Beamte der Unterbrechung eines öffentlichen Dienstes beschuldigt

Störaktion im Impfzentrum: Ermittlungen gegen hohen Polizeibeamten

Freitag, 21. Januar 2022 | 08:07 Uhr

Casalecchio/Bologna – Eine Störaktion in einem Impfzentrum in der Emilia-Romagna könnte dem Vizechef des Amtes für kriminalpolizeiliche Ermittlungen der Quästur von Bologna, Giuseppe Accroglianò, sowie einem 50-jährigen Unteroffizier der Finanzwache teuer zu stehen kommen.

Da sie im Impfzentrum von Casalecchio bei Bologna den regulären Ablauf der Verabreichungen der Impfung angeblich gestört haben, wurden Giuseppe Accroglianò und ein Beamter der Finanzwache wegen Verdachts auf Unterbrechung eines öffentlichen Dienstes in das Ermittlungsregister eingetragen. Im Falle einer Verurteilung riskieren die beiden Beschuldigten eine Haftstrafe von bis zu einem Jahr.

Facebook/Facebook/Azienda USL di Bologna

In den vergangenen Tagen kam es nicht nur in Südtiroler Impfzentren, sondern auch in verschiedenen anderen Zentren in ganz Italien zu Störaktionen von Impfgegnern. Wie in Südtirol suchten diese Impfgegner nicht das Zentrum auf, um sich impfen zu lassen, sondern nur um Ärzte und Pflegepersonal zu stören und um Verzögerungen zu verursachen.

ANSA/LUCA ZENNARO

Eine solche Aktion von Impfgegnern, die im Impfzentrum von Casalecchio bei Bologna stattgefunden hatte, wird aber ein gerichtliches Nachspiel haben. Wie der Staatsanwalt von Bologna, Giuseppe Amato, mitteilte, wurden der Vizechef des Amtes für kriminalpolizeiliche Ermittlungen der Quästur von Bologna, Giuseppe Accroglianò, sowie ein Unteroffizier der Finanzwache in das Ermittlungsregister eingetragen. Dem hohen Polizeibeamten sowie dem Beamten der Finanzwache wird zur Last gelegt, den regulären Ablauf der Verabreichungen der Impfung gestört und zum Schaden der Wartenden dadurch hohe Zeitverluste verursacht zu haben.

Facebook/Azienda USL di Bologna

Den Ermittlungen zufolge war Giuseppe Accroglianò im Impfzentrum in Begleitung eines Anwalts erschienen. Er habe sofort begonnen, dem verantwortlichen Arzt eine Vielzahl von Fragen zu den Nebenwirkungen der Impfung zu stellen, wodurch den anderen Nutzern, die ins Zentrum gekommen waren, um sich impfen zu lassen, erhebliche Zeitverluste und Unannehmlichkeiten entstanden sein sollen. In der Folge sei es zu grotesken Situationen gekommen. Selbst das Einschreiten des Leiters aller Impfstellen der Provinz Bologna habe nicht genügt, um die Fragen, die Accroglianò gestellt hat, zu seiner Zufriedenheit zu beantworten. Um die Fragen und Antworten dokumentieren zu können, hatte der hohe Polizeibeamte sogar die Carabinieri verständigt.

ANSA/GIUSEPPE LAMI

Sein Ziel soll es gewesen sein, die angebliche Inkompetenz der Impfärzte aufzudecken, aber die Gereiztheit und Hartnäckigkeit, mit der er die Fragen gestellt hat, habe nur zur Folge gehabt, für Dutzende von wartenden Nutzern des Zentrums Verzögerungen und andere Unannehmlichkeiten zu verursachen. Durch den Nachweis der angeblichen Unfähigkeit des impfenden Arztes – so die Anschuldigung der Staatsanwaltschaft – habe Accroglianò ihm die Verantwortung für die unterlassene Impfung zuschieben wollen.

Facebook/Azienda USL di Bologna

Allerdings ging der Schuss nach hinten los. Auf den grotesken Vorfall angesprochen erklärte der Generaldirektor des zuständigen Sanitätsbetriebs, Paolo Bordon, die Störaktion zur Anzeige zu bringen. „Angesichts des Falles, dessen Bedeutung direkt in Zusammenhang mit der Corona-Notlage steht“, wurde die Staatsanwaltschaft allerdings bereits von Amts wegen aktiv und leitete ein Verfahren wegen des Verdachts auf Unterbrechung eines öffentlichen Dienstes ein. Dabei handelt es sich keineswegs um ein Kavaliersdelikt. Im Falle einer Verurteilung riskieren die beiden Beschuldigten eine Haftstrafe von bis zu einem Jahr.

Der hohe Polizeibeamte sowie der Beamte der Finanzwache, die aufgrund der nicht erfolgten Impfung bereits vom Dienst suspendiert worden waren, werden sich vor Gericht wegen dieser vom Strafgesetzbuch geahndeten Straftat vor Gericht verantworten müssen. Politische Beobachter sehen im Fall auch einen Wink mit dem Zaunpfahl für diejenigen Impfgegner, die mit solchen Störaktionen in Impfzentren liebäugeln. Der Staat und die Justiz – so diese Stimmen – sind nicht mehr länger gewillt, solche Aktionen tatenlos hinzunehmen.

Von: ka