Von: mk
Turin – Nach dem verheerenden Zugunglück in der 9.000-Einwohner-Gemeinde Brandizzo in der Metropolregion Turin, bei dem fünf Arbeiter ums Leben gekommen sind, hat die Staatsanwaltschaft von Ivrea eine Untersuchung in die Wege geleitet. Zwei Personen wurden ins Ermittlungsregister eingetragen.
Wie die Nachrichtenagentur Ansa schreibt, wird nicht ausgeschlossen, dass sich der Kreis der Personen, gegen die ermittelt wird, in den kommenden Stunden erweitert. In der Nacht auf Donnerstag wurden die Opfer bekanntlich bei Wartungsarbeiten an den Gleisen von einem Zug auf der Strecke zwischen Mailand und Turin erfasst und getötet.
Zwei Personen, die den Unfall überlebt haben, stehen nun unter Verdacht, Sicherheitsvorschriften missachtet zu haben. Dabei handelt es sich um den 46-jährigen RFI-Angestellten und Vorsteher der Baustelle, Antonio Massa, sowie um Andrea Girardin Gibin, den 52-jährigen Baustellenleiter einer Firma aus Vercelli, die den Zuschlag für die Instandhaltungsarbeiten erhalten hat.
Der Staatsanwaltschaft zufolge hätte vor allem der 46-Jährige verhindern müssen, dass die Angestellten mit den Wartungsarbeiten beginnen, bevor der Zug vorbeigefahren ist. Oberstaatsanwältin Gabriella Viglione spricht von schwerwiegenden Verletzungen der Sicherheitsvorschriften. Derzeit wird wegen fahrlässiger Tötung und des Auslösens einer Katastrophe ermittelt. Doch die Anschuldigung könnte verschärft werden, falls die Staatsanwaltschaft vorsätzliches Handeln ins Spiel bringt.
Wie die Oberstaatsanwältin erklärt, habe es keine Genehmigung für die Arbeiten an den Gleisen zum Zeitpunkt gegeben, als der Zug vorbeigefahren sei. Nun wird überprüft, ob die Instandhaltungsarbeiten insgesamt als sicher eingestuft wurden.
Eine Ampel entlang der Strecke war offenbar auf Grün geschaltet. Die Lokführer des Zuges, der vermutlich mit einigen Minuten an Verspätung unterwegs war, waren nicht darüber informiert, dass sich Arbeiter auf den Gleisen befinden.
Ein 29-Jähriger und ein 52-Jähriger aus Turin wurden unterdessen als informierte Personen vernommen. Derzeit scheint es, dass die beiden keine Verantwortung für das Unglück tragen.
Die Opfer des verheerenden Zugunglücks sind Italiener im Alter von 22 bis 53 Jahren. Sie wurden erfasst, als eine Lokomotive mehrere leere Waggons von Alessandria in Richtung Turin transportierte. Ereignet hat sich der Unfall kurz vor Mitternacht. Ersten Ermittlungen zufolge sei der Zug mit rund 160 Stundenkilometern unterwegs gewesen. Laut der italienischen Bahngesellschaft Ferrovie dello Stato (FS) hätten die Wartungsarbeiten an der Linie nach dem Vorbeifahren des Zuges beginnen sollen.