Von: luk
Auronzo – Die Dolomiten, ein UNESCO-Weltnaturerbe, stehen angesichts des zunehmenden Touristenandrangs unter Druck. Antonio Montani, der nationale Präsident des italienischen Alpenvereins (CAI), hat in einer provokanten Äußerung angedeutet, dass die Dolomiten möglicherweise aus der UNESCO-Liste gestrichen werden sollten, wenn der Touristenstrom weiterhin unkontrolliert anwachse. Diese Bemerkung sei nicht als ernsthafte Forderung zu verstehen, sondern als Anstoß zu einer breiten Diskussion über den Umgang mit Übertourismus in dieser einzigartigen Gebirgsregion, so der CAI-Chef.
Montani schilderte seine eigenen Erfahrungen: Letzte Woche benötigte er für eine 50 Kilometer lange Autofahrt von Auronzo nach Falzarego zwei Stunden – ein Zustand, der ihn an das Verkehrschaos im Zentrum von Mailand erinnerte. Diese Situation, so Montani, ist symptomatisch für das zunehmende Problem des Übertourismus in den Dolomiten, insbesondere in Spitzenzeiten.
Um diesem Problem zu begegnen, plant Montani, bei der nationalen Wanderwoche Mitte September in Pieve di Cadore, konkrete Vorschläge zur Regulierung des Tourismus zu unterbreiten. Im November wird er in Venedig an einem Treffen teilnehmen, bei dem Vertreter des „sanften Tourismus“ und des Outdoor-Tourismus zusammenkommen, um nachhaltige Lösungen zu diskutieren.
Montani betonte, dass das Problem des Übertourismus nicht allein durch den UNESCO-Status verursacht wird, sondern auch durch intensive touristische Werbekampagnen. Diese haben zweifellos zur Attraktivität der Dolomiten beigetragen, gleichzeitig aber auch zu einem unkontrollierten Anstieg der Besucherzahlen. Eine Reduzierung der Besucherströme in den Hochsaisonmonaten könnte durch eine bessere Verteilung auf weniger frequentierte, aber ebenso schöne Gebiete erreicht werden.
Der Begriff „Übertourismus“ beschreibt das Phänomen, bei dem beliebte Reiseziele unter der Last zu vieler Touristen leiden. Die negativen Folgen reichen von Umweltzerstörungen über Verkehrsprobleme bis hin zu einer Beeinträchtigung der Lebensqualität der Einheimischen. In den Dolomiten äußert sich dies unter anderem durch überfüllte Wanderwege, Verkehrsstaus und Schäden an der empfindlichen Berglandschaft.
Gleichzeitig darf man jedoch nicht vergessen, dass der Tourismus für Südtirol eine der wichtigsten wirtschaftlichen Stützen darstellt. Die Region lebt von den Besuchern, die Jahr für Jahr aus aller Welt anreisen, um die atemberaubende Schönheit der Dolomiten zu erleben. Es gilt daher, einen Weg zu finden, der sowohl den Schutz der Natur als auch die wirtschaftlichen Interessen der lokalen Bevölkerung berücksichtigt. Eine Lösung könnte darin bestehen, den Tourismus über das ganze Jahr hinweg gleichmäßiger zu verteilen und nachhaltigere Reiseformen zu fördern.
Montani sieht die Notwendigkeit eines ausgewogenen Ansatzes: „Unser Ziel muss es sein, die Besucher zufriedenzustellen, ohne dabei die Umwelt zu schädigen und denjenigen, die von der Bergwelt leben, ihre Lebensgrundlage zu entziehen.“ Das Bewusstsein für einen respektvollen Umgang mit der Natur und die Förderung eines nachhaltigeren Tourismus könnten langfristig dazu beitragen, die Dolomiten in ihrer Einzigartigkeit zu bewahren und gleichzeitig die wirtschaftliche Zukunft der Region zu sichern.
Auch ORF-Südtirol Heute hat sich zuletzt mit diesem Thema befasst und einige interessante Stimmen eingeholt. Unter anderem meint der Thomas Benedikter vom Heimatpflegeverein, dass es irgendwann in Südtirol – wenn nicht ein erträgliches Maß gefunden werde – durchaus soweit kommen könnte, dass es Demonstrationen gegen den Tourismus gibt, wie wir sie gerade auf Mallorca oder den Kanaren gesehen haben.
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