „Gegner“ zu töten, sondern ihm nur mit einer Schussverletzung – meist in den Beinen – zu zeigen, wer im Viertel das Sagen hat und seinen kriminellen Geschäften nachgehen darf.

In den frühen Morgenstunden des 17. Mai kurz nach 2.00 Uhr traf der 19-jährige Giuseppe Iaselli einen seiner Widersacher, Vincenzo Rossi, und konnte ihn aus bisher ungeklärten Gründen dazu überreden, ihm auf dem Scooter zu folgen. Iaselli fuhr mit Rossi zu einem nahen Platz in der Via Toledo. Dort warteten aber bereits Freunde von Iaselli auf ihr Opfer. Mitten in der Via Toledo, der als einer der Epizentren des Nachtlebens der süditalienischen Metropole gilt, zog mindestens ein Camorrista seine Waffe und schoss dem 22-jährigen Vincenzo Rossi in die Beine. Als die Rettungskräfte eintrafen, suchten die Camorristi, die im Viertel auf das Gesetz des Schweigens zählen können, vorläufig das Weite.

ANSA/UFFICIO STAMPA CARABINIERI

Der verletzte 22-Jährige wurde erstversorgt und in das Krankenhaus Pellegrini von Neapel gebracht. Vincenzo Rossi, der genau wusste, von wem er angeschossen worden war, gab gegenüber den Ersthelfern an, dass ein Unbekannter auf ihn geschossen hätte. Aber noch bevor die Wahrheit ans Tageslicht kam, suchten ihn jene auf, die kurze Zeit vorher bereits einmal auf ihn Kugeln abgefeuert hatten. Während der 30-jährige Arturo Picco vor dem Krankenhaus auf seinen „Kollegen“ wartete, lief der 22-jährige Vincenzo D’Avino wild um sich schießend in die Erste Hilfe, wobei der besonders die Rettungskräfte ins Visier nahm. Die Menschen, die zu diesem Zeitpunkt in der Ersten Hilfe waren, suchten in wilder Panik das Weite. Es war nur dem Glück zu verdanken, dass diese Schießerei, die von mehreren Überwachungskameras aufgenommen wurde, „nur“ drei Leichtverletzte forderte. D’Avino hingegen ergriff mit einem Motorrad, dem vorher das Kennzeichen entfernt worden war, die Flucht. Eine weitere Überwachungskamera zeigte, wie er seine Pistole versteckte und über einen Balkon floh.

Nicht zuletzt dank dieser Aufnahmen gelang es den Carabinieri in Zusammenarbeit mit der Quästur von Neapel, nach monatelanger Ermittlungsarbeit die Verantwortlichen der beiden Schießereien ausfindig zu machen. Vincenzo D’Avino, Giuseppe Iaselli und Arturo Picco wurden wegen versuchten Mordes festgenommen und in eine Haftanstalt überstellt.

Der Erfolg der Carabinieri und der Polizeibeamten darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Kampf gegen das Organisierte Verbrechen noch einen weiten Weg vor sich hat. Traurig ist vor allem, dass sich junge Leute als Handlanger für die Camorra hergeben.

 

Von: ka