In Italien häufen sich Fälle „drogenabhängiger“ Babys – VIDEO

Traurig: Kleinkind mit Haschischvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert

Montag, 02. Dezember 2019 | 08:00 Uhr

Rom – Am Samstagabend musste ein 19 Monate alter Bub mit sehr ernsten gesundheitlichen Problemen ins Krankenhaus eingeliefert werden. Dort stellten die Ärzte fest, dass der kleine Bub an einer schweren, von Haschisch verursachten Vergiftung litt. Die Eltern, in deren Wohnung Drogen sichergestellt worden waren, wurden in der Folge auf freiem Fuß angezeigt.

In der Ersten Hilfe des Krankenhauses „San Camillo“ von Rom spielten sich am Samstagabend gegen 19.00 Uhr dramatische Szenen ab. Eine 25-jährige Mutter stürmte mit ihrem bereits bewusstlosen, 19 Monate alten Buben in die Notaufnahme und bat die Ärzte, ihrem Kind zu helfen. Die Mediziner stellten bald fest, dass das Kleinkind an einer schweren, von der Droge Haschisch verursachten Vergiftung litt. Dank der zeitnahen Diagnose und der schnellen Hilfe gelang es den Ärzten, den kleinen Buben außer Lebensgefahr zu bringen. Nach einer ersten stationären Aufnahme im „San Camillo“ wurde der Junge in die römische Kinderklinik „Gemelli“ verlegt. Laut letztem Krankenbericht befindet sich der gesundheitliche Zustand des Buben auf dem Weg der Besserung.

Aufgrund der von Drogen herrührenden Vergiftung verständigte das medizinische Personal umgehend die Polizei. Die Polizeibeamten nahmen sofort die Eltern des Buben ins Visier und unterzogen die Wohnung, die die 25-jährige Mutter zusammen mit dem 39-jährigen Vater bewohnt, einer Hausdurchsuchung. Die Polizisten wurden schnell fündig. Im Rahmen der Durchsuchung stellten sie insgesamt 200 Gramm Kokain, eine Präzisionswaage sowie ein Klappmesser sicher. Die Eltern wurden in der Folge wegen Körperverletzung auf freiem Fuß angezeigt.

Leider handelt es sich beim Fall des kleinen Buben nicht um einen Einzelfall. Neben den Fällen von Vergiftung durch Drogen, bei denen Kleinkinder in der Wohnung der Eltern auf abhängig machende Substanzen stoßen und sie in den Mund stecken, bereiten den Geburtenstationen der römischen Krankenhäuser die steigende Anzahl „drogenabhängiger“ Babys Sorgen.

In den letzten Monaten wird immer häufiger beobachtet, dass bereits Neugeborene an Entziehungserscheinungen leiden. Da die drogenabhängigen Mütter meist schweigen und oft erst wenige Tage vor der Geburt den Konsum von Kokain, Haschisch und synthetischen Drogen absetzen, sodass im Blut und im Urin der Gebärenden im ersten Moment keine Spuren von Substanzen oder deren Abbauprodukten zu finden sind, ist es für das medizinische Personal sehr schwierig, bereits präventiv einzugreifen.

APA/APA (dpa/Archiv)/Waltraud Grubitzsch

So geschieht es nicht selten, dass erst dann, wenn die Neugeborenen Symptome von Entziehungserscheinungen wie ständiges Weinen, Zittern, Krämpfe, Erbrechen oder Durchfall zeigen, Hebammen und Ärzte den Ernst der Lage erkennen können. In diesem Fall wird sofort der Urin des Neugeborenen untersucht und der Verdacht auf Drogenmissbrauch dem zuständigen Jugendgericht gemeldet.

Meist bieten die Milch der Mutter oder eine kleine Gabe von Drogenersatzstoffen wie Methadon Abhilfe. Schwieriger ist die Lage, wenn synthetische Drogen im Spiel sind. Da das genaue Molekül der abhängig machenden, künstlich hergestellten Drogensubstanz meist nicht bekannt ist, ist es schwierig, den „Krisen“ des Neugeborenen medizinisch zu begegnen.

Die Zahlen sind erschreckend. Während der Leiter der Abteilung für Neonatologie des Klinikums „Umberto I“ von Rom, Professor Mario De Curtis, von 20 Fällen auf rund 1.500 Geburten im Jahr spricht, zählt sein Kollege Antonio Ragusa, Leiter der Geburtshilfe und Gynäkologie des Krankenhauses „Fatebenefratelli“ der Ewigen Stadt, auf 2.500 Geburten 50 Fälle.

Viele Beobachter, Mediziner und Experten, die sich seit Längerem mit dem Drogenproblem beschäftigen, sprechen inzwischen von einem „Notstand“ und fordern die Politik und die Behörden dazu auf, zum Wohl der Neugeborenen und Kleinkinder strenge Maßnahmen zu ergreifen.

Von: ka