Schrecklicher Fall von Selbstjustiz erschüttert Öffentlichkeit – VIDEO

Verfolgt, gestellt und zu Tode geprügelt

Dienstag, 31. Juli 2018 | 07:05 Uhr

Aprila – Aprilia, eine Kleinstadt in der mittelitalienischen Region Latium, wurde Schauplatz eines unglaublichen Falles von Selbstjustiz. Zwei Männer verfolgten einen mutmaßlichen Einbrecher. Als es ihnen gelang, ihn zu stellen, prügelten sie ihn zu Tode.

ANSA/MASSIMO PERCOSSI

Es war am frühen Sonntagmorgen gegen 2.00 Uhr, als den Bewohnern der Via Guardapasso – einer Straße in der Peripherie der Kleinstadt Aprilia – ein Renault Megane auffiel, der auf verdächtige Art und Weise die Straße auf- und abfuhr. Einige Anwohner der Straße, welche glaubten, dass es sich beim Fahrer des Megane um einen Einbrecher handle, verständigten die Ordnungskräfte. Ohne das Eintreffen der Carabinieri abzuwarten, wollten drei Männer die Sache aber selbst in die Hand nehmen und nahmen die Verfolgung auf. Zunächst versuchte der Fahrer des Megane zu flüchten. Allerdings verlor der Verfolgte kurz darauf die Herrschaft über sein Fahrzeug und fuhr gegen eine Mauer. Als die Carabinieri am Unfallort eintrafen, fanden sie neben dem beschädigten Renault einen der beiden Verfolger vor, während am Boden die Leiche eines 43-jährigen marokkanischen Staatsbürgers lag. Neben dem Opfer stellten die Ordnungshüter einen Rucksack mit Einbruchswerkzeug sicher.

Mithilfe der Aufnahmen einiger Überwachungskameras und Zeugenaussagen, gelang es den Carabinieri später, einige Details des Tathergangs zu rekonstruieren. Einer Gruppe von Anwohnern, die sich unterhalb ihrer Wohnungen auf der Straße aufhielt, kam das Verhalten des Fahrers des Megane sehr verdächtig vor. Als der Lenker des Megane die Leute erblickte, drehte er um und fuhr mit durchdrehenden Reifen fort. Drei Männer stiegen sofort in ein Auto und fuhren dem Megane hinterher. Die wilde Verfolgungsjagd dauerte nur fünf bis sechs Minuten. Nachdem der Megane in die Straße Richtung Meer abgebogen war, verlor der Fahrer des Renault die Herrschaft über sein Fahrzeug und prallte gegen eine Begrenzungsmauer. Während der Fahrer Unfallwagens gerade noch imstande war, die Flucht zu ergreifen, hatte sein Beifahrer weit weniger Glück.

ANSA

Als er die Beifahrertür öffnete, hatten zwei der drei Männer den Megane bereits erreicht. Sie zogen den Beifahrer aus dem Wagen und verprügelten ihn, woraufhin der Marokkaner kurze Zeit später starb. Während einer der beiden Männer den Tatort nicht verließ, entschied sich der zweite Täter für die Flucht. Er stellte sich aber noch am Sonntag der Polizei. Laut ersten Erkenntnissen der Carabinieri, wurde der Marokkaner geschlagen, weist aber nicht alle typischen Merkmale eines zu Tode geprügelten Gewaltopfers auf. Näheres zur Todesursache des 43-Jährigen erhoffen sich die Ermittler von der von der Staatsanwaltschaft für Dienstag anberaumten Autopsie. Die Täter – beide 40 Jahre alt und italienische Staatsbürger – wurden von den Carabinieri wegen vorsätzlicher Tötung angezeigt.

Der Tod des Marokkaners löste eine heftige Debatte aus. Viele Nutzer und Kommentatoren zeigten sich besorgt darüber, dass ganz normale Bürger von nebenan mitten in der Nacht „Polizei, Richter und Henker spielen“.

 

Von: ka