Streit wegen einer Frau?

Verfolgt und gerammt: 21-Jähriger tot, 18-Jähriger schwer verletzt

Montag, 05. August 2019 | 08:38 Uhr

Azzano San Paolo – Azzano San Paolo, eine Ortschaft in der Nähe von Bergamo in der Lombardei, war am frühen Sonntagmorgen Schauplatz eines schrecklichen Unfalls. Ein 21-Jähriger und ein 18-Jähriger, die auf einer Vespa unterwegs waren, wurden nach einem Streit mit einem 33-Jährigen von diesem mit seinem Auto verfolgt und absichtlich gerammt. Während für den 21-Jährigen jede Hilfe zu spät kam, wurde der 18-Jährige mit schwersten Verletzungen in das Krankenhaus eingeliefert. Der 33-Jährige, der vorerst geflüchtet war, sich aber kurze Zeit später der Polizei gestellt hatte, wurde wegen Mordes im Straßenverkehr und unterlassener Hilfeleistung festgenommen.

Es war gegen 4.00 Uhr am frühen Sonntagmorgen, als sich der schreckliche Unfall ereignete. Der 21-jährige Luca Carissimi und der 18-jährige Matteo Ferrari, die auf einer Vespa 125 unterwegs waren, wurden von einem unbekannten Fahrzeug von hinten angefahren. Während für den 21-Jährigen jede Hilfe zu spät kam, wurde der 18-Jährige mit schwersten Verletzungen in das Krankenhaus „Papa Giovanni“ von Bergamo eingeliefert. Auf der Intensivstation kämpfen die Ärzte derzeit immer noch um das Leben des jungen Mannes.

Den am Unfallort eingetroffenen Beamten der Polizei wurde angesichts der Unfalldynamik schnell klar, dass es sich bei dem Unfall nicht um ein tragisches Unglück, sondern um eine bewusst herbeigeführte Tragödie handelte. Der Unfalllenker, der 33-jährige M. S. aus Curno, beging in einem ersten Moment Fahrerflucht, stellte sich aber später der Polizei. Ein umgehend durchgeführter Alkoholtest ergab, dass der 33-jährige M. S. zum Zeitpunkt des Unfalls unter Alkoholeinfluss stand. Während der Vernehmung erlitt M. S. einen Schwächeanfall und einen Nervenzusammenbruch. Er musste ebenfalls in das Krankenhaus von Bergamo gebracht und stationär aufgenommen werden.

Das Fahrzeug des 33-Jährigen, ein Mini Cooper, der eindeutige Beschädigungen aufweist, wurde beschlagnahmt und einer eingehenden Untersuchung unterzogen. Besondere Fragen wirft dabei die eingeschlagene Heckscheibe des Coopers auf, die mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht beim Unfall zerbrochen ist.

ANSA/FILIPPO VENEZIA

Das Motiv des 33-Jährigen, die beiden jungen Männer auf ihrer Vespa zu verfolgen und zu rammen, ist derzeit Gegenstand von Ermittlungen. Ersten Erkenntnissen zufolge sei es in der Diskothek „Setai“ in Orio al Serio zwischen dem Mann aus Curno und den beiden Freunden zu einem schweren Streit gekommen, der auch zum Einsatz des Ordnungsdienstes des Lokals geführt hätte. Bei der Auseinandersetzung sei es mit größter Wahrscheinlichkeit um ein „Kompliment“ gegenüber einer Frau gegangen. Gesichert ist, dass Luca Carissimi und Matteo Ferrari nach dem unfreiwilligen Verlassen der Diskothek den Ort des Geschehens auf dem Sitz einer Vespa 125 verlassen haben. Der alkoholisierte M. S. hat sie aber kurze Zeit später mit seinem Mini Cooper in Azzano San Paolo, einem Nachbarort von Orio al Serio, eingeholt und von hinten gerammt.

Derzeit suchen Polizei und Staatsanwaltschaft nach weiteren Puzzlestücken, die das Motiv des grauenvollen „Racheaktes“ näher beleuchten. Allerdings scheint es zum heutigen Zeitpunkt gewiss, dass nichtigste Gründe eine Tragödie ausgelöst haben.

Die „nichtigen Gründe“ werden seit Sonntag in der italienischen Öffentlichkeit heftig diskutiert. Dabei drehen sich die meisten Posts um die Frage, warum im 21. Jahrhundert immer noch kleinste Ursachen, in denen es um die „Verletzung der Ehre“ und um die „Wahrung des Gesichts“ geht, eine solche Kurzschlussreaktion auslösen und eine solch schreckliche Tragödie verursachen können.

ANSA/FILIPPO VENEZIA

 

Von: ka