Von: mk
Rovereto – Der gewaltsame Tod von Iris Setti (61) in der Nacht auf Sonntag hat weit über Rovereto hinaus hohe Wellen geschlagen. Die Frau war, wie berichtet, am Samstagabend in einem Park in Rovereto von einem bereits polizeibekannten Nicht-EU-Bürger angegriffen und brutal zusammengeschlagen worden. Der Fall hat italienweit für Entsetzen gesorgt. Nicola Molteni, Staatssekretär im römischen Innenministerium, hat in Rovereto erklärt, es müsse vermieden werden, dass sich solche Fälle wiederholen. Doch auch Psychiater haben sich zu Wort gemeldet.
Über Minuten soll Nweke Chukwuka (37) aus Nigeria auf sein Opfer eingedroschen und die Frau so schwer verletzt haben, dass sie wenig später im Krankenhaus verstorben ist. Molteni erklärte bei einem Treffen des Sicherheitskomitees in Rovereto, das Thema stehe in Zusammenhang mit der öffentlichen Sicherheit, der Migration aber auch mit dem gesellschaftlichen und medizinischen Umgang von vulnerablen Subjekten. Aufgrund zunehmender Einwanderung über das Mittelmeer kämen vermehrt unbegleitete Minderjährige nach Italien, die sich in psychisch instabiler Verfassung befinden.
Medienberichten zufolge hat auch die Familie des 37-Jährigen vor dessen Gefährlichkeit gewarnt. Aufgrund seines psychischen Zustands hätten seine Schwestern die Zwangseinweisung in eine Psychiatrie beantragt. Dies sei allerdings nicht passiert.
Professor Fabrizio Starace, Berater der Vereinigung „luca Coscioni“ und Direktor der Abteilung für psychische Gesundheit im Sanitätsbetrieb von Modena war Mitglied des technisch-wissenschaftlichen Komitees der Regierung in Rom während der zweiten Phase Corona-Krise. Auch meldet sich in Zusammenhang mit der Bluttat zu Wort und warnt vor unscharfen Begrifflichkeiten.
Oft würden Kurzschlussverbindungen gezogen: Gewalt und antisoziales Verhalten würden oft vorschnell zur psychischen Störung erklärt. „Man muss zwischen einem gewalttätigen Verhalten, das von psychiatrischen Symptomen bestimmt wird – wie etwa das Hören von Stimmen, die mich auffordern, jemanden zu töten, weil er der Teufel ist –, von aggressiven und antisozialen Handlungen unterscheiden“, betont Starace. Die Verantwortung für Letzteres liege allein beim Betroffenen.
Besteht der Verdacht einer psychischen Störung, wie ihn die Familienangehörigen des 37-Jährigen offenbar hatten, müsse man sich an einen Arzt wenden, der eine Untersuchung durchführt. Erklärt sich die Person dazu nicht bereit, könne die Untersuchung auch erzwungen werden, sagt Starace. Dafür sei die Verordnung des Bürgermeisters aufgrund einer begründeten Anfrage eines Arztes notwendig. „Eine Zwangsuntersuchung hat nicht immer eine Zwangseinweisung zur Folge, aber es kann eine Möglichkeit sein, um in Kontakt mit dem Individuum zu treten“, so Starace.
In der Vergangenheit war der 37-Jährige bereits zur Unterschriftspflicht bei den Carabinieri verdonnert worden, weil es zu einer Prügelei mit einem Radfahrer gekommen war. „Es ist klar, dass solche Maßnahmen in Proportion zu den verübten Straftaten ergriffen werden und dies als präventive Maßnahme für analoge Fälle gedacht war“, erklärt Starace.
Iris Setti dürfte unterdessen zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen sein. Offenbar war der Nigerianer am Samstagabend derart enthemmt, dass er sofort auf sein Opfer zuging und die Frau auf einen Betonboden stieß, um sie dort zu vergewaltigen. Iris Setti wehrte sich mit aller Kraft und konnte so den Versuch abblocken. Dies steigerte jedoch den Zorn bei Chukwuka. Er begann auf die 61-jährige Frau einzuschlagen. Das zog sich über Minuten so hin. Am Ende war Settis Gesicht kaum noch wiederzuerkennen.
Anwohner alarmierten die Einsatzkräfte und Passanten versuchten einzugreifen. Schließlich ließ der 37-Jährige von seinem Opfer ab, zog ihr noch einen Ring vom Finger und ergriff die Flucht. Wenige Hundert Meter weiter wurde er bereits von den Carabinieri mit einem Taser gestoppt und anschließend ins Gefängnis nach Trient überstellt. Ihm wird Mord vorgeworfen. Iris Setti hingegen erlag noch in der Nacht im Krankenhaus ihren schweren Verletzungen.
Die Regierung in Rom hat nun angekündigt, die illegale Einwanderung schärfer bekämpfen und die Abschiebung von gefährlichen Migranten erleichtern zu wollen. Der Ministerrat soll im September ein neues Sicherheitsdekret behandeln.