Verdacht: Norovirus im Wassernetz

Massenausbruch von Magen-Darm-Infektionen am Gardasee

Samstag, 29. Juni 2024 | 04:23 Uhr

Von: luk

Torri del Benàco – In dem idyllischen Dörfchen Torri del Benàco am Ostufer des Gardasees gibt es aktuell wenig Grund zur Freude. Statt fröhlichem Urlaubstreiben herrscht dort ein Massen-Ausbruch von Magen-Darm-Infektionen. Rund 200 bis 300 Einwohner des 3.000-Seelen-Dorfs hat es erwischt – der Übeltäter: der Norovirus. Die Inkubationszeit reicht bis zu zwei Tage, die Symptomatik kann bis zu 60 Stunden andauern.

Das trinkbare Abenteuer

Alles begann Mitte der Woche, als sich zahlreiche Bürger über Übelkeit, Erbrechen und Durchfall beklagten. In einer Blitzaktion landeten viele von ihnen im Krankenhaus von Peschiera del Garda oder riefen den Notdienst. Die Diagnose? Norovirus – der Feind jedes unbeschwerten Trinkgenusses.

Woher kommt der Virus? Die Untersuchungen laufen noch, aber es sieht ganz danach aus, als hätte sich das Virus im Wassernetz des Ortes breitgemacht. Um die Lage in den Griff zu bekommen, hat der Bürgermeister von Torri del Benàco, Stefano Nicotra, vorsorglich ein Trinkwasserverbot erlassen. Ab sofort heißt es quasi: Finger weg vom Wasserhahn – zumindest wenn man daraus trinken möchte.

Altes Netz in neuer Bedrängnis

Ein Blick hinter die Kulissen zeigt: Die Lage war schon vor dem Ausbruch angespannt. Die alten Abwasserleitungen konnten dem steigenden Wasserspiegel des Gardasees und den sintflutartigen Regenfällen der letzten Zeit nicht standhalten. Das Resultat: Abwasser in den Straßen und am Ufer – und möglicherweise auch im Trinkwasser. Dabei ist zu wissen, dass einige Gemeinden am Gardasee ihre Trinkwasserreservoirs auch mit dem Wasser aus dem See füllen. Es wird in einer Tiefe von 30 Meter abgezwackt – so auch in Torri del Benàco.

Techniker der Umweltbehörde Arpav und der Gardasee-Wasserwerke (Ags) haben bereits Proben entnommen. “Wir haben sicherheitshalber die Chlordosis in den Leitungen erhöht”, erklärt Carlo Voi, Direktor der Ags. Derzeit gibt es keine Beweise, dass der Virus im Wasser ist, aber bis die Laborergebnisse vorliegen, bleibt Vorsicht die Mutter der Porzellankiste.

Bis zur endgültigen Klärung der Lage heißt es für die Einwohner und Besucher von Torri del Benàco: Flaschenwasser trinken und die Wasserhähne meiden. Bleibt zu hoffen, dass bald Entwarnung gegeben werden kann und die Bewohner wieder ohne Bedenken das Wasser ihrer Leitung genießen können.