Opernsaison beginnt mit Protest

Musiker von La Fenice spielen Konzert auf der Straße

Samstag, 18. Oktober 2025 | 11:17 Uhr

Von: fra

Venedig – Das Orchester des Teatro La Fenice in Venedig hat am Freitagabend gegen die Ernennung der jungen Dirigentin Beatrice Venezi zur Musikdirektorin des Opernhauses gestreikt. Aus Protest spielten die Musikerinnen und Musiker auf der Straße. Die für den Abend geplante Premiere der Oper „Wozzeck“ von Alban Berg, mit der die neue Opernsaison eröffnet werden sollte, wurde gestrichen – ein Rückschlag für Intendant Nicola Colabianchi.

Etwa tausend Menschen versammelten sich auf dem Platz Campo Sant’Angelo, nur wenige Schritte vom leeren Theater entfernt, zu einem Flashmob, der Musik und Redebeiträge verband. Die Protestaktion begann mit der Aufführung der italienischen Nationalhymne. Im weiteren Verlauf hielten Gewerkschaftsvertreter Reden, unterbrochen von Musikstücken. Am Ende stimmten Chor und Orchester das „Va, pensiero“ aus Verdis „Nabucco“ an – als „Zeichen der Hoffnung“.

In den Redebeiträgen wurde klargestellt, dass sich der Protest nicht gegen Venezi persönlich richte, sondern gegen die intransparente Ernennung durch Intendant Colabianchi und den Stiftungsvorsitzenden, Bürgermeister Luigi Brugnaro. Emiliano Esposito, Sprecher des Orchesters, forderte: „La Fenice soll ein Tempel der Musik bleiben, keine Propagandabühne.“

Barbara di Valmarana, ehemalige Präsidentin des Vereins „Freunde der Fenice“, kritisierte die Abwesenheit des Bürgermeisters im Theater. Staatssekretär für Kultur, Gianmarco Mazzi, warnte, dass Proteste den Dialog erschwerten.

Die 35-jährige Venezi wurde kurz nach Melonis Amtsantritt musikalische Beraterin der Rechtsregierung und mehrfach gelobt. Kritiker bemängeln, dass sie noch nie ein großes Opernhausorchester geleitet hat und ihre Erfahrung für die Position der Musikdirektorin des Teatro La Fenice zu gering sei.

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