Junge Diebin vor eigener kleiner Tochter brutal verprügelt

Unglaublicher Fall von Selbstjustiz schockt Journalistin

Freitag, 07. Dezember 2018 | 08:11 Uhr

Rom – Giorgia Rombolà, Journalistin des staatlichen, italienischen Nachrichtensenders Rai News 24, wurde in der Metro der Ewigen Stadt Zeugin eines brutalen Falls von Selbstjustiz. Eine Taschendiebin, die versucht hatte, einem Passagier seine Brieftasche zu entwenden, wurde vor den Augen der eigenen, kleinen Tochter brutal verprügelt. Giorgia Rombolà, die dies verhindern wollte, wurde von einem wütendem Mob umringt und auf wüsteste Art und Weise beschimpft.

ANSA/RICCARDO ANTIMIANI

In Rom reisen Hass, Rassismus und Gewalt auch mit der Metro. Giorgia Rombolà, Journalistin des staatlichen, italienischen Nachrichtensenders Rai News 24, schildert auf ihrer Facebook-Seite einen unglaublichen Fall von Selbstjustiz, deren Zeugin – und zum Teil auch Opfer – sie selbst geworden ist.

Schauplatz der Gewalttat war ein Waggon der römischen Metro in der Nähe der Haltestation San Giovanni. Eine junge, zum Volk der Roma gehörende Frau, welche ihre rund dreijährige Tochter an der Hand hielt, versuchte in der Menschenmenge im Zug, einem Passagier seine Brieftasche zu entwenden. Der Diebstahl misslang.

ANSA/RICCARDO ANTIMIANI

„Es kommt zu einem Durcheinander. Das Kind fällt zu Boden und schlägt hart auf dem Fußboden des Wagons auf. Sofort greifen zwei Männer des Wachdienstes ein, um die junge Diebin festzunehmen. Aber einem robusten Mann, der rund einen halben Meter größer ist als sie – vielleicht das Opfer des Diebstahlversuchs – reicht das nicht. Er will sie bestrafen. Er schlägt sie brutal auf den Kopf. Er versucht sie, sie an den Haaren ziehend den Wachleuten zu entreißen, was ihm auch gelingt. Er zerrt an ihr und wirft sie gegen die Wand, zwei-, drei-, viermal. Während das kleine Kind weint, wirft er sie auf den Boden“, erzählt Giorgia Rombolà auf Facebook.

Twitter/Giorgia Rombolà

Giorgia Rombolà griff ein und schrie den Mann an, die junge Diebin nicht zu verprügeln. Zuletzt gelang es beiden Wachleuten, die Diebin wegzubringen. Auch der große, robuste Mann verließ den Zug. Im Waggon hingegen sah sich die mutige Journalistin von einer wütenden Menschenmenge umringt.

Wie Giorgia Rombolà später auf ihrer Facebook-Seite schilderte, wurde sie von mehreren Anwesenden – darunter auch Frauen – auf wüsteste Art und Weise beschimpft. Auch ihr Argument, dass der Wachdienst bereits eingegriffen hätte und dass sie nicht für Straffreiheit, sondern für Rücksicht, vor allem vor einem Kind, sei, ließ der Mob nicht gelten. Die sie umringenden Menschen erwiderten ihr, dass diese Kinder ohnehin auch nur stehlen würden. Ein Passagier ließ sich sogar zur unglaublichen Aussage „die Kleinen verprügeln und die Großen verbrennen“ hinreißen. In der Folge prasselten weitere massive Beleidigungen wie „Scheiß Kommunistin, Radical chic, Gutmensch und Schlampe“ auf die Journalistin nieder.

Twitter/Giorgia Rombolà

Tief verletzt sah Giorgia Rombolà in die Menge. Es gab nicht einen Blick, der ihr auf irgendeine Art und Weise Zustimmung oder Solidarität signalisierte. Einige, die schwiegen, schienen sich sogar an dem „Spektakel“ zu erfreuen.

„Ich gehe nach Hause. Ich bemerke, dass ich Angst habe und schaue über meine Schulter. Ich bekomme einen Weinkrampf. Weil diese Grausamkeit hatte ich bisher nur gelesen und dieses Italien hatte ich bisher nur erzählt. Und das hingegen ist mir nun selber passiert“, so das bittere Fazit der Journalistin.

Von: ka