Jüdische Gemeinschaft übt scharfe Kritik – VIDEO

Schockierender Protest: Pass-Gegner kleiden sich als KZ-Häftlinge

Montag, 01. November 2021 | 08:04 Uhr

Von: ka

Novara – Wie jeden Samstag seit der Einführung der Pflicht des Grünen Passes für die gesamte Arbeitswelt gingen in vielen italienischen Städten erneut Tausende Impf- und Passgegner auf die Straße.

Abgesehen von einigen wenigen kurzen Auseinandersetzungen mit den Ordnungskräften und einer Festnahme verliefen die Kundgebungen zum übergroßen Teil friedlich. Allerdings sorgten Demonstranten, die als Lagerhäftlinge gekleidet mit einer Schnur in der Hand, die den Stacheldraht symbolisieren sollte, durch die piemontesische Kleinstadt Novara zogen, für heftige Kritik. „Sie wissen nicht, was die Shoah war“, so die jüdische Gemeinschaft, die „von einem Missbrauch und einer Beleidigung“ sprach.

Im Gegensatz zu vergangenen Kundgebungen verliefen die Demonstrationen der Pass-Gegner, die am Samstag erneut in vielen italienischen Städten stattfanden, überwiegend friedlich. Lediglich in Mailand kam es zu einigen „heißen Momenten“ und einer Festnahme. Eine Gruppe von Pass-Gegnern, die als Lagerhäftlinge gekleidet durch die Innenstadt von Novara zogen, löste aber weit über die piemontesische Kleinstadt Novara hinaus heftige Kritik aus.

Die Demonstranten waren mit grau-weiß gestreiften Gilets an denen Nummernschilder prangten, gekleidet, die der Uniform der KZ-Häftlinge des Dritten Reiches ähnlich sahen. Zudem hielten sie gemeinsam eine Schnur in der Hand, die den Stacheldraht der Lager symbolisieren sollte. Einige von ihnen führten auch Transparente mit sich, auf denen „Stoppt die Diktatur“ stand. Auf anderen wurden die Anti-Covid-Restriktionen mit den Zuständen im Dritten Reich verglichen. „Wir vertreten die Minderheit, die die Regierung schuf, indem sie uns der Freiheit beraubte“, antwortete eine auf ihre Verkleidung angesprochene Demonstrantin.

ANSA/L’AZIONE NOVARA

Unabhängig von den „kommunikativen“ Absichten des Protests stieß diese Art Performance der Pass-Gegner besonders bei der jüdischen Gemeinde Italiens auf scharfe Kritik. „Angesichts von Vorfällen wie denen von Novara kann man sich nicht auf die von der Verfassung garantierte Meinungsfreiheit berufen. Unmögliche Vergleiche, wie wir sie erlebten, sind ein absoluter Missbrauch und eine Beleidigung der Erinnerung, die nicht nur jene der jüdischen Gemeinschaft betrifft, sondern das gemeinsame Erbe einer Gesellschaft und einer Zivilisation ist“, so die Präsidentin der Union der Jüdischen Gemeinden Italiens, UCEI, Noemi Di Segni.

Auch der italienische Gesundheitsminister Roberto Speranza zeigte sich von den Demonstranten in Novara zutiefst empört. „Eine Gesundheitsdiktatur gibt es nicht. Wir müssen weiter darauf bestehen, dass unsere Botschaften auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen. Diese Menschen sollten nicht beleidigt werden, sondern von den Daten überzeugt sein, die uns sagen, dass die Impfstoffe wirksam und sicher sind“, meint Speranza.

A NOVARA IL CORTEO DELLA VERGOGNA: "NOI COME LE VITTIME DI AUSCHWITZ"

A NOVARA IL CORTEO DELLA VERGOGNA: "NOI COME LE VITTIME DI AUSCHWITZ"Mentre Roma ieri era blindata per proteste e cortei contro il G20, a Milano hanno sfilato i contrari al green pass. Qualche momento di tensione, ma a fare scandalo è stata soprattutto la manifestazione di Novara, dove i no vax si sono paragonati alle vittime di Auschwitz.Lucia Sgueglia per il Tg3 delle 14:15 del 31 ottobre 2021

Posted by Tg3 on Sunday, October 31, 2021

„Es war bereits in anderen italienischen Städten geschehen, aber diese Menschen wissen nicht, was die Shoah war. Solche Vorfälle machen mich sprachlos. Es ist klar, dass es sich hier um ein kulturelles Problem handelt, sonst wüsste ich nicht, wie man sich solche Dinge vorstellen kann. Man kann ein Thema wie den Grünen Pass nicht mit dem Stacheldraht der Konzentrationslager und der Shoah vergleichen“, betont die Präsidentin der jüdischen Gemeinde von Novara und Vercelli, Rossella Bottini Treves.

„Ich würde das wirklich gerne verstehen. Dann würde ich weitere Überlegungen anstellen. Denn im Leben kann man nicht immer die eigene Ansicht und die eigenen Bedürfnisse über alles andere stellen. Und das gilt für alle. Bevor man verurteilt, muss man verstehen, und schon gar nicht hassen. Aber in einem Punkt müssen wir unnachgiebig sein: Die Geschichte, die Geschichte der Menschen, muss respektiert werden“, fügt Rossella Bottini Treves hinzu.