Ermittlungen in alle Richtungen

Toter Jäger im Val di Sole: War es Mord?

Donnerstag, 10. November 2022 | 07:01 Uhr

Celledizzo – Die Autopsie und erste Ergebnisse des ballistischen Gutachtens bestätigen es: Der Tod vom 24-jährigen Jäger Massimiliano Lucietti in Celledizzo war weder ein Jagdunfall noch ein Suizid. Wie berichtet, war der junge Mann in den Wäldern oberhalb der Fraktion von Pejo im Val di Sole-Tal tot aufgefunden worden. Der Schuss ist auf den Nacken des 24-Jährigen aus nächster Nähe abgefeuert worden – womöglich, als der junge Mann auf dem Bauch am Boden einem Tier auflauerte.

Der leblose Körper wurde vom pensionierten Förster Maurizio Gionta aufgefunden, der sich am Tag mit einem Kopfschuss getötet hat. Der 59-Jährige, der ebenfalls Jäger war, hat einen Abschiedsbrief hinterlassen, auf dem steht: „Schiebt mir keine Schuld zu, die ich nicht habe.“

Der Tod des 24-Jährigen bleibt damit vorerst in ein Mysterium gehüllt, während die Menschen im Ort nach wie vor erschüttert sind. Der ehemalige Förster war von den Carabinieri ausführlich vernommen worden – zunächst nur als informierte Person. Ermittelt wurde nicht gegen ihn. Trotzdem hatte seine Tat zunächst den Verdacht geschürt, er könnte mit dem Tod des 24-Jährigen etwas zu tun haben.

Das Kaliber des Projektils, mit dem Massimiliano Lucietti getötet worden war, konnte identifiziert werden. Es passt mit dem kurzläufigen Gewehr zusammen, das Gionta benutzt hat. Allerdings haben rund 20 Jäger in der Gegend dieselbe Waffe angemeldet. Möglich ist demnach auch, dass eine dritte Person den Abzug gedrückt hat, die sich ebenfalls in der Nähe befand.

Die Spurensicherer versuchen nun zu klären, ob der Schuss, der den 24-Jährigen getötet hat, von Giontas Waffe abgefeuert wurde. Die Familie des ehemaligen Försters verwehrt sich unterdessen gegen Unterstellungen und hat einen Anwalt engagiert, um den Ruf des 59-Jährigen zu verteidigen.

Die Staatsanwaltschaft von Trient hat unterdessen vorerst eine Untersuchung wegen fahrlässiger Tötung gegen Unbekannt in die Wege geleitet. Doch es wird in alle Richtungen ermittelt und es könnte durchaus sein, dass die Hypothese auf vorsätzliche Tötung abgeändert wird.

In den vergangenen Tagen haben die Carabinieri mehrere Jäger vernommen, die sich am Morgen des 31. Oktobers in der Gegend befanden. Italienischen Medienberichten zufolge sollen die Beziehungen der Jäger im Einzugsgebiet untereinander nicht immer reibungslos gewesen sein. In der Vergangenheit sei es zu angeheizten Auseinandersetzungen gekommen, um sich die günstigsten Standorte für die Jagd zu sichern.

Von: mk