Grüner Pass verfallen: Lehrerin muss während des Unterrichts Klasse verlassen – VIDEO

Ohne Fingerspitzengefühl: „Behandelt wie eine Aussätzige“

Mittwoch, 22. September 2021 | 07:15 Uhr

Viterbo/Riccione – In einer Volksschule in der Provinz Viterbo in der mittelitalienischen Region Latium íst eine Lehrerin, deren Grüner Pass gerade erst verfallen war, auf Anordnung ihres Vorgesetzten mitten im Unterricht und vor den Schülern aus der Klasse geholt worden. Ähnlich erging es einer Stützlehrerin in Riccione, deren Grüner Pass ebenfalls während ihrer Unterrichtsstunde seine Gültigkeit verloren hatte. Gleich wie ihre Kollegin aus Viterbo musste auch sie auf Weisung des Direktors die Schule verlassen. Die zwei Vorfälle sorgen in der italienischen Öffentlichkeit für erhebliches Aufsehen. Kritiker dieser harten Vorgangsweise meinen, dass gerade im schulischen Bereich alle Bestimmungen, die den Grünen Pass betreffen, mit viel Fingerspitzengefühl angewendet werden sollten.

ANSA/MOURAD BALTI TOUATI

Der erste unrühmliche Vorfall dieser Art ereignete sich in einer Volksschule in der Provinz Viterbo. Die Lehrerin, die es vorzieht, sich nicht impfen zu lassen, hatte sich am Montagmorgen um 8.40 Uhr einen Abstrich abnehmen lassen, woraufhin sie nach dem negativen Testergebnis einen für 48 Stunden gültigen Grünen Pass erhalten hatte.

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Posted by Tg3 on Tuesday, September 21, 2021

„Ich hatte mich dazu entschieden, mich nicht impfen zu lassen. Mein Stundenplan erlaubt es mir, mit zwei Abstrichen pro Woche auszukommen. Ich begann um 8.10 Uhr mit meinem Italienischunterricht. Nach einer halben Stunde kam ein Schuldiener und bat mich, zum stellvertretenden Schulleiter zu gehen“, erzählt die Lehrerin. Der Vizedirektor wies die Lehrerin darauf hin, dass ihr Grüner Pass abgelaufen war. Der stellvertretende Schulleiter ordnete der Lehrerin an, die Schule mit sofortiger Wirkung zu verlassen. Ihr wurde gerade noch die Zeit gewährt, in das Klassenzimmer zurückzukehren und vor den Augen der Schüler, die nicht verstehen konnten, was vor sich ging, ihre Handtasche und ihre persönlichen Unterrichtsmittel abzuholen.

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„Sie behandelten mich wie eine Aussätzige. Das Recht meiner Schüler, die mit einem Schuldiener alleingelassen wurden, auf Bildung wurde genauso verletzt wie mein Recht auf Privatsphäre“, so die sichtlich erschütterte Lehrerin.

Ähnlich erging es ihrer Kollegin aus Riccione, die an einer Oberschule als Stützlehrerin angestellt ist. Auch sie erhielt die plötzliche Anordnung, sich umgehend vom Schulgelände zu entfernen.

„Ich sollte bis zum Mittag Unterricht halten, wurde aber plötzlich während des Unterrichts vom Schulleiter vorgeladen. Ich wurde dazu aufgefordert, meinen Grünen Pass vorzuzeigen. Da die Kontrolle ergab, dass er abgelaufen war, wurde ich gebeten, die Schule gegen 9.30 Uhr zu verlassen. Ich erhielt nur zehn Minuten, um meine persönlichen Gegenstände zu holen. Die nächste Schulstunde fand als Fernunterricht statt. Meine Kollegin war von zu Hause aus zugeschaltet. Meine Schülerin, die an Epilepsie leidet, wurde unter der Aufsicht eines Erwachsenen, der nicht zum Lehrpersonal gehört, mit ihren Klassenkameraden alleingelassen. Aber nur ich weiß, was im Falle eines epileptischen Anfalls zu tun ist“, so die Stützlehrerin.

ANSA/MOURAD BALTI TOUATI

Die Lehrerin unterstreicht, dass sie keine Impfgegnerin sei und es nur aufgrund ihrer Autoimmunkrankheit derzeit vorziehe, auf die Impfung zu verzichten. Sie erklärt, dass sie im vergangenen November an Covid-19 erkrankt sei und noch immer viele Antikörper besitze. Die Stützlehrerin aus Riccione fügt hinzu, dass laut ihrer Ansicht diese harte Vorgangsweise nicht auf den Willen des Schuldirektors, sondern auf die ausgegebenen Richtlinien zurückzuführen sei. „Meiner Meinung nach sitzt das Problem an der Quelle. Es ist das System, das Ungereimtheiten aufweist“, meint die Lehrerin.

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Die zwei Vorfälle sorgen in der italienischen Öffentlichkeit für erhebliches Aufsehen. Kritiker, die den „Übereifer“ der Schulleiter anprangern, meinen, dass gerade im schulischen Bereich alle Bestimmungen, die den Grünen Pass betreffen, mit einem gehörigen Maß an Fingerspitzengefühl gehandhabt werden sollten. Einer Lehrkraft, deren Grüner Pass keine Gültigkeit mehr besitzt, sollte gerade auch im Interesse der Schüler und deren Rechts auf Bildung zumindest ermöglicht werden, die Schulstunde zu beenden.

Von: ka