Covid-19 kann auch junge Leute schwer treffen – VIDEO

„Verbrannte“ Lungen: 18-Jähriger erfolgreich transplantiert

Sonntag, 31. Mai 2020 | 08:03 Uhr

Mailand – In Mailand wurde ein 18-Jähriger, dessen Lungen vom Coronavirus vollkommen zerstört worden waren, erfolgreich transplantiert. Neben einem ähnlichen Eingriff in Wien, wo eine 45-Jährige ebenfalls eine neue Lunge erhalten hatte, handelte es sich um der ersten Transplantationsopertion dieser Art in Europa. Sowohl der österreichische als auch der italienische Fall zeigen, wie schwer Covid-19 auch junge Leute treffen kann.

Als der Coronavirus mit den ersten bekannten positiven Fällen Ende Februar Italien erreichte, war ein junger Mann – nennen wir ihn der Einfachheit halber „Francesco“ – seit gerade erst zwei Wochen 18 Jahre alt. Nur wenige Tage später, am 2. März, begann der groß gewachsene, sportliche 18-Jährige, der in der Vergangenheit nie von gravierenden Krankheiten heimgesucht worden war, an schweren Fieberanfällen zu leiden. Francesco hatte sich mit dem Coronavirus angesteckt und litt nun an den typischen Symptomen. Nur vier Tage später spitzte sich seine gesundheitliche Lage dermaßen zu, dass er in das Krankenhaus „San Raffaele“ von Mailand eingeliefert, intubiert und sofort auf die Intensivstation verlegt werden musste.

A 18 anni il covid gli “brucia” i polmoni, ma la caparbietà dei medici dell'Ospedale San Raffaele, dove viene tenuto in…

Pubblicato da IRCCS Ospedale San Raffaele su Venerdì 29 maggio 2020

Trotz der intensiven Bemühungen der Ärzte und Pfleger besserte sich aber sein Zustand nicht. Der Coronavirus fuhr fort, seine Lungen zu schädigen. Da die zerstörten, „verbrannten“ Lungen des 18-Jährigen nicht mehr den Gasaustausch übernehmen konnten, sahen sich die behandelnden Mediziner der kardiochirurgischen Intensivmedizin am 23. März dazu gezwungen, Francesco an ein ECMO-Gerät – dabei handelt es sich um eine Maschine, die teilweise oder vollständig die Atemfunktion des Patienten übernimmt – anzuschließen. Ab diesem Zeitpunkt war es nur mehr diese Maschine, die Francesco am Leben hielt.

Facebook/Daniele Macchini

Angesichts der aussichtslosen Lage, entschlossen sich die Mediziner zu einem sehr schwierigen, bisher nur selten durchgeführten Eingriff – einer Lungentransplantation. Am 30. April wurde Francesco als dringender Fall auf die Warteliste gesetzt. Gerade noch rechtzeitig konnte für den 18-Jährigen ein Lungenorgan eines Corona-negativen Spenders gefunden werden.

Vor zehn Tagen fand die höchst komplizierte sowie technisch und personell aufwendige Operation statt. Beim Eingriff lösten sich jeweils zwei Teams von Chirurgen, Anästhesisten und OP-Krankenpflegern ab, um sich von der durch die Covid-19-Schutzmaßnahmen hervorgerufenen schnelleren Ermüdung zwischenzeitlich zu erholen und „einmal tief Luft zu schöpfen“.

Il giovane, senza precedenti patologie, era stato ricoverato nella terapia intensiva realizzata nella tensostruttura…

Pubblicato da IRCCS Ospedale San Raffaele su Giovedì 28 maggio 2020

Die Transplantation war ein Erfolg. Nach zwölf Stunden konnte die Maschine, die die extrakorporale Membranoxygenierung gewährleistete, abgestellt werden. In der Zwischenzeit befindet sich Francesco zwar noch immer auf der Intensivstation, ist aber bei Bewusstsein und gerade dabei, über rehabilitative Schritte wieder das selbstständige Atmen zurückzuerlangen.

Für Professor Mario Nosotti, der als Direktor die auf die Transplantation von Lungen spezialisierte Transplantationsmedizin der Klinik leitet, ist der Eingriff „ein Lichtblick für jene Covid-19-Patienten, denen die Krankheit die Lungenfunktion genommen hat“. Dabei handelt es sich gleich wie im Fall von Wien nicht nur um ältere Mitmenschen.

„Wir widerlegen die Fake News, dass das Virus den jungen Leuten nichts anhaben kann. Die Inzidenz der schweren Krankheitsformen ist bei Patienten, die älter als 50, aber besonders älter als 60 Jahre sind, höher, aber wir haben auch schwierige Fälle von Vierzigjährigen und sogar von Kindern behandelt. Es kann auch jungen Menschen passieren, die Ausnahme und nicht die Regel zu sein“, erklärte der Leiter der Pneumologie des Krankenhauses „San Raffaele“ von Mailand, Francesco Blasi. Diesen Worten ist nichts hinzuzufügen.

Von: ka