Angriff des Kommandos scheitert – VIDEO

Überfall auf Geldtransporter: Räuber verwandeln Autobahn in Flammenhölle

Mittwoch, 16. Juni 2021 | 06:59 Uhr

Modena – Auf der Autobahn A1 „Autostrada del Sole“ haben sich am frühen Montagabend unglaubliche Szenen abgespielt.

Um an den Tresor eines Geldtransporters heranzukommen, verwandelte ein in zwei Gruppen aufgeteiltes, rund 15 Räuber zählendes Kommando die Autobahn zwischen den Ausfahrten von Modena Süd und Valsamoggia in eine Flammenhölle.

Nachdem sie mit großen Nägeln zuerst den Verkehr zum Stillstand gebracht hatten, zündeten sie mehrere Autos an und zwangen mit vorgehaltenen Maschinenpistolen zwei Lkw-Lenker, ihre Fahrzeuge querzustellen. Trotz der aufwendigen Planung scheiterte der Überfall. Die gepanzerte Windschutzscheibe hielt den Kugeln stand und die Wachleute des Sicherheitsfahrzeugs, die sich nicht einschüchtern ließen, öffneten nicht die Türen. Ohne den Tresor zu erbeuten, ergriffen sie die Flucht. Nach den Kriminellen wird in ganz Norditalien gefahndet.

ANSA / ELISABETTA BARACCHI

Es war am frühen Montagabend gegen 20.20 Uhr, als für einige Autofahrer und Lkw-Lenker ein wahrer Albtraum wahr wurde.

Ein gut organisiertes, aus rund 15 Kriminellen bestehendes Kommando setzte um diese Uhrzeit den von langer Hand geplanten Überfall auf einen auf der Autobahn A1 fahrenden Geldtransporter der Sicherheitsfirma Battistolli in die Tat um. Um den fließenden Verkehr zum Stehen zu bringen, übersäten sie einer ersten Rekonstruktion zufolge beide Fahrspuren mit großen Nägeln. Anschließend zwangen die in zwei Gruppen aufgeteilten Räuber mit vorgehaltener Maschinenpistole sechs Autofahrer dazu, ihre Autos zu verlassen.

Hilflos mussten die um ihr Leben fürchtenden Autolenker mit ansehen, wie die Räuber ihre Autos anzündeten. Immer mit der Waffe im Anschlag forderten die Kriminellen zwei Lkw-Lenker dazu auf, ihre Schwerfahrzeuge querzustellen. Die brennenden Fahrzeuge und die quergestellten Lkw dienten dazu, die in Kürze eintreffenden Ordnungskräfte aufzuhalten, sie abzulenken und den Räubern den Fluchtweg abzusichern.

Allerdings hatten die schwerbewaffneten Kriminellen nicht damit gerechnet, dass die beiden Sicherheitsleute, die ohne Eskorte auf der Autobahn unterwegs waren und sich nun mitten in einer Flammenhölle befanden, Widerstand leisten würden. Die aus einer der Maschinenpistolen abgefeuerten Kugeln waren nicht imstande, die gepanzerte Windschutzscheibe des Sicherheitstransporters zu durchdringen. Die beiden Sicherheitsleute ließen sich von der Übermacht der Räuber auch nicht einschüchtern. Sie behielten ruhig Blut, weigerten sich, die Türen zu öffnen, und verbarrikadierten sich im Fahrzeug. Der Zugriff auf den Tresor blieb den Kriminellen daher verwehrt.

ANSA/POLIZIA Di STATO

Da wertvolle Minuten verronnen waren und in Kürze das Eintreffen der Polizei und der Carabinieri zu erwarten war, mussten die Räuber das Scheitern ihres Plans einsehen. Durch ein Loch, das sie vorher in die Paneele der Schallschutzmauer geschnitten hatten, gelang ihnen die Flucht. Auf der Straße hinter der Autobahn befanden sich vermutlich Mittäter, die in unauffälligen Fluchtfahrzeugen auf ihre „Kollegen“ warteten.

Wenige Momente später trafen am Tatort eine Vielzahl von Streifen der Polizei und Carabinieri ein. Da in einem ersten Moment auch Verletzte vermutet worden waren, erhob sich auch ein Rettungshubschrauber in die Luft. Sein Einsatz sowie auch jener der Rettungs- und Notarzteinsatzfahrzeuge erwiesen sich zum Glück aber als unnötig. Neben jenen auf das Fahrzeug der Sicherheitsfirma hatten die Kriminellen lediglich einige Schüsse in die Luft abgegeben. Alle Personen blieben unverletzt.

Unter den Autofahrern und besonders unter jenen Unglücklichen, die mit ansehen mussten, wie ihre Fahrzeuge in Flammen aufgingen, war der Schock groß. „Es war wie in einem Action-Film. Ich hatte Angst, zu sterben. Ich sah Leute mit Maschinengewehren auf mich zukommen. Ich bat, am Leben gelassen zu werden. Die Lastwagen fingen an, rückwärtszufahren und aufeinanderzuprallen. Ich stehe immer noch unter Schock“, so Autolenker, die das Pech hatten, in den Überfall zu geraten.

ANSA/ VIGILI DEL FUOCO

Die Aufräumarbeiten nahmen mehrere Stunden in Anspruch. Einsatzkräfte und Feuerwehrleute waren bis in den frühen Dienstagmorgen hinein damit beschäftigt, die Wrackteile von den Fahrbahnen zu räumen. Erst gegen 3.30 Uhr konnte die Autobahn A1 „Autostrada del Sole“ wieder für den Verkehr freigegeben werden. Nach den Kriminellen wird hingegen in ganz Norditalien gefahndet. Der Großeinsatz der polizeilichen Einsatzkräfte zeitigte aber bislang noch keinen Erfolg. Die Ermittler gehen davon aus, dass es sich bei den Räubern und erfahrene Kriminelle handelt, die bereits in der Vergangenheit ähnliche Überfälle verübt hatten.

Auch in der Öffentlichkeit sitzt der Schock tief. Viele Italiener fragen sich, wie es sein kann, dass eine vielköpfige Räuberbande es wagen kann, am helllichten Tag mitten auf Italiens bekanntester Autobahn einen Überfall durchzuführen.

Von: ka