47 Grad: Große Hitze schädigt Stromleitungen – VIDEO

Sizilien: Zehntausende seit Tagen ohne Wasser und Strom

Mittwoch, 26. Juli 2023 | 08:14 Uhr

Catania – Die große Hitzewelle – in Catania und in Siracusa wurden Temperaturen von jeweils 45,7 und 47,6 Grad gemessen – hat in der Hafenstadt Catania und einigen umliegenden Kleinstädten zu einem weitgehenden Zusammenbruch der Stromversorgung geführt.

Obwohl alles Mögliche versucht wird, die Versorgung wiederherzustellen, sind in der sizilianischen Hafenstadt und seiner Umgebung Zehntausende von Menschen seit mehr als 90 Stunden ohne Strom. Als Hauptursache für den gigantischen Stromausfall wird die mangelnde Hitzewiderstandsfähigkeit der unterirdischen Stromleitungen genannt. Da die Versorgung mit Trinkwasser ebenfalls mit der Stromversorgung zusammenhängt, stellte sich auch ein spürbarer Wassermangel ein. Durch den teilweisen Ausfall des Flughafens von Catania und den Stromausfall gehen die Schäden bereits jetzt in die Hunderte von Millionen Euro.

ANSA/ORIETTA SCARDINO

Nicht nur für die Einwohner von Catania, sondern für das gesamte Wirtschaftsleben der Hafenstadt und seiner Umgebung ist der gigantische Stromausfall ein Desaster. In der sizilianischen Hafenstadt unter dem Ätna, die seit Tagen von sengender Hitze betroffen ist, sind ganze Stadtviertel seit mehr als 90 Stunden ohne Strom. Besonders schwerwiegend ist, dass mehrere kommunale Versorger ohne Elektrizität auch die lebenswichtige Versorgung mit Trinkwasser nicht gewährleisten können. Die Folgen für das tägliche Leben der Bürger und das Wirtschaftsleben der Stadt und seiner Umgebung blieben nicht aus.

Aufgrund der großen Hitze – in Catania und in Siracusa wurden Temperaturen von jeweils 45,7 und 47,6 Grad gemessen – wird die Lage der Menschen immer unerträglicher. Während sich die Wohnungen ohne Klimaanlagen in Öfen verwandeln, verderben die Lebensmittel in den unbenutzbaren Kühlschränken. Um das Leiden der Einwohner zu lindern, richtete die Stadtverwaltung gekühlte Ruheräume ein, in denen auch Wasser angeboten wird.

Facebook/Comune di Catania

Die Stellungnahme des italienischen Ministers für Katastrophenschutz, Nello Musumeci, dass die unterirdisch verlegten Kabel von Enel Schwierigkeiten mit hohen Temperaturen haben, was die Hauptursache für die Stromausfälle ist, gibt der sizilianischen Öffentlichkeit zu denken. Die Tatsache, dass im Rahmen der Modernisierung der Infrastruktur offenbar nicht daran gedacht wurde, hitzeresistentere Materialien zu verwenden und die Kabel so zu verlegen, dass der Stromfluss durch die Hitze keinen Schaden nehmen kann, sorgt unter den Sizilianern für Entsetzen. Dies ist um so mehr erstaunlich, weil sich in der Industriezone von Catania, die unter dem Namen Etna Valley bekannt ist, sich mehrere internationale Unternehmen ansiedelten, die im Bereich der Mikroelektronik und anderer Hochtechnologien führend sind. Bilder zeigen, dass die Kabel in der Hitze regelrecht schmolzen.

ANSA NPK

Auch mehrere Kleinstädte im Hinterland von Catania, wie Acireale und Paternò, die beide rund 50.000 Einwohner zählen, werden von ständigen Stromausfällen geplagt. Während die Menschen unter dem Strom- und Wassermangel leiden, beklagen die Unternehmen bereits jetzt Schäden in Millionenhöhe.

„Es wurde bereits berechnet, dass allein die Schließung und die langsame Wiedereröffnung des Flughafens Fontanarossa von Catania den Unternehmen einen täglichen Verlust von 40 Millionen Euro beschert. Wenn wir die ausgedehnten Stromausfälle und die dadurch verursachten massiven Schäden für Bürger und Unternehmen hinzurechnen, ist die Schadensbilanz noch größer. Vor allem Kleinunternehmen, die im Handel und Tourismus tätig sind, leiden unter den Ausfällen, aber auch Industriebetriebe sind davon betroffen. Die Nachrichten, die wir erhalten, sind besorgniserregend. Wir wollen keine Polemik betreiben und sind zu jeglicher Zusammenarbeit bereit, aber von den regionalen und nationalen Behörden sowie von der Enel und vom Flughafenbetreiber Sac erwarten wir uns gesicherte und greifbare Antworten. Wir können nicht länger warten“, erklärt der Präsident von Confindustria Catania, Angelo Di Martino.

„Da wir in unserem Industriebetrieb für solche Fälle gerüstet sind, halten wir uns gut, aber wir haben Probleme mit unseren Verkaufsstellen. Um die vielen im Tourismus- und Dienstleistungsbereich tätigen Kleinunternehmer und Selbstständigen mache ich mir aber große Sorgen. Zu den beträchtlichen Schäden, die durch die Stromausfälle, deren Ursache die unzureichende und veraltete Infrastruktur ist, kommt noch die teilweise Schließung des Flughafens von Catania hinzu. Es wurden bereits erste Stornierungen von Reisenden gemeldet. Es handelt sich um einen schweren Schlag, der einen Wirtschaftssektor trifft, der sich im Aufschwung befand. Wir sind der wirtschaftlich dynamischste Teil der Insel und wir erwarten uns von den Behörden mehr als nur vage Antworten“, so der Unternehmer Giuseppe Condorelli gegenüber dem Corriere della Sera.

Nicht zuletzt dank der Unterstützung durch das Heer konnte der Flughafen aber wieder seinen Betrieb aufnehmen.

Der Strom- und Wassermangel trifft auch die Landwirtschaft sehr hart. In der fruchtbaren Ebene von Catania, in der derzeit Wüstentemperaturen gemessen werden, herrscht ein chronischer Mangel an Wasser für die Bewässerung. Die Zitruspflanzen, die für das Wachsen und Reifen der Orangen, Zitronen und Mandarinen eigentlich viel Wasser benötigen würden, ist kein Bewässerungswasser verfügbar. Es fehlt selbst das Wasser, das für das schiere Überleben der Bäume nötig wäre. Unter den Bauern sind Niedergeschlagenheit und Verzweiflung groß.

Ein wichtiger Wirtschaftszweig auf Sizilien ist auch die Milchwirtschaft. „Solch hohe Temperaturen treten bei uns im Sommer immer wieder auf. Für den Umstand, dass die Strom- und Wasserversorgung aufgrund des veralteten und unzulänglichen Netzes fast jeden Sommer an seine Grenzen stößt, wodurch es immer wieder zu finanziellen Einbußen und Produktionsausfällen kommt, gibt es daher keine Rechtfertigung. In der Milchwirtschaft, die täglich einen „lebenden“ Rohstoff verarbeitet, haben diese Unzulänglichkeiten auch negative Auswirkungen auf die Landwirte. Die zuverlässige Abholung der gesammelten Milch muss gewährleistet werden“, meint der Generaldirektor des Milchbetriebs Latte Sole, Giuseppe Ignizio.

Twitter/Vigili del Fuoco

Als ob Catania durch die Stromausfälle und dem Wassermangel nicht bereits genug geplagt wäre, wird die Umgebung der Hafenstadt nun auch noch durch ausgedehnte Brände heimgesucht. Die Bürger und Kleinunternehmer, die von den ständigen Stromausfällen betroffen sind, sind mit ihren Nerven am Ende. Es gab sogar bereits einige unorganisierte Proteste. Die Betroffenen wollen sich nicht mehr mit leeren Worten und vagen Versprechungen zufriedengeben. Sie verlangen, dass die Regionalregierung in Palermo und die römische Regierung sich ihrer Probleme endlich annehmen.

Von: ka