SARS-CoV-2-Infektion bei Schwangeren erhöht Frühgeburtsrisiko – VIDEO

Neapel: 420 Frühgeborene von positiven oder erkrankten Müttern

Montag, 23. August 2021 | 08:14 Uhr

Neapel – Die Universitätsklinik Federico II von Neapel hält einen traurigen Rekord. Seit Beginn der Pandemie kamen in den Kreißsälen des Krankenhauses 420 Frühgeborene zur Welt. Deren Mütter hatten sich während der Schwangerschaft entweder mit dem Coronavirus angesteckt oder waren gar an Covid-19 erkrankt. Diese schweren Konsequenzen einer Ansteckung bei werdenden Müttern – so der Leiter der Abteilung für Neonatologie, Francesco Raimondi – hätte durch eine Impfung rechtzeitig vermieden werden können. Die Beobachtungen des neapolitanischen Primars werden von einer Studie der University of California bestätigt. Laut der wissenschaftlichen Forschungsarbeit erhöht eine SARS-CoV-2-Infektion während Schwangerschaft das Risiko einer Frühgeburt um bis zu 60 Prozent.

APA/APA (dpa)/Fabian Strauch

Nach den jüngsten stationären Aufnahmen von Frühgeborenen, die von infizierten und ungeimpften Müttern stammen, schlägt der Leiter der Abteilung für Neonatologie und Professor für Pädiatrie an der Universität Neapel, Francesco Raimondi, Alarm. Seit Beginn der Pandemie wurden in der Universitätsklinik Federico II von Neapel, die das Referenzzentrum für infizierte Mütter mit der höchsten Anzahl von Geburten in Italien ist, 420 Neugeborene SARS-CoV-2-positiver oder an Covid-19 erkrankter Mütter geboren. Derzeit werden auf der Neugeborenen-Intensivstation zwei Babys, die mit 33, drei, die mit 29 und zwei, die mit nur 26 Wochen auf die Welt kamen, betreut. Zu ihnen gesellen sich alle anderen Frühgeborenen, deren Zustand aber weniger schwerwiegend ist.

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„Sicherlich ist er sehr schwer und besorgniserregend, in einigen Fällen ist er leider sogar verzweifelt. Wir kämpfen jeden Tag“, beschreibt Professor Raimondi den Zustand dieser Kinder auf der Intensivstation. Wie in den Kliniken anderer Länder auch werde laut Francesco Raimondi auch in Neapel ein starker Anstieg der Frühgeburten beobachtet. Positiv – so der Leiter der Abteilung für Neonatologie – sei einzig, dass im Gegensatz zum HI-Virus SARS-CoV-2 nicht von der Mutter auf das Kind übertragen werden könne.

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Posted by Azienda Ospedaliera Universitaria Federico II – Area Comunicazione on Friday, August 20, 2021

„Eine geimpfte Mutter setzt ihr Baby weniger den Risiken einer Frühgeburt aus“, meint Francesco Raimondi. „Bei einer Coronaerkrankung während der Schwangerschaft besteht die Gefahr, dass es zu einem schweren Verlauf kommt. In diesem Fall ist der Gynäkologe gezwungen, nach einigen Wochen einzugreifen. Wir haben es also mit einer ‘iatrogenen’ (durch ärztliche Einwirkung entstandenen, Anm.) Frühgeburt zu tun, die jedoch durch einen Notfall ausgelöst wurde. Daher würde eine flächendeckende Impfung Mütter und Kinder wirklich schützen“, fügt der Neonatologe und Neugeborenen-Intensivmediziner hinzu.

APA/APA (KEYSTONE)/GAETAN BALLY

„Bei den sehr frühen Frühgeborenen, die überleben, können sehr schwerwiegende Probleme auftreten. Diese können von Hirnblutungen, die in diesen Fällen leider sehr häufig sind, über einer dauerhaft unzureichenden Lungenfunktion, einer bronchopulmonale Dysplasie bis hin zu einer nekrotisierenden Enterokolitis – das bedeutet, dass der Darm wie „verbrannt“ ist, weil er auf die Nahrungsaufnahme nicht vorbereitet ist – reichen. Zusammengefasst kann man sagen, dass die Nichtimpfung einer Frau nicht nur Risiken birgt, sondern auch zu individuellem und familiärem Leid, das leider auch lange andauert, führt“, so das traurige Fazit von Professor Raimondi.

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Francesco Raimondi fügt hinzu, dass die zu geringe Durchimpfungsrate der Mütter nicht allein deren schuld sei. Viele Monate lang – so Raimondi – sei schwangeren Frauen die Impfung nur halbherzig empfohlen worden. „Glauben Sie mir: Es ist schmerzhaft, zuzugeben, dass die Hälfte meiner Abteilung mit Frühgeborenen belegt ist, die von ungeimpften, an Covid-19 erkrankten Müttern stammen. Wir hätten dieses Problem nicht, wenn wir uns rechtzeitig auf den Impfschutz für möglichst viele Frauen konzentriert hätten“, so der Neonatologe.

„Die Frauen, die zu früh entbunden haben, sind erschüttert. Sie bedauern, nicht geimpft worden zu sein, und beklagen sich darüber, dass niemand auf die Impfung bestanden hat. Diese Frauen werden psychologisch betreut“, antwortet Francesco Raimondi auf die Lage der Mütter angesprochen.

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Die Beobachtungen des neapolitanischen Primars werden von einer US-Studie bestätigt. Einer Studie von Wissenschaftlern der University of California zufolge kann eine Covid-19-Infektion während der Schwangerschaft das Risiko einer Frühgeburt um bis zu 60 Prozent erhöhen. Bei Frauen, die bereits an Bluthochdruck, Diabetes und Fettleibigkeit leiden, erhöht sich das Risiko sogar um 160 Prozent. Nach den Erkenntnissen des Forscherteams der kalifornischen Universität ist das Risiko einer Geburt nach weniger als 32 Schwangerschaftswochen – normalerweise dauert eine Schwangerschaft 38 Wochen – bei Müttern, die sich während der Schwangerschaft angesteckt hatten, um 60 Prozent erhöht. Gleichzeitig lag die Wahrscheinlichkeit, dass eine Schwangerschaft vor der 37. Schwangerschaftswoche zu Ende geführt wurde, bei SARS-CoV-2-positiven Schwangeren um 40 Prozent höher.

Von: ka