Aushängeschild eines Landgasthauses sorgt für heftige Polemiken – VIDEO

„Personal zu 100 Prozent italienisch“

Montag, 19. Juni 2017 | 08:18 Uhr

Mogliano Veneto/Treviso/Venetien – Ein Aushängeschild, das besagt, dass in diesem Betrieb nur italienisches Personal angestellt ist, sorgt weit über dem „Tatort“ – Mogliano in der Provinz Treviso in Venetien – hinaus für heftige Polemiken.

YouTube/antennatre-“PERSONALE ITALIANO” BUFERA SUL CARTELLO

Giorgio Nardin, der Inhaber des Landgasthauses und Pizzeria „Ai Veneziani“, verteidigt trotz des Rassismusvorwurfs das Aushängeschild und meint, dass das Schild nur um eine Art „Qualitätssiegel“ sei. Aus der Sicht des Inhabers handle es sich nur um eine Frage von „Made in Italy“, da er in seiner Küche nur naturbelassene italienische Ware und wenn möglich nur Nahrungsmittel aus der näheren Umgebung verwende. Dieses Prinzip habe er nun auf die Angestellten ausgedehnt, weil er der Meinung sei, dass hinterm Herd nur ein Italiener dazu imstande sei, die Zutaten mithilfe von seit Generationen überlieferten Rezepten in unverfälschte Gerichte – in diesem Fall Speisen der venezianischen Regionalküche – zu verwandeln. Dies hieße aber nicht, dass Ausländer nicht arbeiten können. In der Vergangenheit habe er, so Giorgio Nardin weiter, sehr wohl auch Ausländer beschäftigt, aber er habe nicht nur gute Erfahrungen gemacht. Es handle sich also nicht um einen Fall von Rassismus, verteidigt sich Nardin, sondern nur um eine Weiterführung und Vollendung des Prinzips, traditionelle regionale Gerichte anzubieten. Nur italienische Angestellte zu beschäftigen stelle in diesem Sinne nur einen „Mehrwert“ dar, erläutert der Inhaber von „Ai Veneziani“.

YouTube/antennatre-“PERSONALE ITALIANO” BUFERA SUL CARTELLO

Aber nicht wenige Bürger, die das Aushängeschild sahen, rümpften die Nase und verständigten die Gemeinde von Mogliano Veneto. Daniele Ceschin, als Vizebürgermeister auch für die Integration zuständig, geht mit dem Schild hart ins Gericht, spricht von einem „gravierenden Fall“ und hofft, dass das Schild so schnell als möglich entfernt werde.

„Mogliano ist nicht so. Mogliano schließt alle ein und nimmt auch Menschen auf. Ohne die Sachkenntnis des Inhabers infrage stellen zu wollen, aber die Botschaft dieses Schildes setzt die Bemühungen aufs Spiel, die interkulturellen Projekte in unseren Schulen zu fördern. Wenn man die Parlamentsdebatte um den ius soli betrachtet, so ist das ein wichtiges Vorhaben“, so der zutiefst verärgerte Vizebürgermeister von Mogliano Veneto, Daniele Ceschin.

Facebook/Pizzeria Trattoria Ai Veneziani (di Giorgio e Marina)

In die gleiche Kerbe schlägt der lokale Verband der Restaurantbetreiber, dessen Präsident Massimo Cestaro von schiefer Optik und schlechtem Geschmack spricht. Er meint, dass auch in den besten italienischen Restaurants der Welt Ausländer arbeiten würden und ausländisches Personal nichts mit der Qualität der dargebotenen Speisen und des Services zu tun hätten. „Ich kenne Giorgio Nardin gut und weiß, dass er kein Rassist ist. Es ist aber ein großer Ausrutscher. Ich hoffe, dass er seine Meinung ändert“, so Massimo Cestaro.

Inzwischen geht die Diskussion zwischen Kritikern und Befürwortern munter weiter. Auf der Facebook-Seite des Lokals – https://www.facebook.com/Pizzeria-Trattoria-Ai-Veneziani-di-Giorgio-e-Marina–165924153525647/ – erntet Giorgio Nardin auch Zustimmung.

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Von: ka