Von: luk
Rom – Der Krieg in der Ukraine und seine Folgen haben den Italienern aufgezeigt, wie abhängig man sich bei der Energieversorgung gemacht hat. Vor allem auf das billige russische Gas hat man in der letzten Dekade gesetzt. Mit dem Erdgas wird in Italien nicht nur geheizt oder gekocht, sondern auch ein erheblicher Teil der Elektrizität gewonnen.
Nun ist die Sorge groß, dass der nächste Winter ein kalter wird, berichtet die Online-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung. Ministerpräsident Mario Draghi sagte neulich im Parlament, es sei nicht ausgeschlossen, dass der Gasverbrauch rationiert werden müsse, zumindest für die Industrie.
Italien sieht sich daher nach Alternativen um. Diese sind jedoch ein Rückfall in überholte Zeiten. Da der Ausbau erneuerbarer Energien nicht von heute auf morgen realisierbar ist, will die Regierung in Rom mehr Erdgas aus Nordafrika importieren und auch wieder vermehrt Erdgas selbst fördern. Über die Trans-Mediterranean-Pipeline kommt etwa neuerdings mehr Gas nach Italien als aus Russland.
Studien zeigen aber, dass Italien einen Totalausfall des russischen Gases nur etwa zur Hälfte mit mehr eigenem sowie algerischem, aserbaidschanischem und libyschem kompensieren könnte. Es fehlen etwa 15 Milliarden Kubikmeter pro Jahr, das ist eine ganze Menge, so sz.de.
Um dieses Loch zu stopfen, gibt es deshalb kurzfristig nur einen Ausweg. Mario Draghi hat diesen bei seinem Auftritt im Parlament mit einem resignierten Unterton benannt: Die Regierung habe sechs Kohlekraftwerke im Land angewiesen, sich bereit zu machen, um ihre Produktion wieder ganz hochzufahren, sagte er.
Eigentlich hatte sich das Land verpflichtet, bis 2025 sämtliche Kohlekraftwerke zu deaktivieren und damit einen Beitrag zur Reduktion des CO₂-Ausstoßes zu leisten. Nun muss man notgedrungen zurückrudern – wegen Wladimir Putin.