Rom – Wie aus der Studie „Italiani nel mondo“(„Italiener in der Welt“) der Stiftung „Migrantes“ der italienischen Bischofskonferenz hervorgeht, hat sich die Zahl der Italiener, die aus dem Ausland zurückkehren, in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt.
Der für Italien erfreuliche Trend hat Beobachtern zufolge viele Ursachen. Die Aussicht, nach der Rückkehr aus dem Ausland mehrere Steuervorteile in Anspruch nehmen zu können, und die für einige Berufsgruppen bestehende Möglichkeit, auch in der sonnigen Heimat gutes Geld zu verdienen, werden aber als häufigste Gründe für die Rückkehr genannt.
Die Experten unterstreichen jedoch, dass das Phänomen der Abwanderung italienischer Fachkräfte ins Ausland nicht zu Ende sei. Obwohl sich der Abstand zwischen Auswanderern und Rückkehrern im letzten Jahrzehnt stetig verringert hat, kann noch nicht von einer echten Trendumkehr gesprochen werden.
Die nackten Zahlen sprechen aber eine deutliche Sprache. Während im Jahr 2012 die Anzahl der nach Italien zurückgekehrten Personen, die die Gesetze zugunsten der „Rückkehr der Gehirne“, die dem sogenannten „Brain-Drain“ entgegenwirken sollen, in Anspruch genommen hatten, nur 29.000 akademische Fachkräfte betragen hatte, stieg deren Zahl neun Jahre später, im Jahr 2021, auf 75.000 an.
Insgesamt kehrten innerhalb eines Jahrzehnts rund 443.000 Italiener auf diese Weise in ihre Heimat zurück. Dass der Stiefelstaat für gut ausgebildete Fachkräfte langsam wieder attraktiv wird, verdeutlicht die stetig sinkende Differenz zwischen aus- und einwandernden Italienern. Auch wenn die Zahl der Auswanderer immer noch größer als jene der Rückkehrer ist, fällt auf, dass innerhalb weniger Jahre der Zahlenunterschied von 76.000 im Jahr 2016 auf „nur“ mehr 19.000 Italiener absank.
Aufgeteilt nach Ländern kehren mit jeweils zwölf und zehn Prozent die meisten ausgewanderten Italiener aus Deutschland und Großbritannien nach Italien zurück. Auf den weiteren Plätzen folgen die Schweiz und Frankreich. Auffällig ist, dass ein signifikant hoher Anteil der Rückkehrer aus Südamerika stammt. Es handelt sich dabei zumeist um Brasilianer und Argentinier mit italienischen Wurzeln, die als Nachkommen italienischer Auswanderer von den italienischen Staatsbürgerschaftsgesetzen profitieren, die diesen Rückkehrern die Erlangung der Staatsbürgerschaft einräumen.
Viele Experten vertreten die Meinung, dass der Hauptgrund für das Abflauen der Abwanderung junger Hochschulabsolventen aus Italien und die Rückkehr ausgewanderter italienischer Fachkräfte die ab dem Jahr 2019 eingeführten steuerlichen Vergünstigungen seien. Hochschullehrer und Forscher kommen beispielsweise in den Genuss einer Einkommenssteuerermäßigung von bis zu 90 Prozent. Andere Arbeitnehmer können immerhin noch 70 Prozent der italienischen Einkommenssteuer Irpef abschreiben.
Schade nur, dass die römische Regierung glaubt, sich diese Vergünstigungen nicht mehr länger leisten zu können. Die Regierung Meloni plant, einen Teil dieser Ermäßigungen auf 50 Prozent zu senken. In der Hoffnung, Giorgia Meloni doch noch umstimmen zu können, wurde unter den Auslandsitalienern, deren Zahl in den letzten 18 Jahren von kaum mehr als drei auf fast sechs Millionen hochschnellte, eine Petition initiiert.
Abgesehen von den Steuererleichterungen besteht der eigentliche Unterschied zwischen denjenigen, die sich für eine Abwanderung ins Ausland entscheiden, und denjenigen, die in Italien bleiben, im Gehalt. Einer Studie des interuniversitären Konsortiums AlmaLaurea zufolge verdient ein Hochschulabsolvent fünf Jahre nach Abschluss seines Studiums in Europa durchschnittlich 2.532 Euro netto pro Monat. In Italien hingegen bringt ein Akademiker mit denselben Voraussetzungen monatlich lediglich rund 1.600 Euro nach Hause. Zudem ist die Selbstständigkeit außerhalb Italiens viel weniger verbreitet – nur 4,6 Prozent im Ausland gegenüber 13 Prozent in Italien – was den unbefristeten Verträgen zugutekommt.
Wie die Studie nachweist, verlassen vor allem junge Leute, darunter überdurchschnittlich Frauen, den Stiefelstaat, um im Ausland einer Beschäftigung nachzugehen. Für Italien ist diese „Flucht der jungen Gehirne und Hände“ ein ständiger Aderlass. Da in Italien die Kosten für die Ausbildung der Auswanderer anfallen, diese Leute aber dann in einem anderen Land ein Einkommen erwirtschaften und dort die Steuern zahlen, entsteht dem Land ein beträchtlicher wirtschaftlicher Schaden, dessen Umfang auf etwa ein Prozent des italienischen Bruttoinlandsprodukts geschätzt wird.
Auch wenn für einige Berufsgruppen aufgrund des in Italien herrschenden Fachkräftemangels nun die Möglichkeit besteht, auch in der sonnigen Heimat gutes Geld zu verdienen, werden im Ausland meist doch noch die höheren Gehälter gezahlt. Solange sich auf dieser Ebene wenig ändert, werden die „Gehirne“ und „jungen Hände“, die Italien den Rücken kehren, immer zahlreicher als die Heimkehrer sein. Das Lohngefälle, das Italien benachteiligt, bleibt also ein ungelöstes Problem.
Was zu tun ist, um diesen Aderlass zu beenden, sind sich die Experten einig. Die bereits vorhandenen Steueranreize für Rückkehrer müssen beibehalten und das zum nahen Ausland herrschende Lohngefälle geschlossen werden.
Von: ka
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21 Kommentare auf "Überraschung: Ausgewanderte Italiener kehren häufiger zurück"
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Bei der Regierung in Deutschland, wundert es mich nicht, dass viele wieder abhauen. Italien hat auch eine neue Regierung mit einer neuen Richtung, kann ja auch ein Grund sein.
Vom Regen in die Traufe!
Aber das Essen schmeckt besser 😉
@krokodilstraene
…nach bella Italia fohr i lei in Urlaub…
😝
Privat…
In welchem Bereich macht die italienische Regierung etwas besser als die Deutsche ?
Wer aufmerksam liest, liest aus dem Bericht heraus das die Daten von 2021 Stammen und sich auf die Jahre 2012-2021 beziehen.
Deine braunen Thesen sind also falsch.
Genau das ist das Problem ihr Minusdrücker, über alles lästern und mit einer einfache Frage überfordert!
@OrtlerNord
Mach dir keinen Kopf.
Wenn man sieht, dass allgemein die Minusdrücker sehr stark in der Mehrheit sind, außer es handelt sich um irgendwelche polemische oder populistische Beiträge, dann muss man davon ausgehen, dass sich hier einfach sehr viele negative oder frustrierte Menschen tummeln
Privatmeinung : Irrtum denn von den Südtiroler Heimatfernen kommen ganz WENIGE wieder zurück. Ich habe es probiert ,aber nach 10 Jahren und großen Investitionen in der Heimat bin ich endgültig in Bayern angekommen und werde da bleiben ! denn Gerechtigkeit und Demokratie in Italia und Deutschland sind zweierlei 😢😝👌
@OrtlerNord Ganz sicher NIRGENDS !!!!!! 👌😝
Man sollte das nicht überbewerten. Die Schlaraffenländer gibt’s nicht mehr und damit schwinden auch die Ausreisemöglichkeiten. Die goldenen Zeiten zB . in Deutschland sind vorbei.
OH…
wandere einfach in dein Schlaraffenland aus, die warten auf dich.
OrtlerNord !
Ich bin ausgewandert !!!
Und das schon vor knapp 29 !!! Jahren !!!! Ich für mich, habe meinen Platz gefunden 👍😂 !!!
Meer, Berge, wunderschöne Inseln und eine traumhafte Stadt !! Na? Neidisch? Zum auswandern muss man aber auch den sogenannten Arsch in der Hose haben und nicht nur rumlabern wie du ! Sonnige Grüße 😂🌴🌞⛵⛱️
Da darf sich jetzt die Politik nicht in den Sessel setzen und zufrieden sein, denn von Germany und Great Britan würde ich auch lieber nach Italia zurückkerhren.
Pasta
mach das einfach und nicht nur labern.
Warst du überhaupt mal in den Ländern oder haust du nur so eine abwertende Nebelkerze raus?
@Pasta….
Jetzt erklär mir doch mal was in
ltalien BESSER ist als in Deutschland ? 🤔
Wer aus Italien innerhalb Europa abwandern will, geht am besten Schweden, Norwegen, Dänemark, eventuell Finnland… Alle anderen Länder in Europa haben mit den selben Problemen zu kämpfen, da kann man gleich hier bleiben.
N.G Russland hat auch andere Probleme.
Meloni glaubt sich diese Steuervergünstigungen nicht mehr leisten zu können. Wo sie Recht hat hat sie Recht. Italienische Staatsanleihen wurden erst vor wenigen Wochen auf Ramsch Niveau herunter gesetzt. Bedeutet, die Kreditwürdigkeit Italiens ist miserabel.
Meist wird sowas vom Statistikamt erhoben ? Beim nächste
Mal, wird wohl der Papst gefragt ?
Wer mal im Ausland arbeiten, nicht nur im Urlaub war, sieht
sein Heimatland sicher, mit etwas anderen “Augen”, der weiß
dann auch, was es heißt Ausländer zu sein….
Deutschland ist nicht mehr was Es mal war.