Überfall auf gegnerische Fans endet in Tragödie – VIDEO

Tödliche Fangewalt: Hooligan von Auto überfahren

Dienstag, 21. Januar 2020 | 07:23 Uhr

Vaglio di Basilicata/Potenza – Der Tod eines „Fußballfans“, der zusammen mit anderen Anhängern den gegnerischen Fans eine Falle gestellt hatte, löste selbst im an Fußballgewalt gewohnten Italien tiefe Fassungslosigkeit aus. Ersten Erkenntnissen zufolge wollten „Fans“ von Vultur Rionero mittels einer improvisierten Straßensperre vorbeifahrende Anhänger der Mannschaft von Melfi aufhalten und verprügeln. In panischer Angst gab aber der Lenker des Autos, in dem Fans von Melfi saßen, Gas und überfuhr einen Hooligan von Vultur Rionero, den 39-jährigen Fabio Tucciariello. Dabei erlitt Fabio Tucciariello tödliche Verletzungen. Die Polizei nahm insgesamt 27 Personen fest und überstellte sie in eine Haftanstalt.

Die beiden Fußballclubs von Vultur Rionero und Melfi verbindet eine seit Jahrzehnten herrschende Rivalität. Bereits in der Vergangenheit war es zwischen den „Fans“ der beiden Clubs, die beide in der Eccellenza – der 5. Liga  –  der süditalienischen Region Basilicata spielen, zu Gewalttätigkeiten gekommen, wodurch sich die Behörden gezwungen gesehen hatten, mehrere Stadionverbote auszusprechen. Allerdings war bis zum letzten Sonntag die Rivalität nie in tödliche Gewalt ausgeartet.

Am Sonntag hingegen wollten rund 30 gewaltbereite Hooligans von Vultur Rionero ihren Rivalen in einen Hinterhalt locken. Die Gewalttäter wussten, dass mehrere Autos mit Melfi-Fans unterwegs zum Spiel ihrer Mannschaft waren und dass sie zu diesem Zweck in Vaglio di Basilicata vorbeikommen mussten. Genau dort wollten die Vultur Rionero-Hooligans – so die Erkenntnisse der Polizei – mittels einer improvisierten Straßensperre die Fahrzeuge der gegnerischen Fans aufhalten, um die Melfi-Anhänger aus ihren Autos zu zerren und zu verprügeln. Um diesen Hinterhalt in die Tat umsetzen zu können, hatten die Vultur Rionero-„Fans“ im Gebüsch der Umgebung Baseballschläger versteckt. Die Hooligans trugen zudem noch Stöcke und Schlagringe bei sich.

ANSA/TONY VECE

Von einem Schmiere stehenden „Fan“ auf die Ankunft der Melfi-Fans aufmerksam gemacht, schnappte die Falle zu. Während es den ersten beiden von fünf Fahrzeugen mit Melfi-Fans gelang, die „Straßensperre“ zu durchbrechen, wurde das dritte Auto – ein Fiat Punto – aufgehalten und von drohenden, gewaltbereiten Hooligans von Vultur Rionero umzingelt. In panischer Angst – so eine Vermutung – gab der Lenker des Fiat Punto, Salvatore Lospagnoletta, Gas und überfuhr einen Hooligan von Vultur Rionero, den 39-jährigen Fabio Tucciariello. Dabei erlitt Fabio Tucciariello tödliche Verletzungen. Mehrere weitere „Anhänger“ von Vultur Rionero erlitten Verletzungen verschiedenen Grades.

Die Polizisten der Quästur von Potenza nahmen umgehend Ermittlungen auf. Innerhalb weniger Stunden konnten die Polizeibeamten eine Vielzahl von Indizien und Beweisen, die auf einen von langer Hand geplanten Hinterhalt hinweisen, sammeln und eine größere Menge von für Hooligans typische „Waffen“ wie Schlagringe und Baseballschläger sicherstellen. Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft von Potenza wurden neben Salvatore Lospagnoletta, dem vorsätzlicher Mord zur Last gelegt wird, 26 „Fußballfans“ von Vultur Rionero wegen Nötigung, versuchter Körperverletzung und Besitz von Waffen im weiteren Sinn festgenommen und in eine Haftanstalt überstellt.

Der Überfall der Hooligans und der Tod des Hooligan lösten in ganz Italien Fassungslosigkeit aus. Der Staatsanwalt von Potenza, Francesco Curcio, sprach während einer Presekonferenz von einem „geplanten Hinterhalt“ und angesichts der sichergestellten Waffen von „primitiver Gewalt“. Francesco Curcio erinnerte auch daran, dass sich in einem Auto auch ein Kind befunden hatte.

Mit der Tat scharf ins Gericht ging auch die Quästorin von Potenza, Isabella Fusiello. „Dieser Vorfall hängt nicht mit dem Sport, sondern mit der gewöhnlichen Kriminalität zusammen. Solche Personen können nicht als Fans oder Anhänger angesehen werden“, so Isabella Fusiello.

Auch der Bischof von Potenza, Ciro Fanelli, meldete sich zu Wort. „Das, was gestern passiert ist, hat mit Sport nichts gemeinsam, nicht einmal mit Menschlichkeit. Sinnlose, vermutlich nur mit sportlicher Rivalität maskierte Gewalt hat ein junges Leben beendet und viele weitere Leben verletzt“, so der oberste Hirte der Basilicata.

Seit dem Tod von Fabio Tucciariello herrscht in beiden Orten, die nur ein Dutzend Kilometer voneinander entfernt liegen, gespenstische Stille. Ein Großaufgebot von Polizei und Carabinieri ist im Einsatz, um Ausschreitungen und Racheakte zu verhindern. Die Präfektur denkt auch darüber nach, beiden Fangruppen die Reise zu Auswärtsspielen zu verbieten. Es steht auch die Entscheidung im Raum, sowohl Melfi Calcio als auch Vultur Rionero von der Meisterschaft auszuschließen. Nicht nur die Ordnungskräfte, sondern auch der Großteil der Italiener hat genug von der ausufernden Fangewalt, die immer wieder Todesopfer fordert.

 

 

Von: ka