Ermittlungen zur Unfallursache

Schrecklicher Unfall bei Turin: Fünf Arbeiter von Zug erfasst

Donnerstag, 31. August 2023 | 13:03 Uhr
Update

Von: luk

Turin – Ein Zug hat auf der Strecke zwischen Mailand und Turin fünf Menschen bei Gleisarbeiten erfasst und getötet. Zwei weitere Menschen seien in der Nacht auf Donnerstag bei dem Unglück in der norditalienischen Gemeinde Brandizzo, die zur Metropolregion Turin gehört, verletzt worden. Bei den Opfern handelt es sich um Mitarbeiter eines Unternehmens, das Wartungsarbeiten an der Strecke durchführte, bestätigte die Netzgesellschaft der italienischen Staatsbahnen RFI.

Die Opfer sind Italiener im Alter von 22 bis 53 Jahren. Sie wurden erfasst, als eine Lokomotive mehrere leere Waggons von Alessandria in Richtung Turin transportierte. Ereignet habe sich der Unfall kurz vor Mitternacht. Ersten Ermittlungen zufolge sei der Zug mit rund 160 Stundenkilometern unterwegs gewesen. Wie es zu dem Unfall kommen konnte, wird nun untersucht. Der geschockte Lok-Führer wurde ärztlich behandelt. Der Zustand der beiden Verletzten sei besorgniserregend. Sie wurden in das Krankenhaus der Stadt Chivasso eingeliefert.

Die Netzgesellschaft RFI erklärte in einer Aussendung, dass Wartungsarbeiten von einem externen Auftragnehmer durchgeführt wurden. Die Strecke wurde nach dem Unglück vorübergehend gesperrt. Der Zugverkehr war auch nach mehreren Stunden noch beeinträchtigt. Zahlreiche Verbindungen mussten umgeleitet werden oder fielen ganz aus. Der Unfall ereignete sich in der 9.000-Einwohner-Gemeinde Brandizzo, die 20 Kilometer von Turin entfernt liegt.

“Wir hörten einen verheerenden Knall, einen unglaublichen Lärm. Wir rannten los, um zu sehen, was passiert war, und in der Zwischenzeit landeten Teile des Zuges auf Autos, die geparkt waren”, berichtete ein Zeuge, der sich mit einigen Freunden auf dem Bahnhofsvorplatz aufhielt. Die Zeugen wurden am Vormittag von den Ermittlern befragt.

Der Bürgermeister von Brandizzo, Paolo Bodoni, meinte, ein Kommunikationsmissverständnis zwischen dem Arbeiterteam und dem Lok-Führer könnte eine Ursache des Unglücks sein. Er fragte sich, warum der Zug bei einer Geschwindigkeit von 160 Stundenkilometer unweit des Bahnhofes von Brandizzo unterwegs war. Der Lokführer sollte noch am Donnerstag vernommen werden. Aufschluss erhoffen sich die Ermittler auch von Bildern aus Überwachungskameras. Laut der italienischen Bahngesellschaft Ferrovie dello Stato (FS) hätten die Wartungsarbeiten an der Linie nach dem Vorbeifahren des Zuges beginnen sollen.

Der italienische Verkehrsminister Matteo Salvini sprach von einer “schrecklichen Tragödie” und kondolierte den Familien und Kollegen der Opfer. Auch Premierministerin Giorgia Meloni und Staatschef Sergio Mattarella zeigten sich erschüttert und forderten von der Justiz eine rasche Aufklärung der Gründe, die zum Unfall geführt haben. Nach dem Unglück kündigten die Gewerkschaften einen 24-stündigen Streik der Bahnmitarbeiter ab Donnerstagnachmittag an. Gewerkschaftssprecher kritisierten die Missachtung der Sicherheitsvorkehrungen für die Arbeiter.

Staatschef Mattarella besuchte am Donnerstagnachmittag den Unglücksort. So legte er vor dem Eingang des Bahnhofes von Brandizzo einen Blumenstrauß zu Ehren der Todesopfer nieder. Begleitet wurde Mattarella beim Besuch vom Bürgermeister von Turin Stefano Lo Russo.