„Spekulationsfonds“ wendet „Ponzi-Masche“ an

„Uefa Football“: Zehntausende um ihre Ersparnisse betrogen

Mittwoch, 19. Oktober 2022 | 08:06 Uhr

Rom – Ein betrügerischer „Spekulationsfonds“ mit Sitz in London und angeblichem Kapital aus den Vereinigten Arabischen Emiraten nutze eine täuschend echt wirkende Kopie der Uefa – Union of European Football Associations – um Zehntausende von Opfern um ihre Ersparnisse zu prellen.

Unter dem Logo „Uefa Football“ versprachen die unbekannten Initiatoren ihren Opfern, mit Wetten auf die Ergebnisse von Fußballspielen, hohe Gewinne zu erzielen. In Wirklichkeit handelte es sich jedoch um eine Art Schneeballsystem, die allgemein „Ponzi-Masche“ genannt wird, bei dem die Anleger um ihr gesamtes Geld erleichtert wurden. Es ist nicht bekannt, wie viele auf diese Masche hereinfielen, aber es wird geschätzt, dass von den rund 50.000 Anlegern, von denen die meisten aus Mittel- und Süditalien stammen, Dutzende Millionen Euro verloren wurden.

Uefa Football

Die Seite im Netz hieß „Uefa Football“, aber die bekannte Fußballorganisation wusste nichts von ihr. Aber mit einem so beruhigenden Namen und einem so aussagekräftigen Logo konnte aus Sicht vieler unbedarfter Anleger und Spieler „Uefa Football“ nur ein großer Erfolg werden.

Wie der Corriere della Sera berichtet, präsentierte sich „Uefa Football“ im Netz als seriöses „von einem Konsortium aus den Vereinigten Arabischen Emiraten mit Sitz in London finanziertes Unternehmen, das sich der Anlage und Verwaltung von Fußballgeldern zur Erzielung risikoarmer, langfristiger Renditen widmete“. Ihren Anlegern versprach „Uefa Football“ durch Wetten auf Fußballergebnisse hohe Gewinne zu erzielen.

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In Wirklichkeit wurden die Sparer, bei denen es sich zumeist um junge Leute, Arbeiter, Handwerker und Kleinunternehmer aus Mittel- und Süditalien handelte, Opfer einer Art von Schneeballsystem, die allgemein „Ponzi-Masche“ genannt wird. Die „Ponzi-Masche“ selbst ist denkbar einfach, wobei sich die Erzählungen der Opfer untereinander alle gleichen. Durch eine kleine Anfangsinvestition, die ihnen ausgezeichnete Erträge eingebracht hatte, wurden die Anleger nach und nach dazu verleitet, immer höhere Summen zu investieren. Sobald das geschah, sahen die Anleger keine Rendite mehr. Seit letzter Woche ist es sogar niemandem mehr gelungen, das Geld von seinem „Uefa Football“-Konto zurückzuholen. Am 12. Oktober setzte die italienische Börsenaufsicht dem betrügerischen Treiben ein Ende und stellte die Tätigkeit der Plattform vorsorglich ein.

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Wer hinter dem Betrug steckt, bleibt vorerst ein Rätsel. An der einzigen „Werbeveranstaltung“ in Italien, die in Caserta stattfand und an der 300 Personen und über YouTube weitere 4.000 vermeintliche Anleger teilnahmen, präsentierten sich ein Mann mit orientalischen Zügen, der sich „Sam“ nannte, und eine Frau – „Miss“ – der italienischen Öffentlichkeit. Ansonsten bot die Veranstaltung für die Sparer keine besonderen Informationen. Vor der Schließung aller Konten begann der Fond nur, von den Mitgliedern 26 Prozent aller Erträge als Steuerschuld zu verlangen.

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Für die Anleger, die auf hohe Gewinne hofften, brach eine Welt zusammen. Einige von ihnen tun sich in den sozialen Netzwerken zusammen und überlegen, wie sie durch eine Klage zumindest einen Teil ihres Geldes retten können. Die Hoffnung, ihre eingelegten Summen wiederzusehen, soll Experten zufolge aber verschwindend klein sein. Es ist nicht bekannt, wie viele auf diese Masche hereinfielen, aber es wird geschätzt, dass von den rund 50.000 Anlegern, von denen die meisten aus Mittel- und Süditalien stammen, Dutzende Millionen Euro verloren wurden.

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Hinter den Namen und verlorenen Geldsummen verstecken sich viele menschliche Tragödien. „Ich habe darin eine Möglichkeit gesehen, meinen Gehalt aufzubessern. Da ich aufgrund des Uefa-Logos gedacht habe, dass es etwas Seriöses sei, habe ich mich darauf eingelassen und mein Geld verloren. Ich habe nur eine kleine Summe draufgezahlt, aber ich kenne Leute, die 50.000 Euro verloren haben und nun an Selbstmord denken“, erzählt Valentino aus Palermo, der als Pizzaiolo arbeitet.

„Ich bin wirklich dumm gewesen und habe 3.200 Euro verloren. Leider habe ich fünf Freunde – allesamt Angestellte und Arbeiter – dazu veranlasst, mitzumachen. Für sie tut es mir noch mehr leid als für mich. Ich schäme mich und leide wie ein Hund“, so der Inhaber einer Putzfirma. Ob auch Südtiroler Opfer von „Uefa Football“ wurden, ist nicht bekannt.

Ihr Geld und das vieler anderer Opfer ist wahrscheinlich für immer weg und es besteht auch wenig Hoffnung, die sich im sicheren Ausland befindlichen Betrüger jemals zur Rechenschaft ziehen zu können. Einmal mehr muss darauf hingewiesen werden, die Finger von hochriskanten Investitionsangeboten, die sich oft Logos bekannter Unternehmen bedienen, zu lassen und nur seriösen Anbietern von Finanzprodukten zu vertrauen.

Von: ka