Von: ka
Rom – Der Fall der 17-jährigen Michelle Maria Causo, die am Mittwoch mit mindestens sechs Messerstichen ermordet wurde, birgt viele Rätsel. Während der geständige Mörder, der gleichaltrige O.D.S., in Untersuchungshaft sitzt, versuchen die Ermittler, das Motiv für diese grausame Bluttat zu ergründen. Die Aussage des Täters, dass er Michelle Maria Causo wegen 30 oder 40 Euro, die er ihr geschuldet hätte, ermordet habe, scheint die Ermittler, die auch anderen Hinweisen nachgehen, nicht wirklich zu überzeugen.
Der 17-jährige O.D.S., der in Rom geboren wurde, dessen Eltern aber ursprünglich aus Sri Lanka stammen, sitzt seit vier Tagen im Jugendgefängnis von Rom in Untersuchungshaft. Bereits nach seiner Festnahme gestand O.D.S. Michelle Maria Causo in seiner Wohnung erstochen und darauf die in einem Müllsack gepackte Leiche mit einem Einkaufswagen zum späteren Fundort in der Nähe einiger Mülltonnen gebracht zu haben. Während über die Täterschaft des 17-jährigen aus Sicht der Polizei und der Staatsanwaltschaft keine Zweifel mehr bestehen, birgt die Frage, aus welchen Grund er die Oberschülerin Michelle Maria Causo getötet habe, einige Rätsel.
Ersten Erkenntnissen zufolge soll es um Schulden von nur 30 bis 40 Euro gegangen sein. Laut Angaben der Polizei soll O.D.S. der 17-Jährigen diese Summe geschuldet haben. Dem Geständnis des Mörders zufolge seien die Schulden die Folge des Kaufs einiger Dosen von Drogen gewesen. Das Opfer habe die kleine Summe zurückverlangt, aber er habe sie nur ausgelacht, woraufhin es zuerst zu einem Streit und kurz darauf zum tödlichen Messerangriff auf die Jugendliche gekommen sei.
„Michelle war wütend, weil ich das Geld, das ich ihr schuldete, nicht hatte. Sie fing an, mich zu beleidigen und zu schreien. Ich sah das Messer vor mir und ergriff es. Ich war wie von Sinnen“, so O.D.S. während seines Geständnisses. Ersten Ergebnissen der Autopsie zufolge wurde Michelle Maria Causo mit mindestens sechs Messerstichen im Hals-, Brust- und Bauchbereich ermordet. Einige Verletzungen lassen darauf schließen, dass das Opfer verzweifelt versuchte, sich vor den Stichen zu verteidigen. Ein möglicher sexueller Missbrauch konnte hingegen ausgeschlossen werden.
Dieses Mordmotiv vermag die Ermittler nicht ganz zu überzeugen. Sie halten es für unwahrscheinlich, dass die Ermordung von Michelle Maria Causo die Folge von nichtgezahlten Schulden von nur 30 Euro sei. Da in seiner Wohnung zudem eine kleine Menge Drogen sichergestellt wurde, hegen sie zudem den begründeten Verdacht, dass O.D.S. die Bluttat unter Drogeneinfluss begangen haben könnte. Im Rahmen des Verhörs bestritt O.D.S., in sie verliebt gewesen zu sein. „Auf keinen Fall, wir waren nur Freunde. Sie war eine Freundin meiner Ex“, sagte der 17-Jährige aus.
Dieser Darstellung widerspricht ihr fester Freund. „Er war in sie verknallt und sie wies ihn zurück. Aus diesem Grund wurde meine Freundin ermordet“, meint ihr Freund, der seit ihrem grausamen Tod um sie trauert. O.D.S. ist für die Ordnungskräfte kein unbeschriebenes Blatt. Der 17-Jährige weist eine Vorstrafe wegen Raubes auf. Letztes Jahr hatte eine Gruppe von Jungen bedroht, um sie zur Herausgabe ihres Geldes zu zwingen.
Auch ihre Mutter, Daniela Bertoneri, schenkt der Schuldengeschichte keinen Glauben. Vielmehr sei ihre Tochter vielleicht Zeugin zwielichtiger Geschäfte des 17-Jährigen geworden. „Dieser Jugendliche verbreitete in den sozialen Netzwerken Videos junger Mädchen. Vielleicht wollte meine Tochter eine ihrer Freundinnen vor einer möglichen Erpressung schützen. Möglicherweise hatte er sich in sie verliebt. Als sie sich weigerte, seine Freundin zu werden, brachte er sie um“, so Daniela Bertoneri.
Daniela Bertoneri ist verzweifelt. „Sie war so gutmütig. Sie war in der Schule so fleißig. Meine Tochter wurde auf grausamste Weise ermordet“, weint die Mutter des Opfers bittere Tränen. Mit ihr trauert das ganze Viertel Primavalle von Rom. In Gedenken an Michelle Maria Causo organisierten Bekannte und Freunde einen Trauermarsch, an dem das ganze Viertel teilnahm.