Von: ka
Lodi – Eine Mittelschule der lombardischen Kleinstadt Lodi war am vergangenen Freitag Schauplatz einer gerade noch rechtzeitig vermiedenen Tragödie. Ein 13-jähriges Mädchen, das von einem um ein Jahr älteren Mitschüler wochenlang mit Intimfotos erpresst worden war, dachte schon an Selbstmord. Erst dank des Eingreifens einiger Mitschülerinnen konnte das Mädchen, das bereits einen Abschiedsbrief geschrieben hatte, dazu überzeugt werden, sich der Lehrerin anzuvertrauen. Der 14-jährige Täter wurde wegen Verbreitens pädopornografischen Materials und wegen Erpressung angezeigt.
#Lodi, 13enne sviene in aula dopo un ricatto per foto osé.
Nella vita virtuale, come in quella reale, non tutto è lecito: ci si può, e si può ferire. Va spezzata quella catena che crea un circolo vizioso.#revengeporn #CyberBullyinghttps://t.co/xdocLAxzkK via @giornalettismo pic.twitter.com/Q9tdQHKVa1
— Anis (@anis_epis) March 19, 2019
Die traurige Geschichte begann vor mehreren Wochen, als das Opfer ihrem um ein Jahr älteren Mittelschüler, der ihr sehr gut gefiel, einige Fotos, in denen sie eine sexy Pose einnahm, schickte. Anscheinend waren dem 14-jährigen, sitzengebliebenen Mittelschüler diese Fotos zu wenig. „Schick mir weitere Fotos oder ich sage es deinen Eltern“, so der erpresserische 14-Jährige zum jungen Mädchen. Um seine Forderung zu unterstreichen, leitete er die Fotos, die eigentlich nur für ihn bestimmt waren, an weitere Mittelschüler weiter, sodass die Intimfotos der 13-Jährigen in der Schule immer mehr die Runde machten und immer weitere Verbreitung fanden. Laut heutigem Erkenntnisstand der Ermittlungen nahm das erpresserische Spiel des 14-Jährigen über mehrere Wochen hinweg seinen Lauf.
Ancora una vittima di immagini intime diffuse a sua insaputa sul web da un vile bullo. Bisogna lavorare sulla consapevolezza, nei ragazzi, dei rischi della rete e dell'importanza che i loro dati avranno negli anni, eredità personale da proteggere e trattare con scrupolo. #lodi pic.twitter.com/7J85RtyI7Q
— Licia Ronzulli (@LiciaRonzulli) March 19, 2019
Einige Mitschülerinnen, denen sich das 13-jährige Erpressungsopfer anvertraut hatte, versuchten vergeblich das Mädchen dazu überzeugen, Anzeige zu erstatten. Aufgrund der Geschehnisse der letzten Wochen kam die 13-Jährige am Freitagmorgen in einem emotional aufgewühlten Zustand zur Schule. Als ihre Freundinnen beschlossen, sich an die Lehrerin zu wenden, geriet die Schülerin in Panik und erlitt einen Schwächeanfall. Was später folgte, war ein tränenreiches Geständnis des 13-jährigen, gepeinigten Mädchens.
Die Lehrerin und die Direktorin der Schule verständigten umgehend die Quästur. Innerhalb weniger Minuten trafen vor der Schule drei Polizeistreifen ein. Nachdem die Polizeibeamten mit mehreren Schülerinnen und Schülern gesprochen und die Bilder begutachtet hatten, beschlagnahmten sie mehrere Smartphones. Der 14-jährige Schüler wurde wegen Verbreitens pädopornografischen Materials angezeigt. Im Rahmen der Ermittlungen, die erst am Anfang sind, steht auch eine Anzeige wegen Erpressung im Raum. Das 13-jährige Opfer, das sich wegen der Intimfotos sehr schämte und bei der die Lehrer sogar einen Abschiedsbrief fanden, wurde von den herbeigerufenen Rettungskräften erstversorgt und zu Untersuchungen in das Krankenhaus von Lodi gebracht.
Lodi, 13enne ricattata per foto osé minaccia il suicidio a scuola #Lodi https://t.co/uSuMTWjZFq pic.twitter.com/fiGAduhUpO
— Tgcom24 (@MediasetTgcom24) March 19, 2019
Angesichts des panikartigen Zustands des jungen Mädchens und des Abschiedsbriefes wurde den Lehrern und Mitschülern bewusst, wie groß ihre Not bereits war und wie kurz sie davor stand, eine Verzweiflungstat zu begehen.
Der Fall von Lodi löste in Italien eine heftige Debatte um Sexting und Cyber-Mobbing aus. Können mehr Aufmerksamkeit der Schule und der Eltern sowie eine härtere Strafgesetzgebung verhindern, dass insbesondere junge Mädchen in einen Strudel aus Angst, Scham und Erpressung geraten, aus dem sie alleine nicht mehr herauskommen?