Von: ka
Mailand – Nach langwierigen Ermittlungen gelang es den Beamten der Quästur von Mailand, eine Bande von sogenannten „unbegleiteten Minderjährigen“, die in den letzten Monaten die Umgebung des Mailänder Ausgehviertels „Navigli“ terrorisiert hatten, zu zerschlagen und drei Gangmitglieder festzunehmen. Ihre fünf Mitglieder, die in zwei verlassenen Autowracks lebten und von denen zum Zeitpunkt der Taten nur einer volljährig war, verübten in den letzten fünf Monaten mindestens neun brutale Überfälle auf Gleichaltrige. Zudem handelte die Gang mit Drogen.
Il fascino e la suggestione della #Milano dei #Navigli!#buonagiornata pic.twitter.com/hDSEqwfW0H
— Mauro Molinaroli (@MauroMolinaroli) February 12, 2020
Nachdem in den vergangenen Monaten mehrere im Mailänder Ausgehviertel „Navigli“ verübte, brutale Raubüberfälle die lombardische Metropole aufgeschreckt hatten, nahm die Quästur von Mailand Ermittlungen auf. Die ersten Zeugenaussagen der Opfer hatten es wirklich in sich. Die meist minderjährigen oder kaum volljährigen Gewaltopfer gaben an, dass sie ihrem Anschein nach zuerst zufällig ausgewählt und anschließend von allen fünf Gangmitgliedern umzingelt worden waren. Kurz darauf hatten die fünf Mitglieder der Bande zerbrochene Glasflaschen in die Hand genommen, das Opfer oftmals verprügelt und aller Wertsachen wie Smartphones und Bargeld entledigt. Ein Opfer war sogar auf die Geleise des nahen Bahnhofs geworfen worden, wobei ihm die Gang gedroht hatte, ihn bis zur Ankunft des nächsten Zuges auf die Schienen zu drücken.
Allerdings kam einem Opfer vor, als ob die Täter mehr als nur Wertsachen gesucht hätten. „Es ist so gewesen, als ob sie durch die betont übermäßige Gewalt die Befreiung aus sozialer Not gesucht hätten“, so ein Gewaltopfer gegenüber der Polizei.
#Milano, rapinavano ragazzi in zona navigli: la Polizia di Stato arresta baby gang.Ieri i #poliziotti del…
Pubblicato da Questura di Milano su Mercoledì 12 febbraio 2020
Mit dem Fortlauf der Ermittlungen zog sich die Schlinge um die fünfköpfige Gang immer mehr zu. Die Untersuchungen ergaben, dass die Jugendgang aus fünf ursprünglich aus Ägypten stammenden, sogenannten „unbegleiteten Minderjährigen“ bestand. Nachdem die Minderjährigen nach ihrer Überfahrt wie vom Gesetz vorgesehen in Unterkünften für minderjährige Migranten untergebracht worden waren, hatten sie bald die Flucht ergriffen. Die Minderjährigen, die untereinander nicht verwandt waren, sich aber unter sich dennoch als „Brüder“ bezeichneten, hatten sich in der Folge nach Norditalien durchgeschlagen und waren in der Großstadt untergetaucht. In Mailand, in der Nähe der „Navigli“, hatte die Jugendgang zwei Autowracks bezogen, in denen sie sich untertags ausruhten. In der Nacht hingegen zogen die Gangmitglieder, die „ihr“ Viertel nie verlassen hatten, aus, um nach möglichen Opfern und nach Kunden, denen sie ihre Drogen verkaufen konnten, Ausschau zu halten.
#Milano, rapine in zona Navigli: arrestati tre minori https://t.co/kWbDJlIVId
— Sky tg24 (@SkyTG24) February 12, 2020
Nach Abschluss der Untersuchungen, die Zeugenaussagen, die Auswertung von Bildern der Überwachungskameras sowie klassische Polizeiarbeit beinhaltet hatten, schlugen die Polizeibeamten zu. Im Rahmen der Operation kam heraus, dass der einzige Volljährige und Kopf der Gruppe bereits vor Monaten wegen Drogenhandels verhaftet, des Staatsgebiets verwiesen und nach Ägypten begleitet worden war. Einem anderen Mitglied gelang es, sich der Festnahme zu entziehen und unterzutauchen. Die übrig gebliebenen Mitglieder der Jugendgang wurden hingegen verhaftet oder suchten aus freien Stücken das Kommissariat auf. Zwei von ihnen brachen dort in Tränen aus und gestanden eine Vielzahl von Überfällen. Nach dem Verhör wurden die drei Minderjährigen in das Jugendgefängnis überstellt.
Milano: ragazzini rapinati sui Navigli, presa baby gang di egiziani.
Otto le rapine compiute dai minorenni.https://t.co/xqOwKVmUUe— Imola Oggi (@ImolaOggi) February 12, 2020
Der Fall der Mailänder Jugendgang wirft einmal mehr die Frage nach den „unbegleiteten Minderjährigen“ auf. Die Behörden wissen seit Langem, dass Jugendliche die zutiefst armen, mehrheitlich christlich-koptischen Gebiete im Süden Ägyptens verlassen und ihr Glück in Europa versuchen. In Italien eingetroffen, werden sie schnell von der bitteren Realität eingeholt. Nicht selten nehmen die Jugendlichen Reißaus und geraten auf die schiefe Bahn. Wie das verhindert werden kann, fragen sich viele Italiener.