Von: ka
Bari – Die süditalienische Hafenstadt Bari war am Freitagabend Schauplatz von politisch motivierten Gewalttaten, die in ganz Italien für Aufsehen sorgten. Nach einer linksgerichteten Demonstration durch die Stadt, die sich gegen Rassismus richtete, wurden in der Nähe der lokalen CasaPound-Zentrale in der Nacht mehrere Demoteilnehmer von Rechtsextremen angegriffen. Dabei erlitten zwei Personen erhebliche Verletzungen.
Am Freitag herrschte in Bari eine spannungsgeladene Stimmung. Bereits im Vorfeld der von linken Verbänden und Parteien organisierten Demo „Mai con Salvini“(Nie mit Salvini, Anmerkung der Redaktion) hatten die Ordnungskräfte mit einem Großaufgebot viele Vorbereitungen getroffen, um Zusammenstöße zwischen linken Demonstranten und rechtsextremen Gegnern zu vermeiden. Während die Demonstration selbst einen recht ruhigen Verlauf nahm, kam es nach der Kundgebung zu einem schweren Zwischenfall.
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Es war am Freitagabend kurz nach 23.00 Uhr, als eine kleine Gruppe von Demoteilnehmern – darunter auch die EU-Parlamentarierin Eleonora Forenza der linksgerichteten Partei Potere al Popolo – die inzwischen beendete Demonstration verließen. Laut ihren Aussagen wurden sie in der Nähe der lokalen Zentrale der neofaschistischen Bewegung CasaPound von einer ungefähr zehnköpfigen Gruppe von Rechtsextremen angegriffen. Die vermummten Neofaschisten, bei denen es sich vermutlich um Aktivisten von CasaPound handelte, prügelten mit Baseballschlägern, Ketten und Schlagringen auf die kleine Gruppe von linken Demonstranten ein. Zwei der Opfer trugen von der Attacke Verletzungen im Gesicht und am Kopf davon. Eines der beiden Opfer – bei ihm handelt es sich um den Assistenten der EU-Parlamentarierin – wurde beim Angriff schwer verletzt. Als die Rettungskräfte am Tatort eintrafen, war der Mann bewusstlos. Seine Kopfverletzung musste in der Poliklinik von Bari mit neun Stichen genäht werden.
Zum genauen Hergang der Tat gehen die Meinungen weit auseinander. Während die Opfer des Angriffs und die EU-Parlamentarierin Eleonora Forenza von einem „agguato squadrista“(von einem von Mitgliedern einer faschistischen Sturmabteilung verübten Hinterhalt, Anmerkung der Redaktion) sprachen, behaupteten militante Aktivisten von CasaPound, provoziert und beleidigt worden zu sein und aus diesem Grund reagiert zu haben.
Gerade um Zwischenfälle zu vermeiden, waren der Sitz des lokalen CasaPound-Ablegers und seine Umgebung während der Demonstration von der Polizei abgeriegelt worden. Dies konnte aber die Gewalttat, die nach der Demo stattfand, nicht verhindern. Als die Nachricht vom Angriff andere heimkehrende Demonstranten erreichte, kam es in der Nacht in der Umgebung des CasaPound-Sitzes noch zu einigen „heißen Momenten“.
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Die Quästur von Bari nahm die Personalien von 30 CasaPound-Aktivisten auf, welche sich zur Tatzeit vor dem Sitz ihrer Bewegung befanden. Unter ihnen befinden sich laut der Polizei mindestens fünf militante Mitglieder, die für den Angriff hauptverantwortlich sein sollen. Die EU-Parlamentarierin Eleonora Forenza und die Mitglieder ihrer Gruppe kündigten neben nicht näher beschriebenen „politischen Konsequenzen“ auch rechtliche Schritte an.
#Bari Spranghe e tirapugni contro corteo antirazzista, dove sfilavano anche bimbi nei passeggini.
(#Tg2 ore 13 del 22/09/2018) pic.twitter.com/Bx45b63ks9— Tg2 (@tg2rai) September 22, 2018
Die Nachricht vom Angriff auf die Demonstranten in Bari zog am Samstag im politischen Italien weite Kreise und verschärfte noch einmal das zwischen Gegnern und Anhängern der Einwanderungspolitik von Innenminister Matteo Salvini herrschende politische Klima.