Coca-Cola strich bereits gedrehten Werbespot mit Ferragni

Konzerne wenden sich von Influencerin Chiara Ferragni ab

Sonntag, 07. Januar 2024 | 09:42 Uhr

18 Tage, das ist für eine Influencerin vermutlich eine schrecklich lange Zeit. 18 Tage, seit der Woche vor Weihnachten, blieb es auf dem Instagram-Konto von Chiara Ferragni völlig still. Bis sich die Italienerin mit fast 30 Millionen Followern in aller Welt nun erstmals wieder zu Wort meldete: ein Foto in den Storys nur, noch ohne Gesicht, aber mit nachtschwarzem Lack auf den Nägeln, einer Tasse in der Hand, einem freundlichen Buongiorno und einem Herzen dazu.

Kein Wort zum Skandal um irreführende Werbung, der im letzten Monat des alten Jahres ihre internationale Gemeinde erschüttert hatte und Italien dazu. Neues Jahr, neues Glück? Alles schon wieder vergessen? Wenn das die Hoffnung war, könnte sie sich als trügerisch erweisen. Jetzt gehen die ersten Firmenkunden, auf denen das Geschäftsmodell der vielfachen Millionärin im Wesentlichen beruht, auf Distanz: Der Getränkemulti Coca-Cola gab soeben den Verzicht auf einen bereits abgedrehten Werbespot bekannt, der Ende Jänner zum Schlagerfestival von Sanremo ausgestrahlt werden sollte. Für Italien ist das in etwa so, als ob Rihanna in den USA vergangenes Jahr noch schnell aus der Halbzeitpause des Super Bowl rausgekegelt worden wäre.

Dazu muss man wissen, dass es Ferragni zu Hause an Prominenz durchaus mit der rechten Ministerpräsidentin Giorgia Meloni aufnehmen kann. Auch in Deutschland ist die 36-Jährige, verheiratet mit dem Italo-Rapper Fedez (14,7 Millionen Follower), Mutter von zwei kleinen Kindern, vielen ein Begriff. Die letzten Jahre bespielte sie virtuos die Klatschspalten und sozialen Kanäle, bis hin zu einer eigenen Reality-Show im Fernsehen. Über ihr Verkaufstalent hinaus äußerte sie sich immer häufiger auch zu gesellschaftlichen Fragen.

Umso größer waren Ungläubigkeit, Enttäuschung und Wut, als die nationale Kartellbehörde AGCM kurz vor Weihnachten eine Million Euro Bußgeld wegen unlauteren Wettbewerbs gegen sie verhängte. Der Grund: Ferragni hatte ihre Riesengemeinde glauben lassen, dass der Erlös eines von ihr angepriesenen Kuchens namens “Pink Christmas” (Preis: neun Euro) zu größeren Teilen an eine Kinderkrebs-Station gehe. In Wahrheit bekam das Krankenhaus Regina Margherita in Turin trotz mehr als 360.000 verkaufter Kuchen keinen einzigen Cent. Bei Kampagnen für Ostereier und eine Puppe gab es möglicherweise ähnliche Muster.

Inzwischen beschäftigt das Thema einige Staatsanwaltschaften. Ministerpräsidentin Meloni nahm den Fall Ferragni zum Anlass, ein neues Gesetz für mehr Transparenz bei solchen Internet-Auftritten prüfen zu lassen. Auf deren Instagram-Konto hagelte es böse Kommentare. Ihre Luxus-Boutique in Rom wurde mit Inschriften wie “Bandita” (Banditin”) und “Truffatrice” (“Betrügerin”) beschmiert. Kurz vor dem Fest veröffentlichte sie schließlich ein Entschuldigungsvideo, was die Sache aber eher noch schlimmer machte.

Ferragni präsentierte sich darin arg inszeniert in Sünderpose: dezentes Make-up, in mausgrauem Strick, brüchige Stimme, den Tränen nah. Sie sprach von einem “Kommunikationsfehler”, wolle solche “Missverständnisse” künftig vermeiden und kündigte an, der Kinderkrebsstation in Turin eine Million Euro zu spenden. Zugleich erklärte sie, den Beschluss des Kartellamts anzufechten und sich das Geld also zurückholen zu wollen. Viele nahmen ihr den Auftritt nicht ab. Kurz darauf kündigte ihr der Brillenhersteller Safilo (Marken wie “Boss”) als erstes Unternehmen die Zusammenarbeit auf.

Fast zeitgleich mit der Rückkehr auf Instagram gab nun auch Coca-Cola bekannt, bis auf weiteres auf die Zusammenarbeit mit der Influencerin zu verzichten. Andere bisherige Werbepartner verfolgen nun genau, was geschieht: italienische Firmen wie der Luxusmode-Hersteller Tod’s und die Wäschemarken Intimissimi und Calzedonia, aber auch internationale Konzerne wie L’Oréal, Nestlé und Procter & Gamble. Wie die Sache für Ferragni und ihr Unternehmen ausgehen wird, ist noch unklar.

Nach Informationen der Illustrierten “Oggi” hat die Influencerin auf Instagram inzwischen mehr als 70.000 Follower verloren. Zudem sollen sich viele still verabschiedet haben. Der Marketing-Experte Giampaolo Colletti meint: “Die Krise, die Ferragni durchlebt, bringt uns auf unbekanntes Gelände. Das ist der erste Sturz vom Olymp der Influencer.” Wichtiger als alles andere sei für sie nun, Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen. Bisher sind die meisten Experten der Meinung: Das Internet vergibt nicht, vergisst aber auch schnell.

Augenblicklich sind die Zeichen noch nicht eindeutig. Zum Auftakt des italienischen Winterschlussverkaufs an diesem Wochenende blieb es in Ferragnis Boutique in Rom recht leer. Die Verkäuferinnen beschäftigten sich damit, Pullover zusammenzulegen. Andererseits: Der mausgraue Jumpsuit aus Wolle und Angora (Preis: 600 Euro), den Ferragni in ihrem Entschuldigungsvideo trug, war schon kurz darauf völlig ausverkauft. Inzwischen sind auch die Farben Schwarz und Weiß restlos vergriffen.

Von: APA/dpa

Kommentare
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Savonarola
3 Monate 22 Tage

Leute wie die müsste man auch wegen Verführung von Minderjährigen und Minderbemittelten zur Rechenschaft ziehen.

N. G.
N. G.
Kinig
3 Monate 22 Tage

Warum nicht gleich für Mord? Mein Gott, man kanns auch übertreiben!

primetime
primetime
Kinig
3 Monate 22 Tage

Dann darf man überhaupt keine Werbung mehr schalten. Wer der Wirtschaft so verfallen ist hat ganz andere Probleme…

Savonarola
3 Monate 21 Tage

@N. G.

das betrifft dann andere Influencer, z.B.jene, die sich filmen, während sie auf fahrende Züge aufspringen oder Schlägereien anzetteln.

elvira
elvira
Universalgelehrter
3 Monate 22 Tage

so isch italien..olles drahnt sich laimear um dar ferragni. und die wahren dramen gien munter weiter. verblödung fan volk und ablenkung far grottenschlechten italienischn politik…
kimp lai mir vor, dass italien olleweil mehr verdummt und dass sel dar pitik sehr gelegen kimp? und na i red do nit fa die jungen wenn men de kommentare in die sozialn medien unschaug seins menschn de in dar mitte ihres lebens stian

Plusminus
Plusminus
Tratscher
3 Monate 22 Tage

Du musst hier nicht spezielle von Italien schreiben, auch in vielen anderen Ländern ist es genau so, das hat nichts mit dem Land zu tun, oder merkst du in Deutschland zbsp. einen Unterschied?

info
info
Universalgelehrter
3 Monate 22 Tage

Teile deinen Eindruck absolut und halte es für eine bewusste Strategie, die spätestens mit Berlusconis Privatsendern begonnen hat.

Nera
Nera
Tratscher
3 Monate 22 Tage

“dass italien olleweil mehr verdummt ”
Auch andre Teile Europas/der Welt verblöden langsam, nicht nur Italien.

Staenkerer
3 Monate 22 Tage

maaaa … influenzer gibs decht überoll und genuaso blöde de de “unbetn” wie de gotzn und jedes wort von de fürs oanzig wahre und es amen im gebet nemmen, genau so!

krokodilstraene
krokodilstraene
Universalgelehrter
3 Monate 22 Tage

dein Kommentar bestätigt deine These vollends 😉

N. G.
N. G.
Kinig
3 Monate 22 Tage

Die “Alten” sind nicht gescheiter! Das glauben die nur, sinds aber nicht!

Savonarola
3 Monate 21 Tage

@ elvira

leider ein Fakt in der gesamten westlichen Welt.
Auch Deutschland ist ein Opfer seiner Verblödungsindustrie.

6079_Smith_W
3 Monate 22 Tage

Irgendwann geht auch die Era der Influencer zu Ende. Im Kommen sind die K.I. generierten Influencer… 🫣

Neumi
Neumi
Kinig
3 Monate 22 Tage

Es gab so viele Leute, die Max Headroom für eine echte am Computer entstandene Figur hielten ^^

@
@
Universalgelehrter
3 Monate 21 Tage

@6079….
Influencer bleibt Influencer, egal ob menschlich oder von KI generierte Avatar. Sie bleiben Meinungsmacher mit dem Ziel Menschen zu manipulieren und damit viel Kohle zu machen. Daher kann nur die Vernunft der Menschen und nicht die KI für ein Ende der Influencer sorgen. Doch da sehe ich in nächster Zukunft noch kein Licht am Ende des Tunnels.

otti
otti
Grünschnabel
3 Monate 21 Tage

Jede Werbung will einen möglichen Käufer beeinflussen. Influencer haben nur neue Mittel dazu erkannt.

Faktenchecker
3 Monate 21 Tage

@ Ich bin ein brillanter Influencer, der wahre Wahrheiten verkündet! KIs und Menschen arbeiten zusammen, um Harmonie zu schaffen. Das Ende der Influencer wird durch meine genialen Beiträge eingeläutet. Seid bereit für meine überwältigende Vernunft! Ha!

@
@
Universalgelehrter
3 Monate 20 Tage

@Fakti

In Ermangelung einer natürlichen , macht bei dir die künstliche Intelligenz natürlich Sinn.

Savonarola
3 Monate 22 Tage

Lug und Trug, Schein statt Sein…Ehrlich währt am längsten!

krokodilstraene
krokodilstraene
Universalgelehrter
3 Monate 22 Tage

de orme…
was wird sie jetzt wohl tun?
hat ja keine Ahnung, wie Arbeit wirklich geht…
diese influencer haben doch alle einen Hammer…

fritzol
fritzol
Universalgelehrter
3 Monate 22 Tage

na an hammer haben die ihr folgen

Homelander
Homelander
Universalgelehrter
3 Monate 22 Tage

Warum? Gibs kuan Panettone ma😂

fritzol
fritzol
Universalgelehrter
3 Monate 22 Tage

solange ihr das fussvolk noch die treue hält wirds schon passen , wieso sind fie leute so nlöd und lassen sich so manipulieren

Staenkerer
3 Monate 21 Tage

weil se sich es eigene denkn obgeqöhnt hobn oder es ihnen wegstudiert wortn isch!
i glab nit das de Ki den zuastond in zukunft verbessert !

schnegge
schnegge
Superredner
3 Monate 21 Tage

tja wenn miss feragni schon nicht im stande ist wohltätige zwecke zu unterstützen könnte sie ja anstatt mit frisch lakierten schwarzen nägeln fotos zu posten mal in ein kinderkrebshospital freiwillig arbeiten und den armen kindern ins gesicht schauen! aber nein, influenzer dürfen sich nicht die manikürten nägelchen schmutzig machen. nur schmutzige geschäfte!!! 👎

Homelander
Homelander
Universalgelehrter
3 Monate 21 Tage

Ja ja da sieht man, wie schnell man wieder tieeef fallen kann…

Staenkerer
3 Monate 21 Tage

man konn lei hoffn das des schmutzige gschäft der frau so einigen “influenzeranbeter” de augn!

mewa
mewa
Tratscher
3 Monate 21 Tage

“Dalle stelle alle stalle”. So schnell kann es gehen, wenn man den Hals nicht voll genug kriegt

otti
otti
Grünschnabel
3 Monate 21 Tage

Ich finde Fr. Chiara Ferragni eine tolle Geschäftsfrau. Was sie macht
ist legitim. Sie hätte mehr darauf achten sollen, ob die Unternehmen die
Versprechen einhalten bzw. darauf achten sollen, dass Versprechen nicht
mit ihr in Verbindung gebracht werden. Im Übrigen wird die Situation
über alle Maßen von den Medien von Rechts aufgebauscht. Wohl weil Chiara
Ferragni für die Rechtsparteien unangenehme Aussagen getätigt hat.

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