„Einschließende Weihnachtslieder“ erzürnen katholische Eltern

Skandal: Aus „Gesù“ wird „Cucù“

Freitag, 22. Dezember 2023 | 08:05 Uhr

Von: ka

Agna – Die kleine Gemeinde Agna südlich von Padua ist Schauplatz eines handfesten Weihnachtsskandals. Um die Gefühle von Schülern und Familien, die sich zu anderen Religionen bekennen, nicht zu verletzen, änderten einige Lehrerinnen die Weihnachtslieder, die die Volksschulkinder am letzten Schultag vor Weihnachten singen sollten, so ab, dass darin weder Jesus noch die Engel und genauso wenig die Geburt Christi vorkamen.

Den Schülern wurden Notenhefte mit überarbeiteten und korrigierten Texten ausgehändigt, in denen zum Beispiel das Wort Gesù durch Cucù – „Jesus“ durch „Kuckuck“ – ersetzt worden war. Die Eltern, die nicht in diese Entscheidung eingebunden worden waren, erfuhren von diesen „kleinen Änderungen“ erst, als sie die Notenhefte mit den neuen Liedtexten zu Gesicht bekamen. Seither gehen in Agna die Wogen hoch. Aus Protest beschlossen viele Eltern, ihre Kinder nicht mehr zur Schule zu schicken.

APA/APA (Archiv/dpa)/Bernd Weissbrod

Die Eltern eines Volksschulkinds, das die Grundschule „Edmondo De Amicis“ in Agna in der Provinz Padua in Venetien besucht, staunten nicht schlecht, als sie die Liedtexte der Weihnachtslieder sahen, die die Kinder einer langen Tradition folgend am letzten Schultag vor Weihnachten vor ihren Eltern singen sollten.

„Letzten Montag entdeckten wir zufällig, dass die Texte der Weihnachtslieder, die unsere Kinder singen sollten, verändert und umgeschrieben worden waren“, erzählt der Vater eines der Kinder, Francesco. „Zuerst konnte ich es nicht glauben, aber als meine Frau mir im Notenheft die Liedtexte zeigte, aus denen bestimmte Wörter wie Jesus, die Engel und die Geburt Christi gestrichen worden waren, wurde ich zornig. Es kann nicht sein, dass es so weit kommt. Zudem wurden wir als Eltern nicht in diese Entscheidung der Lehrerinnen eingebunden“, fügt Francesco hinzu.

Anschließend wandte sich der Vater an den Bürgermeister von Agna, Gianluca Piva, und den Pfarrer Fabio Bettin. Ersterer habe „diese Nachricht mit großem Bedauern zur Kenntnis genommen und sich persönlich bei der Schule nach den Gründen für diese Entscheidung erkundigt“, aber nach diesem ersten Austausch habe Francesco angeblich nichts mehr von ihm gehört. „Der Priester hingegen verschanzte sich hinter den üblichen Klischees und meinte, dass wir anderen gegenüber gastfreundlich sein sollten“, so Francesco.

Der Einzige, der den Eltern eine Erklärung abgab, war der Autor des Notenhefts, der Musiklehrer Josè Angel Ramìrez Ragoitia aus Piove di Sacco bei Padua. Josè Angel Ramìrez Ragoitia erklärte, dass die Lehrerinnen an seinem Text weitere Kürzungen und „Korrekturen“ vorgenommen hätten. Auf die überarbeiteten Texte angesprochen, meinte der Musiklehrer, dass er über diese Initiative der Schule nicht glücklich sei.

Im WhatsApp-Chat der Mütter, der normalerweise nur dazu genutzt wird, um sich über alle schulischen Fragen und Belange auf dem Laufenden zu halten, entbrannte eine heiße Diskussion. Dabei bestätigte sich der Verdacht von Francesco und seiner Frau, dass die Eltern der Schüler nie über diese einschneidende Entscheidung informiert worden waren.

Vom Zorn der Eltern ihrer Volksschüler überrascht, verteidigten sich die Lehrerinnen, dass es ihnen nur um die Einbeziehung jener Schüler, die nicht katholischen Glaubens sind, gegangen sei. Allerdings erreichten sie nur, dass die traditionelle weihnachtliche Gesangsstunde der Volksschulkinder heuer weitgehend ins Wasser fallen wird. Viele Eltern teilten unmissverständlich mit, dass sie ihre Kinder heuer zu Hause behalten werden.

„Zum einen aus prinzipiellen Gründen und zum anderen, weil sie uns Dinge weggenommen haben, an die wir glauben, haben ich und meine Frau nach einigen Diskussionen beschlossen, dass unsere Tochter nicht an der Weihnachtsgesangsstunde teilnehmen wird“, so der Vater eines Mädchens. „Die eigenen Traditionen aufzugeben, nur um anderen zu gefallen, ist ein Akt der Kapitulation, nicht der Integration“, so der Kommentar der Eltern eines Volksschulkindes.

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Diese Ansichten werden auch von der Regierung Meloni geteilt. Um dem gängigen Trend, traditionelle christliche Feiern durch politisch korrekte und „integrativere“ Feste zu ersetzen, einen Riegel vorzuschieben, brachten Senatoren von Fratelli d’Italia im Senat einen entsprechenden Gesetzesentwurf ein. Der Entwurf sieht vor, dass es nicht mehr möglich sein wird, in den italienischen Schulen jeder Ordnung und Stufe Krippen und christliche Feste wie Weihnachten und Ostern zu streichen. Für Schulleiter, die weihnachtliche und österliche Traditionen von ihren Schulen zu verbannen versuchen, sind disziplinarische Maßnahmen geplant.

Die Eltern der Volksschulkinder von Agni würden ein solches Gesetz mehrheitlich sicher begrüßen. Einige von ihnen könnten sich nach dem Inkrafttreten eines solchen Gesetzes auch vorstellen, gerichtlich gegen die Lehrerinnen vorzugehen. Zumindest für Diskussionsstoff ist heuer weit über die kleine Gemeinde Agni hinaus ausreichend gesorgt.