Von: ka
Rom – Während in Rom hektisch über neue Einschränkungen für Ungeimpfte verhandelt wird und die Verantwortlichen bange Blicke auf die steigenden Coronazahlen und das Desaster in Österreich und Deutschland werfen, fällt kaum auf, dass es in Italien bereits eine ganze Reihe von Gemeinden gibt, in denen alle Bewohner geimpft sind.
Die Orte, in denen es nur sogenannte „Sì Vax“ gibt, verteilen sich gleichmäßig von der Lombardei bis nach Sizilien. Da neben den Ansässigen auch Auswärtige und Touristen geimpft worden sind, erreichen einige Orte sogar eine Impfquote jenseits von 100 Prozent. Absoluter Spitzenreiter ist die sizilianische Gemeinde Roccafiorita mit einer fabelhaften Quote von 117 Prozent.
Die Vorteile der Durchimpfung der gesamten Wohnbevölkerung liegen auf der Hand. Neuansteckungen oder gar an Covid-19 Erkrankte kennen die Einwohner der „Sì Vax“-Gemeinden praktisch nur aus den Nachrichten. Was ist aber das Geheimnis einer hundertprozentig erfolgreichen Impfkampagne und was können Gemeinden, die viele Impfskeptiker aufweisen, von den „Sì Vax“-Gemeinden lernen?
Angesichts der quälenden Debatte um neue Restriktionen für Ungeimpfte und der Impfpflicht ist es kaum zu glauben, dass es in Italien nicht wenige Gemeinden gibt, die es ganz ohne Grünen Pass und Pflichtimpfung geschafft haben, alle oder fast alle Einwohner für die Impfung gegen das Coronavirus zu gewinnen. Bei den meisten der Impfhochburgen handelt es sich um kleinere Orte und Dörfer. Das jüngste Beispiel ist Brinzio, eine Gemeinde mit 789 Seelen in der Provinz Varese in der Lombardei, in der dank des Mitwirkens aller Bürger inzwischen 97 Prozent der Bevölkerung geimpft sind. Wie der Bürgermeister der Kleingemeinde, Roberto Piccinelli, berichtet, sind im Dorf keine Infizierten bekannt.
Immer in der Lombardei, diesmal in der Provinz Lecco, ist es im kleinen Dorf Premana in den letzten Wochen gelungen, alle 2.200 Einwohner zur Coronaschutzimpfung zu bewegen. Auch in diesem Dorf kennt man Covid-19 nun nur mehr vom Hörensagen. Überhaupt weisen in der norditalienischen Region viele Städte Impfquoten von mehr als 90 Prozent auf. Beobachter glauben, dass die hohe Impfquote auf die schreckliche Erfahrung der ersten Coronawelle, die die Lombardei besonders hart getroffen hat, zurückzuführen sei.
Anche Mediaset parla di noi, servizio andato in onda su TG4.
Posted by COMUNE PALAZZO ADRIANO SÌamo #PalazzoAdriano on Saturday, November 20, 2021
Aber auch im tiefen Süden mangelt es nicht an Gemeinden, die sehr hohe Impfquoten aufweisen. Palazzo Adriano, bei Palermo und Roccafiorita in der Nähe von Messina erreichen fabelhafte Prozentwerte von jeweils 104 und 117 Prozent. Die 100-Prozent-Marke ist überschritten worden, weil sich zu den „tugendhaften“ Einwohnern der beiden sizilianischen Gemeinden auch Auswärtige und Touristen gesellt hatten. Angesichts der weiten Wegstrecken und kurvenreichen Straßen sowie des holprigen Beginns der Impfkampagne auf Sizilien ist dieser Impferfolg umso erstaunlicher. Zuletzt haben freie Impftage in den beiden Landgemeinden dazu beitragen, nach und nach die wenigen „Impffaulen“ zur Impfung zu überzeugen. Der Lohn des Impffleißes bleibt nicht aus. In beiden Gemeinden ist seit drei Monaten keine Neuansteckung mehr verzeichnet worden.
Ansehnliche Impferfolge werden auch aus der Emilia-Romagna berichtet. In Casola Valsenio in der Provinz Ravenna sind bereits seit August fast alle der rund 2.500 Einwohner geimpft. „Bei uns haben sich die Ärzte und Apotheker sofort an die skeptischsten Menschen gewandt. In Einzelgesprächen ist ihnen die Bedeutung der Impfung und die sehr geringe Inzidenz von Nebenwirkungen erklärt worden. Und am Ende sind diese Leute doch gekommen, um sich impfen zu lassen“, so der Bürgermeister über das simple Erfolgsrezept.
Il servizio sui risultati della vaccinazione anti-Covid19 a Casola Valsenio, andato in onda su AGORÀ RAI TRE, nella mattinata di martedì 31 agosto. È un meritato riconoscimento ai casolani, al personale sanitario e infermieristico, ai volontari e alle loro Associazioni …al senso di comunità, al civismo.
Posted by Comune di Casola Valsenio on Tuesday, August 31, 2021
Es fällt auch auf, dass in den „Sì Vax“-Gemeinden die Impfbereitschaft weiterhin anhält. In den Impfhochburgen wird das Angebot der Auffrischimpfung überwiegend mit Begeisterung angenommen. Dazu dürfte beitragen, dass für die Einwohner der Nutzen der Impfung – keine Ansteckungen und „normales Leben“ in Orten mit sehr hoher Impfquote und Einschränkungen oder gar Lockdown in Gemeinden mit vielen Impfgegnern – für alle sichtbar offen auf der Hand liegt.
Und welche Lehre könnte das Impfschlusslicht Südtirol mit seinen vielen „roten“ Gemeinden mit vielen Impfgegnern daraus ziehen? Eine könnte sein, dass sich der Versuch, Impfskeptiker in Einzelgesprächen für die Impfung zu gewinnen, gepaart mit niederschwelligen Impfangeboten lohnen könnte.
Mit Blick auf die radikalen Impfgegner und deren „unumstößlichen Gewissheiten“ vertreten weniger optimistische Beobachter aber die Ansicht, dass nur harte Einschränkungen für Ungeimpfte oder gar eine Impfpflicht den nötigen Erfolg bringen können.