Erzürnter Werftunternehmer findet keine Arbeitskräfte – VIDEO

„Sicher, dass es in Italien Arbeit braucht?“

Dienstag, 12. Februar 2019 | 07:26 Uhr

Venedig – In Venetien macht erneut ein Fall eines Unternehmers, der im angeblich von Arbeitslosigkeit geplagten Italien verzweifelt nach Arbeitskräften sucht, von sich reden. Mirco Beraldo, Inhaber der gleichnamigen, kleinen Schiffswerft in der Lagune von Venedig, ist bereits seit Jahren auf der Suche nach spezialisierten Arbeitskräften. Der Unternehmer erhält aber fast nur Absagen. Der Hauptgrund für das mangelnde Interesse – so Mirco Beraldo – sei die Tatsache, dass in seiner Werft auch an den Wochenenden gearbeitet werden müsse. „Sind wir sicher, dass es in Italien Arbeit braucht“, fragt sich der mittlerweile erzürnte und enttäuschte Kleinunternehmer.

Facebook/Cantiere Nautico Beraldo Srl

Nach dem Fall des Gerüstbauunternehmens Euroedile – Südtirol News berichtete – macht in Venetien erneut ein Unternehmer, der verzweifelt nach Arbeitskräften sucht, von sich reden. Mirco Beraldo, Inhaber der gleichnamigen kleinen Schiffswerft in der Lagune von Venedig Cantieri Beraldo könnte eigentlich nicht klagen. Seine kleine Werft, die Reparaturarbeiten und Wartungen für Jachten anbietet, kann sich über mangelnde Aufträge eigentlich nicht beschweren. Um sein Unternehmen zu vergrößern und alle Aufträge zeitnah erfüllen zu können, fehlen Mirco Beraldo aber schlicht die Arbeitskräfte. Bereits seit zwei Jahren sucht Cantieri Beraldo einen Metallschlosser, einen Mechaniker für Schiffsmotoren, einen Schweißer und einen verantwortlichen Vorarbeiter für die Bootswerft.

Der Verdienst kann sich mit einem monatlichen Anfangslohn von 1.250 Euro, der dank der besonderen fachlichen Kenntnisse bis zu 1.600 Euro ansteigt, durchaus sehen lassen. Trotz des fairen Angebots und obwohl das Unternehmen auf vielfache Weise nach interessierten Arbeitskräften sucht, melden sich aber kaum geeignete Kandidaten. Der Hauptgrund für das mangelnde Interesse – so Mirco Beraldo – sei die Tatsache, dass in seiner Werft auch an den Wochenenden gearbeitet werden müsse.

Facebook/Cantiere Nautico Beraldo Srl

Das, was dem Chef von Cantieri Beraldo besonders die Zornesröte ins Gesicht treibt, sind die Fragen und Antworten der sogenannten „Kandidaten“ im Vorstellungsgespräch. Die meisten Fragen der angeblichen „Arbeitssuchenden“ betreffen fast nur das Gehalt und die Ferien. Sobald das Gespräch auf die Wochenendarbeit, insbesondere die Sonntagsarbeit, kommt, winken die meisten „Arbeitslosen“ ab. Ein Mann gab während des Vorstellungsgesprächs sogar an, dass er am Sonntag seine Frau ins Einkaufszentrum begleiten müsse. Diese Antwort ließ selbst den hartgesottenen Unternehmer Mirco Beraldo sprachlos zurück. Wirklich zu denken gibt dem Werftunternehmer aber die Erkenntnis, dass die meisten „Kandidaten“, wenn sie erfahren, dass in der im touristischen Sektor arbeitenden Werft auch am Sonntag gearbeitet wird, es vorziehen, erst gar nicht zum vereinbarten Vorstellungsgespräch zu erscheinen. Mirco Beraldo hätte auch kein Problem damit, in seinem Unternehmen Migranten zu beschäftigen, aber die, die sich melden, verfügen schlicht nicht über die Voraussetzungen und fachlichen Kenntnisse, um eine Außenwand einer Jacht zu schweißen oder einen Schiffsmotor zu überholen.

Mirco Beraldo, dessen Gefühlswelt mittlerweile zwischen Zorn und tiefer Enttäuschung schwankt, will sich aber noch nicht geschlagen geben. Der Werftunternehmer versucht bereits seit Monaten auf vielfache Weise, die vier fehlenden Arbeitskräfte dennoch aufzutreiben. Über die sozialen Netzwerke im Internet, über Anfragen bei den zuständigen Verbänden und über klassische Annoncen – auch in den Nachbarregionen – hofft der Kleinunternehmer immer noch, Schweißer und Schiffsmotorenmechaniker für seine kleine Werft zu finden. „Eines werden wir aber nicht tun. Wir werden keine Arbeitskräfte der Konkurrenz mit dem Versprechen anwerben, sie besser zu bezahlen. So etwas machen wir nicht“, so Mirco Beraldo.

„Sind wir sicher, dass es in Italien Arbeit braucht? Mir scheint, dass dem nicht so ist“, meint der enttäuschte Kleinunternehmer.

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Von: ka