Italiens Fußball wird Gewalt- und Rassismusproblem nicht los – VIDEO

Schrecklich: Hooligan stirbt bei brutalen Fankrawallen

Freitag, 28. Dezember 2018 | 08:05 Uhr

Mailand – Italiens Fußball wird sein Gewalt- und Rassismusproblem nicht los. Nachdem es anlässlich des Spiels Eintracht Frankfurt – Lazio Rom erst vor wenigen Wochen in der Ewigen Stadt zu gewalttätigen Übergriffen gekommen war, forderten am Stephanstag in Mailand Fan-Krawalle vor dem Serie A-Spiel Inter-Napoli ein Todesopfer. Ein rechtsextremer Hooligan von Inter Mailand wurde von einem SUV überfahren und tödlich verletzt.

ANSA/MEDIASET

Es war gegen 19.30 Uhr des bereits im Vorfeld als sogenanntes „Hochrisikospiel“ eingestuften Matches Inter gegen Napoli, als wenig entfernt vom Stadion eine Hundertschaft gewalttätiger Ultras des FC Inter Mailand ihren „natürlichen Gegnern“ vom SC Neapel auflauerte. Als mehrere Kleinbusse und Fahrzeuge der Ultras aus Neapel auftauchten, griffen die Hooligans die Autos und deren Insassen an. Sie umzingelten die Fahrzeuge und gingen mit Eisenstangen, Messern, Ahlen und sogar Beilen – allesamt Waffen, die sie bereits Stunden oder Tage zuvor in den angrenzenden Parks allein für diesen Zweck versteckt hatten – auf die Fans des SC Neapel los. Bei den folgenden Zusammenstößen wurden vier neapolitanische Ultras verletzt. Ein Fan, der einen Messerstich erlitten hatte, musste schwer verletzt in das Krankenhaus eingeliefert werden.

Es war allerdings ein Hooligan des FC Inter, dem der Angriff zum Verhängnis wurde. Im Chaos des gewalttätigen und brutalen Gedränges stürzte der 39-jährige Daniele Belardinelli – ein polizeibekannter, rechtsextremer, der Gruppe „Blood and Honour“ zugehörender Hooligan – zu Boden und wurde von einem SUV überrollt. Dabei zog sich der 39-Jährige eine Zertrümmerung des Beckens sowie diverse innere Verletzungen zu. Daniele Belardinelli erlag im Krankenhaus San Carlo, wohin er von Freunden gebracht worden war, in der Nacht auf Donnerstag seinen schweren Verletzungen.

Der Polizei, die in der Zwischenzeit eingeschritten war, um die beiden feindlichen Hooligangruppen zu trennen, gelang es bislang nicht, Fahrzeug und Lenker des Unfallwagens ausfindig zu machen. Später nahmen Beamte der Spezialeinheit Digos (Divisione Investigazioni Generali e Operazioni Speciali, Abteilung für allgemeine Ermittlungen und Sonderoperationen, Anmerkung der Redaktion) im Rahmen mehrerer Hausdurchsuchungen zwei identifizierte Gewalttäter fest. Ein dritter Mann, dem gleich wie den beiden anderen zur Last gelegt wird, den Angriff auf die Fans des SC Neapel organisiert zu haben, wurde am Donnerstag gegen Mittag festgenommen.

Der neuerliche Gewaltausbruch rief auf allen Ebenen Reaktionen hervor. Der Quästor von Mailand, Marcello Cardona, kündigte an, alle Ultras des FC Inter für alle Auswärtsspiele sperren und die entsprechende Fankurve im Stadion Meazza schließen zu wollen. Letztere Maßnahme dürfte auch eine Konsequenz der massiven, rassistischen Sprechchöre sein, die sich fast das ganze Match über gegen den SC Neapelspieler Koulibaly richteten. Auch der italienische Fußballverband Figc meldete sich zu Wort. Verbandspräsident Gabriele Gravina verurteilte die Gewalt vor und die rassistischen Sprechchöre im Stadion. Gabriele Gravina will sich in den nächsten Tagen mit Vertretern der Regierung und der Behörden zusammensetzen, um gemeinsam Maßnahmen gegen Gewalt und Rassismus zu erörtern. Dabei sollen, wie vom Quästor von Mailand gefordert, die Schließung „auffälliger“ Fan-Kurven sowie eine schärfere Aussortierung gewalttätiger Elemente ins Auge gefasst werden.

Solche Maßnahmen werden auch in der italienischen Öffentlichkeit diskutiert. Die seit Langem geforderte Trendwende ist auch bitter nötig. Schon seit Jahren wird der italienische Fußball regelmäßig von Fan-Krawallen, die dem Ansehen des Fußballs in und außerhalb Italiens massiv schaden, überschattet.

Von: ka