51-Jährige wollte verhafteten Sohn „befreien“

Unglaublich: Mutter rammt mit Kleinlaster das Außengitter der Carabinierikaserne

Mittwoch, 15. Januar 2020 | 07:34 Uhr

Sesto San Giovanni – Die Carabinierikaserne von Sesto San Giovanni bei Mailand war am frühen Dienstagmorgen Schauplatz eines unglaublichen „Befreiungsversuchs“. Eine 51-jährige Mutter, deren Sohn von den Carabinieri festgenommen worden war, fuhr mit ihren Kleinlastwagen gegen das Außengitter der Kaserne und drückte es ein. Die Mutter wurde wegen „Zerstörung militärischer Bauten“ verhaftet und in das Gefängnis gebracht.

Es war gegen 2.00 Uhr am frühen Dienstagmorgen, als einer Carabinieristreife in der Via Masaniello von Sesto San Giovanni bei Mailand ein verdächtiger Mann auffiel. Die Carabinieri beschlossen, den jungen Mann, der in einem am Straßenrand stehenden Auto saß, einer Kontrolle zu unterziehen. Als dieser die Carabinieri sah, ergriff er zu Fuß die Flucht. Dies nützte ihm aber nichts. Dank der Mithilfe einer zweiten Streife konnte der flüchtige Mann nur eine halbe Stunde später im nahen Cinisello gestellt und in Gewahrsam genommen werden. Anschließend brachten die Beamten den Festgenommenen zur Kontrolle und zur Aufnahme der Personalien in die Carabinierikaserne von Sesto San Giovanni.

Bei der Routinekontrolle kam schnell heraus, dass es sich beim Mann um einen vorbestraften 24-Jährigen bosnischer Nationalität handelte, der auf Anordnung der Quästur von Turin für den Zeitraum von fünf Jahren des italienischen Staatsgebiets verwiesen worden war. Aufgrund dieser Tatsache wurde der 24-Jährige, der dem Volk der Roma angehört, wegen „unerlaubten Wiedereintritts ins Staatsgebiet“ in Haft genommen. Wie in diesen Fällen üblich, wurde dem Verhafteten gestattet, seine Angehörigen zu benachrichtigen und sich von ihnen in die Kaserne persönliche Gegenstände und Frischwäsche bringen zu lassen.

Auch der 24-Jährige nutzte dieses Zugeständnis und bat seine Familie, ihm einige persönliche Dinge in die Carabinierikaserne vorbeizubringen. Kurze Zeit später wurden die Mutter, die Schwester und die Ehefrau des jungen Mannes in der Kaserne vorstellig. Sie hinterließen am Wachposten für den jungen Mann eine Reisetasche und kehrten anschließend zu ihrem Fahrzeug, ein älterer, weißer Kleinlaster des Typs Iveco Daily, zurück. Dort blieben sie mehr als eine Stunde lang.

Carabinieri Milano

Gegen 4.00 Uhr sahen die Carabinieri mehrmals eine Lichthupe. Vielleicht wollte die Mutter damit ihrem Sohn ein Zeichen geben. Anschließend startete die 51-Jährige den Motor des Iveco Daily und gab ordentlich Gas. Sie nahm einen großen Anlauf und rammte mit dem Kleinlastwagen voll die vergitterte Außenbegrenzung der Carabinierikaserne. Aufgrund der hohen Geschwindigkeit und des Gewichts des Fahrzeugs konnte der verstärkte, drei Meter hohe Metallgitterzaun der Kaserne zwar durchstoßen, aber ein Eindringen auf das Gelände selbst verhindert werden. Dank der Geistesgegenwart der wachhabenden Carabinieribeamten kam es zu keiner Tragödie: Die Carabinieri umringten sofort das Fahrzeugwrack und nahmen – ohne eine Kugel abzufeuern, was angesichts der Wahnsinnstat keinesfalls ausgemacht war – die drei Frauen fest.

Die Lenkerin des Daily, die 51-jährige Mutter des Verhafteten, wurde wegen „Zerstörung militärischer Bauten“ – eine Straftat, die mit einer Freiheitsstrafe von mindestens acht Jahren geahndet wird – festgenommen und in das Gefängnis San Vittore von Mailand gebracht. Ihr Sohn hingegen wurde in das Gefängnis von Monza überstellt.

Zudem wurde der 51-Jährigen, die vermutlich wirklich geglaubt hatte, mit dem Rammen des Außengitters ihren Sohn aus der Kaserne „befreien“ zu können, vonseiten der Straßenpolizei, die die Unfallerhebungen durchgeführt hatte, wegen „Beschädigung infolge eines Verkehrsunfalls“ und überhöhter Geschwindigkeit ein Bußgeld ausgestellt.

Angesichts des Angriffs auf die Carabinierkaserne dürfte dies aber das bei Weitem kleinere Problem der 51-Jährigen sein.

Von: ka