Backunternehmer sucht verzweifelt Arbeitskräfte – sind 1.400 Euro zu wenig?

„Suche Baristen und Bäcker, finde sie aber nicht“

Freitag, 27. Oktober 2017 | 08:19 Uhr

Mailand – Der Aufschrei eines Unternehmers, der im angeblich von hoher Arbeitslosigkeit geplagten Italien seit Monaten vergeblich nach Arbeitskräften sucht, sorgt in Mailand für erhebliches Aufsehen.

Der „Leidensweg“ von Angelo Pattini, Gründer und Chef der gleichnamigen Kette von Mailänder Backstuben und Konditoreien, begann am Ende der Sommerferien, als er in den Vitrinen seiner Läden mehrere Jobangebote veröffentlichte. „Baristen, Bäcker, Konditoren, Verkäuferinnen und Kassiererinnen sowie Putzpersonal gesucht“, stand in dem in allen Geschäften ausgelegten Angebot. Im Detail bot Angelo Pattini seinen neuen Angestellten für einen Achtstundenvollzeitjob je nach Berufsbild und Aufgabenbereich einen monatlichen Anfangsgehalt von 1.200 bis 1.400 Euro an. Angesichts der angeblich hohen italienischen Arbeitslosigkeit und die Aussicht, einen sicheren Arbeitsplatz zu ergattern, glaubte der Unternehmer, dass man ihn mit Angeboten nur so überhäufen würde. Aber weit gefehlt. Zwar wurden Angelo Pattini viele Lebensläufe zugeschickt, aber es gelang dem Unternehmer am Ende, nur wenige Angestellte für seinen Betrieb zu gewinnen.

Twitter/Milano

Von den Ausländern, die 70 Prozent der Kandidaten darstellten, fielen die meisten leider schon wegen fehlender Ausbildung durch den Rost. Angelo Pattini, in dessen Betrieb bereits die Hälfte der Angestellten Ausländer sind, meint, dass vielen Ausländern die Vertrautheit mit dem Beruf und der westlichen Esskultur fehle. Als wahres Desaster erwiesen sich aber die italienischen Kandidaten. Pattini zählte lokalen Medien gegenüber mehrere Beispiele auf. Ein 55-jähriger Barist verließ nach der Probezeit das Unternehmen, weil er es vorzog, das Arbeitslosengeld zu beziehen und sich zugleich mit „kleineren Jobs“ über Wasser zu halten. Eine andere Kandidatin hingegen erklärte Angelo Pattini ganz offen, dass sie sich nur melden würde, wenn sie keine Sozialhilfe bekäme. Von der Dame hörte der Unternehmer nichts mehr.

Twitter/Milano

Auch die jungen Leute machen dem Unternehmer wenig Hoffnung: „Die Jungen arbeiten bei uns nur wenige Monate. Danach verlangen sie nach Arbeitszeugnissen und gehen dann zum Arbeiten ins Ausland. Letztes Jahr ist das viermal geschehen“, so der verzweifelte Angelo Pattini.
Der Unternehmer findet, dass es früher besser war. „Die Voucher waren für uns perfekt. Das Personal war gesetzlich ordentlich angestellt und arbeitete für jene Stunden, in denen am meisten zu tun war. Mehrere Hausfrauen arbeiteten zum Beispiel für drei Stunden am Vormittag, nachdem sie ihre Kinder zur Schule gebracht hatten“, so die Ansicht von Angelo Pattini.

Die Geschäfte des Unternehmers laufen prächtig. Die Back- und Süßwaren von Pattini finden sowohl bei Mailändern als auch Touristen reißenden Absatz. Leider will aber niemand hinter dem Tresen stehen. Ist das Angebot zu schlecht oder mangelt es doch eher am mangelnden Arbeitseinsatz der Bewerber?

Von: ka