Von: luk
Rom – In der Diskussion um das Haushaltsgesetz 2026 denkt die italienische Regierung über eine neue Steuer auf Anlagegold nach. Konkret geht es um eine ermäßigte Einmalabgabe auf die Wertsteigerung von physischem Gold, das derzeit in vielen Haushalten unbesteuert liegt. Ziel ist es, zusätzliche Einnahmen zu erzielen, ohne andere Steuerbereiche wie Mieten, Dividenden oder Kapitalerträge zu belasten.
Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und Wirtschaftsminister Giancarlo Giorgetti betonen zwar weiterhin finanzielle Disziplin, wollen aber neue Spielräume schaffen, um die Haushaltsziele zu erreichen. Die geplante Maßnahme soll dazu beitragen, bislang kaum erfassbare Goldbestände steuerlich zu erfassen und damit zugleich verdeckte Vermögenswerte „sichtbar“ zu machen.
Steuererleichterung statt Strafbesteuerung
Bislang unterliegt der Verkauf von Anlagegold mit Gewinn einer Kapitalertragsteuer von 26 Prozent. In der Praxis ist der ursprüngliche Kaufpreis aber oft schwer nachweisbar, etwa bei Erbschaften oder privaten Verkäufen. Dadurch wird häufig der gesamte Verkaufserlös versteuert. Das ist ein erheblicher Nachteil für die Eigentümer.
Der neue Vorschlag sieht daher vor, den Steuersatz einmalig auf 12,5 bis 18 Prozent zu senken. Wer diese reduzierte Ersatzsteuer bezahlt, kann den steuerlichen Wert seines Goldes auf den aktuellen Marktwert „anpassen“. Künftige Veräußerungen würden dann nur noch auf dieser Basis besteuert.
Milliardenpotenzial für den Staat
Das in italienischen Haushalten lagernde Gold wird auf 133 bis 166 Milliarden Euro geschätzt. Ein Großteil davon liegt in Bankschließfächern oder wurde über Generationen vererbt. Laut ersten Berechnungen könnten dem Staat 1,7 bis zwei Milliarden Euro zufließen, wenn nur etwa zehn Prozent der Eigentümer an der Neubewertung teilnehmen.
Das Geld könnte helfen, unpopuläre Steuererhöhungen – etwa bei Unternehmensdividenden – zu vermeiden oder neue Maßnahmen zu finanzieren, ohne die Haushaltsbilanz zu gefährden. Politisch wäre das ein geschickter Zug: Die Steuer träfe einen Bereich, der kaum im Fokus der Öffentlichkeit steht, und bliebe für die Bürger freiwillig.
Goldmarkt unter Druck
Die Initiative kommt zu einem Zeitpunkt, an dem der Goldpreis stark schwankt. Nach Rekordständen von über 4.380 Dollar je Unze im Oktober brach der Kurs binnen eines Tages um sechs Prozent ein – der stärkste Rückgang seit zwölf Jahren. Ursachen sind geopolitische Spannungen, die hohe US-Verschuldung und die jüngste Dollarstärke. Trotz der Korrektur bleibt die Nachfrage nach dem Edelmetall hoch.
Entscheidung bis Mitte November
Bis 14. November muss die Regierungsmehrheit entscheiden, ob die Maßnahme als Änderungsvorschlag im Senat eingebracht wird. Während Lega und Forza Italia die Idee unterstützen, prüft Giorgetti noch die technischen und politischen Auswirkungen. Meloni selbst wägt ab – denn die Maßnahme betrifft ein sensibles Thema: das Vertrauen der Bürger in den Schutz ihres privaten Vermögens.
Ob die Steuer am Ende eingeführt wird, hängt nicht nur von den Finanzen ab, sondern auch von der Bereitschaft der Italiener, ihr „verstecktes Gold“ offenzulegen. Davon dürfte letztlich der Erfolg oder Misserfolg der gesamten Operation abhängen.




Aktuell sind 12 Kommentare vorhanden
Kommentare anzeigen