Zwei Kindergärtnerinnen wegen Misshandlungen festgenommen – VIDEO

Schwere Anschuldigung: Hungrige Kleinkinder der Kälte ausgesetzt

Donnerstag, 31. Januar 2019 | 07:21 Uhr

Turin – In der piemontesischen Metropole Turin wurden am Mittwoch zwei Erzieherinnen eines privaten Kinderhorts festgenommen. Den beiden Kindergärtnerinnen – bei ihnen handelt es sich um Mutter und Tochter – wird zur Last gelegt, die ihnen anvertrauten Kleinkinder auf vielfache Art und Weise misshandelt zu haben. Besonders schwerwiegend ist der Vorwurf, dass von den beiden beschuldigten Frauen, um sie krankzumachen und so ihre Anzahl zu reduzieren, die Kleinkinder willentlich der Kälte ausgesetzt worden seien.

APA/APA (Fohringer)/HELMUT FOHRINGER

Nachdem im Herbst letzten Jahres einige Bedienstete Anzeige erstattet hatten, begann die Polizei, sich den von den beiden Erzieherinnen betriebenen privaten Kindergarten näher anzusehen. Im Laufe dieser Ermittlungen, zu denen auch abgehörte Telefongespräche gehört hatten, förderten die Beamten schwere Mängel in der Führung der privaten Betreuungseinrichtung zutage. Unter anderem nutzte das Mutter-Tochter-Gespann, um mehr Kinder aufnehmen und so die Einnahmen erhöhen zu können, für die Betreuungseinrichtung auch eine unbeheizte Mansarde. Dabei überschritten sie die vonseiten der zuständigen Behörden genehmigte maximale Anzahl von betreuten Kleinkindern.

Als schwerwiegend erwiesen sich aber die verschiedenen Misshandlungen, denen die ihnen anvertrauten Kinder ausgesetzt waren. Die zwischen drei Monaten und drei Jahre alten Kleinkinder wurden ungenügend ernährt, wobei ihnen auch der Schlaf verwehrt wurde. Nicht selten wurden die Buben und Mädchen gestoßen oder es wurde heftig an ihnen gezogen. Außerdem ließen die beiden Kindergärtnerinnen die Kinder stundenlang weinen. Wenn sich ein Kind laut Ansicht der beiden Frauen „schlecht benahm“, wurde es allein in eine Kammer eingesperrt. Im Laufe der Ermittlungen sammelten die Beamten der Polizei auch Indizien für eine ganz besonders gravierende Anschuldigung. Da die Anzahl der Kinder in der privaten Betreuungseinrichtung zu hoch war, hätten die beiden Frauen laut Verdacht, um die Kleinkinder krankzumachen und so ihre Anzahl zu reduzieren, die Kleinkinder willentlich dem Hunger und der Kälte ausgesetzt.

Innerhalb mehrerer Wochen sammelten die Beamten aus Sicht der Staatsanwaltschaft von Turin ausreichend Beweismaterial. Am Mittwoch klickten für die beiden italienischen Erzieherinnen T.S. und M.F. die Handschellen. Die beiden Frauen, denen gemeinschaftlich verübte Misshandlungen unter dem erschwerenden Umstand des geringen Alters der Opfer zur Last gelegt werden, wurden festgenommen und in eine Haftanstalt überstellt.

APA/APA (dpa/Archiv)/Patrick Pleul

Der Rechtsanwalt der beiden Frauen hingegen verteidigte die Führung des privaten Kinderhorts durch die beiden Erzieherinnen. Er gab an, dass eine der beiden Frauen einige nicht mit einem Kinderhort vereinbare Zustände zugegeben habe, aber diese bei weitem nicht als Misshandlungen aufgefasst werden könnten. Beispielsweise sei den Kindern am Vormittag der Schlaf verweigert worden, um sie an den normalen Tag-Nacht-Rhythmus zu gewöhnen. „Ich habe mich so verhalten, als ob es meine eigenen Kinder gewesen wären“, so eine Kindergärtnerin.

Die im Rahmen der wochenlangen Ermittlungen gesammelten Beweise sprechen aber eine ganz andere Sprache.

Von: ka