Pilotprojekt „Covid-19-gerechter Schule“ gestartet – VIDEO

Serumtests, Gesichtsmasken und desinfizierte Klassenräume

Dienstag, 12. Mai 2020 | 08:20 Uhr

Von: ka

Borgosesia – Drei piemontesische Gemeinden starten am Dienstag das Pilotprojekt einer Covid-19-gerechten Schule. Das Pilotprojekt sieht eine Vielzahl von Sicherheitsmaßnahmen wie Serumtests für Eltern und Erzieher, täglich desinfizierte Klassenräume und einen hohen Mindestabstand zwischen den Kindern vor. Mit der „Covid-19-gerechten Schule“ wollen die Initiatoren für die Eltern – darunter besonders für die Mütter – eine Betreuungsmöglichkeit schaffen und gleichzeitig Erkenntnisse für einen Covid-19-sicheren Start in das Schuljahr 2020/21 gewinnen.

ANSA/ALESSANDRO DI MARCO

Das Projekt einer Covid-19-gerechten Schule geht auf die Idee des Bürgermeisters von Borgosesia im Piemont, Paolo Tiramani, zurück. Dem Vorhaben, den nach zwei Monaten Lockdown eben zur Arbeit zurückgekehrten Eltern eine Betreuungsmöglichkeit zu bieten und gleichzeitig Erfahrungen für einen Covid-19-sicheren Start in das Schuljahr 2020/21 zu sammeln, schlossen sich sofort zwei Nachbargemeinden von Borgosesia an.

Bisher konnten die drei Gemeinden die Eltern von 36 drei bis zehn Jahre alten Kindern für das Pilotprojekt gewinnen. Die drei Bürgermeister hoffen aber auf weitere Einschreibungen. Um den arbeitenden Eltern entgegenzukommen, wurde die Betreuungszeit, die um 8.00 Uhr beginnt, bis auf 18.00 Uhr am Abend ausgeweitet.

Parlano di noi….

Pubblicato da Paolo Tiramani su Domenica 10 maggio 2020

Gerade auch um den Eltern die Angst vor einer Ansteckung ihrer kleinen Sprösslinge mit dem Coronavirus zu nehmen, werden von Beginn an eine ganze Reihe von strengen Sicherheitsmaßnahmen ergriffen. Während sowohl für die Eltern als auch für die Erzieher serologische Tests vorgesehen sind, wird den Kindern, die Gesichtsmasken tragen müssen, mehrmals am Tag die Körpertemperatur gemessen. Die Erzieher und die Kinder müssen sich mindestens einmal die Stunde die Hände waschen.

Die Klassenräume hingegen werden jede Stunde für zehn Minuten gelüftet. In den Klassenräumen dürfen sich maximal vier bis fünf Kinder gleichzeitig aufhalten, wobei jedem Kind mindestens vier bis fünf Quadratmeter zur Verfügung stehen. Der Gang zu den Toiletten, die gleich wie die Klassenräume mindestens einmal am Tag desinfiziert werden, ist den Kindern nur einzeln gestattet. Um „Kinderansammlungen“ zu vermeiden, sieht das strenge Sicherheitsprotokoll das zeitlich gestaffelte Betreten und Verlassen des Schulgebäudes vor.

Um die soziale Distanzierung zwischen den Kindern zu wahren, werden die Mahlzeiten nicht in der Schulmensa, sondern in den Klassenräumen eingenommen. Aus hygienischen Gründen dürfen die Mahlzeiten von den Kindern nicht von Zuhause mitgebracht werden. Der Catering-Dienst, der bis zur Schließung der Schulen deren Mensen versorgt hatte, wurde damit beauftragt, das Corona-sicher verpackte, einzeln portionierte und luftdicht versiegelte Mittagessen direkt in die Klassenzimmer zu den Kindern zu liefern.

Natürlich handelt es sich beim von den Initiatoren „Betreuung für Minderjährige“ genannten Pilotprojekt um keine „echte“ Schule. Bei den „Lehrern“, die bis zum Ende des Projekts im Juni die Kinder betreuen werden, handelt es sich um Erzieher, die sich bis zum Lockdown um die vorschulische und nachmittägliche Betreuung der Kinder kümmerten.

ANSA/ALESSANDRO DI MARCO

Für den „Unterricht“ ließen sich die Bürgermeister und die von ihnen beauftragten Experten einiges einfallen. Die Kinder, die groß genug sind, mit digitalen Hilfsmitteln umzugehen, bringen die eigenen Laptops und Tablets von Zuhause mit. Einmal im Klassenzimmer loggen sich die Kinder ins schulische WLAN ein. Sie haben so die Möglichkeit, die Online- und Videolektionen ihrer vom laufenden Schuljahr her gewohnten Lehrer zu verfolgen. Währenddessen beaufsichtigen die Erzieher die Kinder und unterstützen sie, wenn sie zwischen dem Gebrauch von Passwörtern, dem Laden von Programmen oder dem Herunterladen der Hausaufgaben Hilfe benötigen. Um die anderen Kinder, die aufgrund der verschiedenen Schulstufen und Klassen unterschiedliche Schulaufgaben haben, nicht zu stören, müssen alle Schüler beim interaktiven Videounterricht und beim Kontakt mit ihren Lehrern Kopfhörer benützen.

Den Eltern hingegen werden für den den ganzen Tag dauernden „schulischen Betreuungsdienst“ nur zehn Euro und für die Mahlzeit weitere fünf Euro berechnet. Die Eltern der Sprösslinge, die arbeiten müssen und denen eine private Betreuung weit teurer zu stehen käme, wissen das Angebot zu schätzen. Ein Grund für das Projekt ist, dass genauso wie die Experten auch das unterrichtende Personal und die politischen Verantwortlichen sowie die Mütter und Väter Erfahrungen betreffend das Problemfeld „Schule und Covid-19“ sammeln wollen.

Das Pilotprojekt einer Covid-19-gerechten Schule stößt in ganz Italien auf reges Interesse. Auch die heimischen Schulämter dürften in den nächsten Wochen den in Borgosesia und seinen zwei Nachbargemeinden laufenden Praxistest genau verfolgen.