Rassistisches Spruchband der Neofaschisten gegen Balotelli

„Mehr dumm als schwarz“

Dienstag, 19. Juni 2018 | 08:00 Uhr

Brescia – Viele Passanten und Autofahrer trauten ihren Augen kaum, als sie im Vorbeigehen oder Vorbeifahren ein Spruchband der Neofaschisten von Forza Nuova sahen. Auf dem Sprachband stand im brescianischen Dialekt in großen an die Zwanzigerjahre erinnernden Lettern „Balotelli ta het piö enhiminit che negher“ was übersetzt in Standarditalienisch „Balotelli sei più stupido che nero“(„Balotelli, du bist mehr dumm als schwarz“, Anmerkung der Redaktion) geschrieben.

ANSA/ FORZA NUOVA

Mit dieser massiven rassistischen Beleidigung greifen die Neofaschisten von Forza Nuova Mario Balotelli wegen seines Engagements gegen Rassismus und für den Ius soli an. Der dunkelhäutige italienische Fußballspieler, der nicht zuletzt durch seinen Treffer bei der Europameisterschaft 2012 gegen Deutschland weltberühmt geworden war, hatte sich bereits anlässlich der Diskussion im Parlament zum Ius soli zu Wort gemeldet. Er hatte sich damals vehement für das Prinzip eingesetzt, nach dem Italien seine Staatsbürgerschaft an alle Kinder verleihen soll, die auf seinem Staatsgebiet geboren werden. Auch andere Tätigkeiten von Balotelli, wie sein Einsatz für die Flüchtlinge und sein Kampf gegen den Rassismus, stoßen den neofaschistischen Aktivisten von Forza Nuova sauer auf. Unter anderem wird „Supermario“, wie Balotelli von seinen Fans liebevoll genannt wird, beim „Festival dell’Orgoglio migrante antirazzista“ in Pontida – einer Gegenveranstaltung zum bekannten Fest der rechtspopulistischen Lega – auftreten. Auch diese Veranstaltung wurde vermutlich nicht zufällig gewählt. Balotelli kritisierte bereits mehrmals Innenminister Matteo Salvini für seine harte Linie in der Flüchtlingsfrage. Dass aber Balotelli die Kapitänsbinde der italienischen Nationalmannschaft erhalten hatte, dürfte bei den Neofaschisten endgültig das Fass zum Überlaufen gebracht haben. Bereits beim Freundschaftsspiel Italien gegen Saudi Arabien in Sankt Gallen in der Schweiz sorgte ein Spruchband mit dem Satz „Il mio capitano è di sangue italiano“(„Mein Kapitän ist italienischen Blutes“, Anmerkung der Redaktion) für Aufregung.

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Die Neofaschisten wählten für ihr rassistisches Spruchband nicht zufällig Brescia aus, ist ja die lombardische Stadt die Heimat des bekannten Stürmers. Auf ihrer Facebook-Seite räumten die Neofaschisten von Forza Nuova die Urheberschaft des rassistischen Spruchbandes ein und rieten Balotelli dazu, auf einige afrikanische Bischöfe zu hören, die vor der mit der Aufnahme von Flüchtlingen in Zusammenhang stehenden „Geschäftemacherei und Ausbeutung“ gewarnt hätten und ihre Landsleute vom Auswandern abgeraten hätten. Die jungen Männer – so Forza Nuova auf Facebook – täten besser daran, zu bleiben und, vielleicht mit der Hilfe eines Landsmanns, der nur einen seiner Ferraris verkaufen müsste, um viele seiner Landsleute glücklich zu machen, ihr Land aufzubauen.

Balotelli selbst reagierte noch nicht auf den rassistischen Angriff. Kenner glauben aber nicht, dass sich der Kapitän der italienischen Fußballnationalmannschaft von einem Spruchband beeindrucken lässt.

Von: ka