90 Prozent der italienischen Skipisten künstlich beschneit

Legambiente: Schnee wird in Italien ein rares Gut

Dienstag, 07. März 2023 | 18:20 Uhr
Update

Turin – Laut dem Dossiere “Nevediversa 2023” der Umweltschutzorganisation Legambiente wird Schnee zunehmend ein rares Gut.

In den Alpen und im Apennin schneit es immer seltener und weniger. Die Folge ist laut Legambiente, dass die künstliche Beschneiung verstärkt werden muss, um die negativen Auswirkungen auf den Wintertourismus einzudämmen. Dies sei allerdings eine Praxis, die nicht nachhaltig und teuer sei und auch der öffentlichen Hand Geld koste, stellt die Umweltorganisation fest.

Italien ist laut Schätzungen des Umweltschutzverbands jenes Alpenland, das am stärksten von der künstlichen Beschneiung abhängig ist – und zwar mit 90 Prozent an künstlich beschneiten Pisten, gefolgt von Österreich mit 70 Prozent, der Schweiz mit 50 Prozent und Frankreich mit 39 Prozent. Am niedrigsten ist der Anteil von Kunstschnee in Deutschland. Hier werden laut Legambiente nur 25 Prozent der Skipisten beschneit.

Laut der Nachrichtenagentur Ansa hat Legambiente in unmittelbarer Nähe zu Skigebieten 142 Speicherbecken registriert. Diese Becken mit einer Oberfläche von insgesamt 1.037.377 Quadratmetern würden vor allem zur künstlichen Beschneiung verwendet, was als “besorgniserregend” bezeichnet wird.

Am meisten Speicherbecken finden sich in der Region Trentino-Südtirol (59), gefolgt von der Lombardei (17) und dem Piemont (16).

Noch eine Zahl teilt die Umweltorganisation mit: In Italien erhöhten sich zuletzt die aufgelassenen Skianlagen. Demnach werden derzeit 249 stillgelegte Anlagen gezählt. 138 sind hingegen zeitweise geschlossen. Auch diese Zahl hat sich 2023 erhöht. Ebenfalls gestiegen ist die Zahl jener Skigebieten, die nur schwer über die Runden (181) kommen und Beiträge der öffentlichen Hand in Anspruch nehmen müssen.

Keine Lösung

Laut Legambiente ist das System der künstlichen Beschneiung keine nachhaltige Lösung, da es einen erheblichen Verbrauch an Wasser, Energie und Boden erfordert. “Außerdem beansprucht die künstliche Beschneiung immer größere Investitionen in neue Technologien und stellt eine enorme Belastung für die öffentliche Verwaltung dar. Ganz zu schweigen davon, dass die Kosten für die künstliche Beschneiung ebenfalls steigen: von etwa zwei Euro pro Kubikmeter in der Saison 2021/2022 auf drei bis sieben Euro pro Kubikmeter in der Saison 2022/2023”, berichtete der Verband über die Entwicklung in Italien.

Aus diesen Gründen wies Legambiente erneut darauf hin, dass es dringend notwendig sei, ein neues Modell für einen umweltverträglichen Wintertourismus in den Bergen zu entwickeln, das mit einer Diversifizierung der Aktivitäten beginne. “Die fortschreitende Klimakrise, die sich auch stark auf die Umwelt in den Bergen auswirkt, zwingt uns, dies zu tun”, so der Verband.

Von: luk