Starke Abnahme bei Diebstählen und Raubüberfällen

Lockdown: 61 Prozent weniger Straftaten

Dienstag, 30. Juni 2020 | 07:01 Uhr

Rom – Die Daten des römischen Innenministeriums zeigen eine starke Abnahme der Straftaten während des Lockdowns. Insgesamt gingen sie um fast zwei Drittel zurück.

Während besonders bei den Diebstählen und Raubüberfällen überdurchschnittliche Rückgänge beobachtet wurden, waren Betrugsdelikte von der Abnahme weniger stark betroffen. Letztere konnten teilweise sogar von der Covid-19-Notlage profitieren, weil die Knappheit an persönlichen Schutzausrüstungen vielen Betrügern neue kriminelle Geschäftsfelder ermöglicht hatte.

Die letzten Zahlen des Innenministeriums bergen einige Überraschungen. Laut diesen Daten wurden in Italien zwischen dem 1. März und dem 10. Mai insgesamt 175.693 Straftaten begangen. Im gleichen Zeitraum des Jahres 2019 waren es hingegen noch 447.537 gewesen. Dem Innenministerium zufolge handelt es sich dabei jedoch um „noch nicht konsolidierte Daten, die aber dennoch eine Feststellung des Verhaltens sowohl der allgemeinen, als auch der Organisierten Kriminalität während eines Zeitraums zulassen, für den es aufgrund seiner absoluten Besonderheiten keinen Vergleich gibt“.

Polizia di Stato

Bei den Eigentumsdelikten wurde ein besonders starker Rückgang beobachtet. Fälschungsdelikte, Wohnungseinbrüche, Diebstähle und Raubüberfälle gingen jeweils um 83, 76, 74 und 63 Prozent zurück. Wenig überraschend wurden analog dazu auch in den Läden und den Einkaufszentren 68 Prozent weniger Eigentumsdelikte gezählt. Die geringe Anzahl von Delikten konzentrierte sich im besagten Zeitraum auf die wenigen noch offenen Verkaufszentren wie Supermärkte, Apotheken und Tabaktrafiken.

Mit einem Minus von 48 Prozent halbierten sich gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahrs auch die Betrugsdelikte. Die gegenüber den Eigentumsdelikten geringere Abnahme ist laut den Experten vor allem darauf zurückzuführen, dass Betrüger die Not der Menschen für sich zu nutzen wussten. Eine nicht geringe Anzahl dieser Kriminellen konnte von der Covid-19-Notlage profitieren, weil die Knappheit an persönlichen Schutzausrüstungen vielen Betrügern neue kriminelle Geschäftsfelder ermöglicht hatte. Andere Betrüger hingegen lockten ihre von der wirtschaftlichen Krise geplagten Opfer mit der Aussicht auf finanzielle Zuwendungen in eine Falle. Mit Techniken wie Smishing gelang es diesen betrügerischen Kriminellen, Zugriff auf sensible Daten ihrer Opfer zu erhalten, was es ihnen erlaubte, ihre Konten leerzuräumen.

Auch die gegen die Person gerichteten Straftaten registrierten einen starken Rückgang. Bei schweren Verbrechen wie sexuelle Gewalt, Kinderpornografie sowie vorsätzliche Tötung wurde ein Rückgang von jeweils 66, 58 und 56 Prozent beobachtet. Die Drogendelikte hingegen konnten sich mit einem Minus von „nur“ 28 Prozent in der Krise noch recht gut halten. Dem Innenministerium zufolge verstanden es viele Kuriere, die wenigen, während des Lockdowns noch erlaubten „Fahrmöglichkeiten“ wie etwa Lebensmittellieferservices dazu zu missbrauchen, um ihre Drogen frei ins Haus zu liefern. Was jedoch die Verbrechen mit sexuellem Hintergrund anbelangt, merkten Frauenrechts- und Opferschutzvereinigungen an, das der Rückgang der Anzeigen in erster Linie auf die Unmöglichkeit, das Haus zu verlassen, zurückzuführen sein könnte.

Diese Annahme ist nicht ohne Grundlage. Von Ende März bis zum 10. Mai stiegen die Straftaten, die geschlechtsspezifische Gewalt „anzeigen“ – dazu gehören vor allem Stalking sowie häusliche und sexuelle Gewalt – von 886 auf 1.080 Fälle an, wobei besonders die Misshandlungen gegenüber dem Partner und den Angehörigen stark zunahmen.

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Auch die Umweltverbrechen, die insbesondere die Abfallentsorgung und die Bauwirtschaft betreffen, nahmen mit einem Minus von 82,4 Prozent stark ab. Das gilt allerdings nicht für alle Sparten. Die Carabinieri leiteten Ermittlungen ein, um den Kreislauf der aus dem Gesundheitswesen stammenden Sonderabfälle genau unter die Lupe zu nehmen.

Da Zahlen an sich sind eigentlich wenig überraschend. Vielmehr wäre es wünschenswert, zu wissen, wie der während des Lockdowns festgestellte, positive Trend abnehmender Straftaten fortgesetzt werden könne.

Von: ka