Von: luk
Rom – Die italienischen Städte Venedig, Mailand, Florenz und Rom können ein Lied vom Overtourism singen. Rimini hingegen wird im Sommer von Urlaubern überschwemmt. Aber auch kleinere Destinationen leiden unter Übertourismus: Dazu gehören Bozen, Livorno, Trient oder Verona. Sie gelten laut Ansa als die am meisten gefährdeten Provinzdestinationen Italiens.
Index als Leitfaden
Dies geht aus einer Demoskopika-Studie zum Übertourismus (Icst) hervor. Die dazugehörige interaktive Karte wurde am Mittwoch exklusiv von Ansa veröffentlicht. Mit dem noch experimentellen Index soll die touristische Überlastung anhand einer Kombination von fünf Indikatoren gemessen werden.
Besonders vom Overtourismus betroffen sind demnach, Rimini, Venedig, Bozen, Livorno, Trient, Verona und Neapel. Ebenfalls im oberen Feld stehen die Gebiete rund um Savona, Ravenna, Rom, Triest, Imperia, La Spezia (Cinque terre), Grosseto, Florenz, Görz, Aosta sowie Forlì-Cesena. Moderater geht es in Siena, Monza della Brianza, Brescia, Padua, Genua, Sassari, Vibo Valentia, Lucca, Pistoia, Como, Bologna, Pisa, Persaro und Urbino zu.
Doch es gibt auch die andere Seite der Medaille: Exemplarisch dafür stehen die Regionen um Benevento, Rieti, Reggio Calabria, Isernia und Campobasso. Sie leiden kaum unter Massentourismus. In diesen Destinationen, die in der Analyse in der Kategorie “sehr niedrig” eingestuft wurden, ist die touristische Überlastung minimal und hat nur begrenzte Auswirkungen auf die Infrastruktur und die Bevölkerung.
Besorgnisserregende Entwicklung
Rimini, Venedig, Bozen, Livorno, Trient, Verona und Neapel “leiden” laut Demoskopika also am meisten unter dem Phänomen des Übertourismus. Sie erhalten auf der Bewertungsskala der Forscher den Wert “sehr hoch”.
Mit anderen Worten: In den Gebieten mit Überbelegung sei die Situation mehr als besorgniserregend und habe kritische Auswirkungen auf die Lebensqualität vor Ort und die Nachhaltigkeit der Destinationen. “Die Positionierung von Destinationen wie Rom und Florenz auf der ‘hohen’ Stufe des Index ist auch angesichts der Größe der Städte mehr als relevant. Gerade in diesen Destinationen”, so die Forscher des Instituts, “gibt es einen erheblichen Druck auf die lokalen Ressourcen und deutliche Probleme bei der Bewältigung der Touristenströme.”
Fünf Indikatoren
Die fünf von den Demoskopika-Forschern ermittelten Indikatoren sind: Tourismusdichte, Beherbergungsdichte, Tourismusintensität, Bruttonutzung und Anteil des Tourismus am Abfallaufkommen.
Der Tourismus-Index soll zu einem besseren Verständnis der lokalen Tourismussysteme beitragen, indem er aufzeigt, wie sich der Tourismus auf die Bevölkerungsdichte, die Nutzung der Beherbergungsinfrastruktur, die Intensität der touristischen Interaktion im Verhältnis zu den Einwohnern und schließlich auf die Umweltauswirkungen im Zusammenhang mit der Abfallwirtschaft auswirkt.
Tourismusmanagement als Lösung
“Overtourism”, so Raffaele Rio, Präsident von Demoskopika, “bedroht nicht nur die Nachhaltigkeit unserer beliebtesten Reiseziele, sondern birgt auch die Gefahr, die Erlebnisqualität der Besucher und die Lebensqualität der Einheimischen zu beeinträchtigen. Die Überlastung im Tourismusbereich ist ein Alarmsignal, das uns zum Handeln auffordert, um einen verantwortungsvolleren und nachhaltigeren Tourismus zu fördern. Es ist von grundlegender Bedeutung”, so Rio, “eine Politik des Tourismusmanagements einzuführen, die zeitliche und zahlenmäßige Beschränkungen für den Zugang zu den am stärksten gefährdeten Orten vorsieht, zusammen mit Strategien zur Förderung alternativer Reiseziele, die weniger bekannt, aber ebenso reich an Kultur und Schönheit sind, sowie Anreize für den Tourismus außerhalb der Saison zu schaffen, indem Orte in weniger überfüllten Zeiten gefördert werden.”
In diesem Sinne wolle Demoskopika die institutionellen Entscheidungsträger beim Monitoring der Auswirkungen des Tourismus unterstützen. Ziel sei es, ein Gleichgewicht zwischen wirtschaftlichen Bedürfnissen und ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit herzustellen. “Es ist an der Zeit, bewusst und verantwortungsvoll zu handeln, damit der Tourismus eine Quelle der kulturellen Bereicherung und der wirtschaftlichen Entwicklung bleibt, ohne zu einer Belastung für zukünftige Generationen zu werden”, schließt Raffaele Rio.