Von Telefonphobie bis hin zu mangelnder Sozialkompetenz

Alarmierende Studie offenbart Schwächen der Gen Z

Freitag, 01. August 2025 | 08:07 Uhr

Von: mk

Bozen – Eine aktuelle Studie aus Großbritannien kommt zu alarmierenden Ergebnissen: Ein Großteil der Generation Z – also der 18- bis 25-Jährigen – hat Schwierigkeiten mit sogenannten Soft Skills. Dabei sind gerade diese oft für Erfolg im Berufsleben entscheidend.

Im Rahmen der Studie des Branchenmagazins “HrNews” wurden über 2.000 Personen befragt – darunter 590 Arbeitgeber. Während Vertreter der Gen Z oft über ausgeprägte technische Fähigkeiten und „Hard Skills“ verfügen, hapert es bei der Sozialkompetenz. Vor allem Kommunikation, Resilienz und Teamfähigkeit werden zur Herausforderung.

Fast vier von zehn (37 Prozent) der Betroffenen stolpern demnach über Tücken in der zwischenmenschlichen Interaktion und fast drei von zehn fallen Resilienz (28 Prozent) und Problemlösung (27 Prozent) schwer.

Besonders auffällig: Fast ein Viertel lehnt Telefongespräche ab und vermeidet sie manchmal sogar ganz.

Trotz dieser Ergebnisse warnen Fachleute davor, die junge Generation pauschal zu verurteilen. „Sogenanntes Gen Z Bashing führt nirgendwohin. Wir dürfen diese Daten nicht dazu benutzen, jungen Erwachsenen in irgendeiner Art Schuld zuzuweisen“, betont Francesca Verderio, Training & Development Practice Leader bei Zeta Service, einem führenden italienischen HR-Beratungsunternehmen.

Dennoch ist die Lage ernst: Gerade in Zeiten von KI sind Fähigkeiten entscheidend, die Maschinen nicht replizieren können. Zuhören, Empathie und systemisches Denken könnten in Zukunft noch viel mehr an Bedeutung gewinnen. Bereits jetzt messen Arbeitgeber laut Studie der Teamfähigkeit mehrheitlich eine größere Bedeutung bei als IT-Kenntnissen.

Wie Verderio betont, würden Schwierigkeiten der Gen Z nicht unbedingt mit dem Alter zusammenhängen, sondern seien vielmehr das Ergebnis eines Bildungssystems, das sich nicht schnell genug an den sich wandelnden Arbeitsmarkt angepasst habe. Die Corona-Pandemie, die von Fernunterricht und sozialer Isolation geprägt war, habe zudem die Entwicklung sozialer Fähigkeiten in einer entscheidenden Lebensphase gebremst.

Die gute Nachricht ist: Zwischenmenschliche Fähigkeiten sind trainierbar und können „wiederbelebt“ werden. Zudem hat die Gen Z neue Arten von Krisen und Herausforderungen durchlebt – vom Umgang mit sozialen Medien über Corona bis hin zu Krieg mitten in Europa – und dadurch einzigartige Perspektiven und Fähigkeiten entwickelt, von denen Unternehmen möglicherweise profitieren.

Zehn Soft Skills für den Berufseinstieg

Jungen Berufseinsteigern legt Zeta Service zehn Verhaltensmerkmale nahe, die sie besonders trainieren sollten:

1.      Fokus auf Einzelziele, Beständigkeit und Kohärenz: Neben Multitasking sollte vor allem die Fähigkeit zur längeren Konzentration auf eine Aufgabe sollte geübt werden.

2.      Verbale Kommunikation und Fähigkeit zur Integration: Effektiv sprechen können, Beiträge anderer integrieren sowie die Merkmale unterschiedlicher Kommunikationskanäle kennen und beherrschen, sind im Berufsalltag oft entscheidend.

3.      Klarheit im Ausdruck und die Fähigkeit, Konzepte rational und präzise zu vermitteln: Vor allem beim Verfassen von E-Mails ist es wichtig, klare, direkte und relevante Botschaften zu vermitteln. Auch für Teamarbeit und das Lösen von komplexen Aufgaben spielt das eine wichtige Rolle.

4.      Verantwortung und Entscheidungsfindung: Die Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen und sich über das eigene Kompetenzniveau hinaus zu fordern, sollte ebenfalls trainiert werden. Dadurch leistet man nicht nur für das Unternehmen mehr, sondern es erweitert sich auch der eigene Horizont.

5.      Kritisches Denken: Die Fähigkeit, eigene Vorstellungen zu entwickeln, ist der Weg zu Innovation, Wachstum und zu einem wirklich effektiven Einsatz von KI.

6.      Resilienz: Damit ist die Fähigkeit gemeint, sich zu erholen oder auf Herausforderungen und Veränderung zu reagieren. Im Berufsleben heißt das unter anderem, alle Variablen zu berücksichtigen und sowohl positive Aktionen anzuerkennen, als auch sich selbst im Sinne kontinuierlicher Verbesserung zu hinterfragen.

7.      Nachhaltige Verhandlung im gegenseitigen Vorteil: Dabei handelt es sich um eine Schlüsselkompetenz in jeder beruflichen Beziehung – sowohl innerhalb eines Betriebes als auch mit Partnern von außen.

8.      Aktives Zuhören und Empathie: Jemanden zu verstehen ist mehr als nur Hinhören. Empathie ist Voraussetzung für jede gesunde Beziehung und verleiht Führungskraft, weil man das Vertrauen anderer gewinnt.

9.      Neigung zur Selbstentwicklung: Dazu gehört, dass man Feedback in erster Linie als Lernanstoß und nicht als persönlichen Angriff versteht.

10.  Positives Denken: Nicht die rosarote Brille und zwanghafte Schönfärberei helfen, sondern die Fähigkeit, auch in kritischen Situationen Chancen zu erkennen.

Kommentare

Aktuell sind 17 Kommentare vorhanden

Kommentare anzeigen