Familien, Urlauber und Menschen aus aller Welt unter den Opfern

Tragödie von Genua: Erste Tote bekommen Namen und Gesichter

Donnerstag, 16. August 2018 | 08:11 Uhr

Genua – Einen Tag nach dem verheerenden Brückeneinsturz in Genua konnten die ersten Opfer der Tragödie identifiziert werden. Die meisten Toten stammten aus Genua und Umgebung, aber unter den Opfern befanden sich auch viele In- und Ausländer, die auf der Durchreise waren oder die in der italienischen Hafenstadt eine neue Heimat gefunden hatten. Angesichts der Bilder, der Geschichten und der Namen der Opfer wird der Öffentlichkeit erst das wahre Ausmaß der immensen Tragödie bewusst.

ANSA/Facebook/Elisa Bozzo

Besonders eine Familie wurde für die Italiener zum Symbol der Einsturzkatastrophe. Der 44-jährige Roberto Robbiano, seine 41-jährige Frau Ersilia Piccinino und ihr achtjähriger Sohn Samuele befuhren mit ihrem Auto gerade die Autobahn A10, als das Viadukt unter ihnen zusammenbrach. Die Kleinfamilie war auf dem Weg zu Verwandten, um mit ihnen gemeinsam Mittag zu essen. Sie kamen dort nie an.

ANSA/Facebook/Roberto Robbiano

Kein Glück besaßen auch der 28-jährige Marjus Djerri und sein Kollege Edy Bokrina – beide albanische Staatsbürger und als Reinigungskräfte angestellt – als sie auf dem Weg zu ihrem Arbeitsplatz waren. Die Verwandten des 28-Jährigen harrten in der Hoffnung, dass die Rettungskräfte Marjus Djerri noch lebend aus den Trümmern ziehen würden, am Dienstag stundenlang neben den Trümmern aus. Ihr Wunsch erfüllte sich nicht.

Unter den Opfern befand sich auch eine Familie aus Pinerolo bei Turin. Der 49-jährige Andrea Vittone, seine 48 Jahre alte Lebensgefährtin Claudia Possetti und die beiden Kinder der Frau – der 16-jährige Manuele und die zwölfjährige Camilla Bellasio – hatten keine Chance, den Sturz aus 45 Metern Höhe zu überleben.

ANSA/Facebook/Carlos Jesus Erazzo Trujillo

Das gleiche tragische Ende nahm auch die Fahrt von drei junge Franzosen. Die Reise der aus Montpellier stammenden jungen Leute – Axelle Nèmati Alizee Plaze, 21 Jahre, Nathan Gusman, 20, und Melissa Artus, 22 – wurde wenige Kilometer vor dem Hafen, wo eine Fähre sie nach Sardinien in den Urlaub bringen sollte, jäh beendet.

Das Gleiche gilt für vier junge Leute aus Torre del Greco bei Neapel. Die wenig mehr als 20 Jahre alten Männer – Matteo Bertonati, Giovanni Battiloro, Gerardo Esposito und Antonio Stanzione – waren mit ihrem Pkw auf dem Weg nach Nizza und Barcellona, als der gewaltige Einsturz ihren jungen Leben ein Ende setzte. Zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort waren auch der 48-jährige Hafenarbeiter Andrea Cerulli, der 47-jährige Werftbesitzer Giorgio Donaggio, der 50-jährige Alessandro Robotti aus Arquata Scrivia im Piemont, der 35-jährige Luigi Matti Altadonna sowie die 58 Jahre alte Mailänderin Angela Zerilli.

ANSA/Facebook/Antonio Stanzione

Auch für zwei junge Paare, für die 28-jährige Sizilianerin Marta Danisi und dem 32-jährigen Arzt Alberto Fanfani sowie für die 23 Jahre alte Stella Boccia und ihrem Freund Carlos Jesus Eraso Trujillo, 24, kam jede Hilfe zu spät. Ebenfalls Opfer des einstürzenden Autobahnviadukts wurden Elisa Bozzo, 34, und der 64-jährige, ursprünglich aus Chile stammende Koch Juan Carlos Pastenes. Auf der Liste der bereits identifizierten Opfer befinden sich auch Francesco Bello, 41 Jahre, Marian Rosca, 36, Vincenzo Licata, 57, und der 68-jährige Juan Ruben Figueroa Carrasco.

ANSA/Facebook/Alberto Fanfani

Besonderes Pech hatten der 35-jährige Bruno Casagrande und der 31-jährige Mirko Vicini. Die beiden Angestellten des städtischen Abfallentsorgungsdienstes legten gerade eine kleine Pause ein, als die Brücke über ihnen zusammenstürzte. Ebensolches Unglück besaß auch der 53-jährige Passant Sandro Campora, der sich zufällig neben einem kollabierenden Brückenpfeiler aufhielt.

ANSA/Facebook/Andrea Cerulli

Dies sind aber erst einige der Namen der bisher insgesamt 39 Opfer der Katastrophe. In den Leichenhallen der Krankenhäuser von Genua warten noch weitere Tote auf ihre Identifizierung. Italien selbst steht unter Schock. Obwohl in den Medien naturgemäß erste Ursachenforschung betrieben und nach Verantwortlichen gesucht wird, meinen viele Italiener, dass in den ersten Tagen nach der Tragödie die Trauer um die Opfer im Vordergrund stehen soll. Viele Menschen wollen das Desaster zuerst begreifen und dann in aller Stille trauern. Eine Twitter-Nutzerin drückte die Trauer, das Unfassbare und den Abgrund so aus:

 

Von: ka