Killer steigt zweimal über das schwerverletzte Mädchen – VIDEO

Schießerei in Neapel: „Wie eine Kriegsverletzung“

Dienstag, 07. Mai 2019 | 07:09 Uhr

Neapel – Die kleine Noemi, die am Freitag von einem Killer angeschossen und schwer verletzt wurde, kämpft weiterhin um ihr junges Leben. Der Chirurg, der die Vierjährige noch am selben Tag operiert hatte, bezeichnete während einer Pressekonferenz die Schusswunde des Mädchens als „Kriegsverletzung“. In der Zwischenzeit wurde das Video einer Überwachungskamera, die die Schießerei gefilmt hatte, veröffentlicht. Der Täter, der nur sein „Ziel“ im Blick hatte, schoss wild in die Menge und traf dabei auch das kleine Mädchen. Auf der Suche nach einem Fluchtweg stieg er daraufhin zweimal über den regungslos auf dem Gehsteig liegenden Körper der Vierjährigen.

„Es war, wie eine Kriegsverletzung zu operieren“, so die deutlichen Worte von Giovanni Gaglione, Primar der Abteilung für Chirurgie des Krankenhauses „Santobono“ von Neapel. In seiner Abteilung wurde die vierjährige Noemi, die am Freitag von einer verirrten Kugel getroffen worden war, operiert. In einem dramatischen Eingriff entfernten die Chirurgen ein Vollmantelgeschoss, das beide Lungenflügel durchlöchert hatte und im Brustkorb der Vierjährigen steckengeblieben war. Im Rahmen einer Pressekonferenz berichteten die behandelnden Ärzte, dass der gesundheitliche Zustand des Mädchens weiterhin kritisch, aber inzwischen stabil sei. Die vierjährige Neomi befindet sich weiterhin in einem pharmakologischen Koma und muss aufgrund ihrer respiratorischen Insuffizienz künstlich beatmet werden.

Am Sonntag wurde auch das Video einer Überwachungskamera, die den Ablauf der Schießerei zeigt, veröffentlicht. In den Bildern ist der vollkommen maskierte, schwarz gekleidete und einen Helm tragende Killer zu sehen, wie er zuerst sein Motorrad abstellt und dann auf sein Ziel – Salvatore Nurcaro – zugeht. Beim ersten Schussversuch hat seine Waffe vermutlich eine Ladehemmung. Ohne Rücksicht auf die Menschenmenge zu nehmen, verfolgt der Killer mehrmals auf ihn schießend den flüchtenden 32-Jährigen. Dabei trifft er vor einer Bar auch die Vierjährige und ihre Großmutter. Letztere bekommt einen Streifschuss ab. Auf der Suche nach einem Fluchtweg steigt er dann zweimal über den regungslos auf dem Gehsteig liegenden Körper des Mädchens. Noemi wird kurz darauf von einem Barkeeper gerettet.

Die Kugel, die das Mädchen traf, war eigentlich für den 32-jährigen vorbestraften Salvatore Nurcaro bestimmt. Nurcaro wurde bei der Schießerei ebenfalls schwer verletzt. Die Tatsache, dass Salvatore Nurcaro zwar Verbindungen zu einem Clan der Camorra aufweist, aber im Milieu nur als „kleiner Fisch“ gilt, und der Augenschein, dass der Pistolenschütze sich wenig „profihaft“ – der Killer benutzte die Waffe sehr ungeschickt und schoss aus allernächster Nähe – verhielt, lässt die Ermittler nicht an einen von einem Profikiller durchgeführten Mordauftrag der Camorra, sondern an eine persönliche Abrechnung denken. Angesichts intensivster Ermittlungen hoffen die Ordnungskräfte, dem Killer schnell auf die Spur zu kommen.

In Neapel regt sich inzwischen gegen die ausufernde Gewalt in der Großstadt starker Widerstand. Am Sonntagvormittag sammelten sich unter dem Motto „DisarmiAmo Napoli“(Wortspiel aus entwaffnen und lieben wir Neapel, Anmerkung der Redaktion) Tausende von Neapolitanern, um die kleine Noemi in ihrem Überlebenskampf zu unterstützen und laut Nein zur Kriminalität zu sagen. An der Kundgebung nahm auch Antonio Piccirillo – junger Sohn eines inhaftierten Camorra-Bosses – teil. Er distanzierte sich dabei öffentlich von der Entscheidung seines Vaters und brüllte laut „Die Camorra ist ekelhaft“ in das Megafon.

Von: ka