Von: ka
Valdieri – Der Wassermangel raubt immer mehr Hüttenwirten den Schlaf. Seit die Auswirkungen des Klimawandels mit höheren Temperaturen und geringeren Schneemengen immer spürbarer werden, sehen sie sich gezwungen, sehr sparsam mit dem Wasser umzugehen. Da es nach einem schneearmen Winter im Frühling und Sommer kaum geregnet hat, müssen insbesondere viele Schutzhütten im Piemont einschneidende Maßnahmen ergreifen.
Marco Ghibaudo, der Hüttenwirt der Schutzhütte Franco Remondino in den Meeralpen, berichtet gegenüber Fanpage.it, dass seiner Hütte trotz einschneidender Sparmaßnahmen aufgrund der Wasserknappheit sogar die vorzeitige Schließung droht. Der junge Hüttenwirt hofft, dieses Schicksal noch abwenden zu können, doch die Sorge bleibt. „Nehmt genug Wasser mit in den Rucksack!”, lautet seine Bitte an die Besucher.
Der Klimawandel, der sich in hohen Temperaturen, schneearmen Wintern und trockenen Frühjahrs- und Sommermonaten äußert, fordert auch in den Bergen seinen Preis. Die Leidtragenden sind die Schutzhütten, die immer häufiger mit Wassermangel zu kämpfen haben. Dies ist ein ernstes Problem, das den Hüttenwirten nicht wenige Schwierigkeiten bereitet und in einigen Fällen sogar die Gefahr einer vorzeitigen Schließung mit sich bringt. Wie der Verband der Hüttenwirte des Piemonts, AGRAP, gegenüber Fanpage.it bestätigt, sind im Piemont, einer Region, die im heurigen Sommer von einer schweren Dürre heimgesucht wird, gleich mehrere Hütten von Wasserknappheit betroffen.
Zu den besonders betroffenen Alpentälern gehört das Val Gesso in den Seealpen in der Provinz Cuneo. Auf der in 2.464 Metern Höhe gelegenen Schutzhütte „Franco Remondino” herrscht seit einigen Wochen eine regelrechte Wassernotlage. Wie in den übrigen Bergtälern des Piemonts hat es auch im Val Gesso im Winter zu wenig geschneit. Ein warmes und regenarmes Frühjahr sowie ein trockener Sommer ließen die geringen Schneemengen schnell dahinschmelzen, sodass das Wasser immer knapper wurde.
Diese Notlage zwingt den 36-jährigen Hüttenwirt Marco Ghibaudo zu einschränkenden Maßnahmen. „Wir sind wirklich am Limit“, erklärt Ghibaudo, der die Hütte seit drei Jahren führt.
„So etwas habe ich seit meiner Ankunft hier noch nicht erlebt. Da die Turbine zu viel Wasser benötigt, mussten wir sie vor einem Monat abschalten. Seit ein paar Wochen haben wir auch den Wasserhähnen in den Zimmern, dem Außenbrunnen und den Duschen das Wasser abgedreht. Aufgrund des Energieverbrauchs ließen wir sie eine Zeit lang nur kalt laufen, dann stellten wir sie ganz ab. Auch wir Mitarbeiter versuchen, so sparsam wie möglich mit dem Wasser umzugehen, um unsere Wasserreserven nicht vollständig aufzubrauchen“, seufzt der junge Hüttenwirt.
Der Wassermangel zwingt den 36-Jährigen auch dazu, Mineralwasser in Plastikflaschen zu verkaufen – eine Entscheidung, die er aus Umweltgründen zuvor immer vermeiden wollte, die ihm jetzt aber keine andere Wahl lässt. „Wir haben die Besucher über unseren Wassermangel informiert und bitten sie in diesen Wochen um Verständnis dafür, dass sie ohne allzu hohe Ansprüche zu uns kommen sollen. Vor allem ist es nötig, dass sie genug Wasser im Rucksack mitnehmen!“, betont Marco Ghibaudo.
Die Remondino-Hütte im Val Gesso ist jedoch nicht die einzige, die in diesem Sommer unter Wassermangel leidet. „Auch andere Betriebe im Tal und im gesamten Piemont haben mit denselben Problemen zu kämpfen“, erklärt der junge Hüttenwirt. „Die Dürre wird zunehmend zu einem Problem, mit dem wir rechnen müssen. Dieses Jahr hat es im Tal zwar geschneit, aber etwas weniger als sonst. Im April war es dann warm, sodass der Regen den Schnee schmelzen ließ. Die Zukunftsaussichten sind nicht rosig, aber wir hoffen, dass uns schneereiche Winter und nicht allzu trockene Sommer erwarten“, fügt der 36-Jährige hinzu.
„Dieses Jahr waren die hohen Temperaturen deutlich zu spüren. Im Vergleich zu 2024 war es dieses Jahr heißer. Im Juni hatten wir morgens bereits zehn bis zwölf Grad Celsius, obwohl wir hier fast auf 2.500 Metern Höhe sind. Der Juli war wechselhafter, aber es gab wenig Niederschläge“, so der junge Hüttenwirt.
Jetzt hängt alles vom Wetter der nächsten Wochen ab. Marco Ghibaudo, der seine Leidenschaft für die Berge zu seinem Lebensinhalt gemacht hat und sich selbst als „von Natur aus optimistisch und positiv“ beschreibt, denkt derzeit nicht an eine vorzeitige Schließung, kann diese jedoch nicht ausschließen. „Ich versuche, nicht daran zu denken, dass ich die Hütte vorzeitig zusperren muss. Ich möchte mich nicht festlegen. Mit den 10.000 Litern in den Zisternen haben wir einen vorübergehenden Vorrat, aber natürlich hoffen wir, dass es ein paar Tage regnen wird“, sagt der 36-Jährige. Trotz seiner Wassersorgen ist er optimistisch, die Remondino-Hütte wie geplant bis zum 5. Oktober geöffnet halten zu können.
Wie Marco Ghibaudo versuchen auch andere Hüttenwirte im Piemont, sich mit immer größeren und zahlreicheren Zisternen zu behelfen. Andere wiederum versuchen, durch lange Wasserleitungen weit entfernte, aber sichere Quellen zu erschließen. Im Hinterkopf plagt jedoch alle die Angst, dass der latente Wassermangel zu immer geringeren Besucherzahlen führt und ihre Hütten somit mittelfristig unrentabel werden könnten. Ein Umdenken ist aber auch von den Hüttenbesuchern gefordert, denn am Berg muss mit dem kostbaren Nass noch sparsamer umgegangen werden als im Tal.
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