Von: mk
Sanremo – Sänger Marco Mengoni ist der Gewinner der 73. Ausgabe des Festivals von Sanremo in Italien. Mit seinem Titel “Due vite” setzte er sich gegen Lazza, Mr. Rain, Ultimo und Tananai durch. Für Aufsehen sorgte auch die Friedensbotschaft des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj.
Das Schlagerfestival ist bekanntermaßen ein Fixpunkt der italienischen Kultur. Vor dem Fernseher versammelt sich Anfang Februar die ganze Nation, um den Künstlern zu lauschen. Karrieren wie die von Adriano Celentano oder Zucchero haben hier ihren Ausgangspunkt. Der Sieger des Festivals wird Italien beim Eurovision Song Contest (ESC) vertreten. Mengoni, der als Favorit ins Rennen ging, hatte auch 2013 in Sanremo gewonnen.
Festivalmoderator Amadeus hat einen Brief verlesen, den Selenskyj der Fernsehanstalt RAI im Vorfeld geschickt hatte. In dem Brief bedankte sich Selenskyj bei dem italienischen Volk und er äußerte seine Gewissheit darüber, dass die Ukraine den Krieg gewinnen werde.
Die Ukraine werde diesen Krieg gemeinsam mit der freien Welt gewinnen – dank der Stimme der Freiheit, der Demokratie und gewiss auch der Kultur, hieß es in dem Brief. „Ich wünsche allen Finalisten vom tiefsten meines Herzens Erfolg“ schrieb Selenskyj. Gleichzeitig lud er den Sieger heuer nach Kiew ein – am „Tag des Siegs“. Der Sieg entstehe unter extrem schwierigen Bedingungen und sei den Verteidigern der Ukraine und deren Mut zu verdanken, hieß es in dem Brief.
Selenskyj unterstrich den Wert von Musik in der Welt. “Ich bin sicher, dass wir eines Tages alle gemeinsam das Lied unseres Sieges hören werden.” Anschließend trat die ukrainische Rockgruppe Antytila auf.
Schon seit Wochen sorgte Selenskyj im Zusammenhang mit Sanremo in Italien für Aufregung. Eigentlich war geplant, dass bei einer der Shows eine Videobotschaft des Ukrainers gezeigt wird. Dagegen aber protestierten einige Politiker, allen voran Verkehrsminister Matteo Salvini. Der Chef der rechtspopulistischen Lega – jahrelang als großer Fan des russischen Präsidenten Wladimir Putin bekannt – meinte, dass das Musikfestival unpolitisch bleiben sollte.
Dies blieb es freilich nicht: An den diversen Abenden warteten die Moderatoren und Gäste oft mit politischen und gesellschaftlichen Botschaften auf. Italiens bekannteste Influencerin Chiara Ferragni etwa sprach sich für das Recht der Frauen auf Abtreibung und gegen Bodyshaming aus. Die Weltklasse-Volleyballerin Paola Egonu kritisierte, dass Italien auch 2023 ein rassistisches Land sei. Am Eröffnungsabend war Staatspräsident Sergio Mattarella zu Gast, der Komiker Roberto Benigni sang ein Loblied auf die Verfassung.
Das Festival von Sanremo fand zum 73. Mal statt und sorgt in dem Mittelmeerland immer wieder für Rekordquoten. Auch dieses Mal lockte es die Italiener in Scharen vor die TV-Geräte und bescherte dem öffentlich-rechtlichen Sender Rai am Schlussabend eine Quote von rund 66 Prozent in der ersten Hälfte der Show. Nach Mitternacht war der Marktanteil mit knapp 74 Prozent noch höher, wie mitgeteilt wurde.
Emotionalen Beifall ernteten auch Gino Paoli und Ornella Vanoni. Internationale Gäste waren die Gruppe Depeche Mode, die neben “Personal Jesus” auch ihre neue Single “Ghosts Again” präsentierte. Das Duo aus Colapesce und Dimartino wurde für ihren Titel “Splash” mit dem Kritikerpreis ausgezeichnet.