Dutzende Ultras gehen aufeinander los, mehrere Personen verletzt – VIDEO

Verstörend: Fußballgewalt legt Autobahnverkehr lahm

Montag, 09. Januar 2023 | 08:00 Uhr

Monte San Savino/Arezzo – Die Autobahn A1 „Autosole“ bei Monte San Savino südlich von Arezzo in der Toskana war am frühen Sonntagnachmittag Schauplatz verstörender Szenen brutaler Fußballgewalt.

Ultras der Mannschaften von Napoli und Roma, die auf derselben Autobahn zu verschiedenen Spielen ihrer Mannschaft unterwegs waren, gingen mit Feuerwerkskörpern, Eisenstangen, Schlagstöcken und Messern aufeinander los. Durch die Fußballkrawalle, an denen ersten Informationen zufolge rund 300 Hooligans beteiligt gewesen sein sollen, kam im betreffenden Autobahnabschnitt der Verkehr völlig zum Erliegen, wodurch sich innerhalb kürzester Zeit ein 15 Kilometer langer Stau bildete. Mehrere Personen erlitten bei den Zusammenstößen Verletzungen.

ANSA/Twitter MardukAureliusMMXX

Der „Zufall“ wollte es, dass die Ultras der Mannschaften von Napoli und Roma auf derselben Autobahn zu verschiedenen Spielen ihrer Mannschaft unterwegs waren. Während die Fans von Napoli auf dem Weg nach Genua waren, um das Spiel gegen Sampdoria zu besuchen, befanden sich die Roma-Fans auf der Fahrt nach Mailand, wo sie im Stadium San Siro der Partie ihrer Mannschaft gegen Milan beiwohnen wollten. Ersten Informationen zufolge waren an den heutigen Zusammenstößen rund 300 Ultras beteiligt. Einige auf Twitter verbreitete Videos zeigen, wie Fans in eine der Fahrbahnen eindringen und den Verkehrsfluss blockieren.

Laut einer ersten Rekonstruktion durch die Ermittler begannen die erschreckenden Krawalle, als neapolitanische Ultras ihren Rivalen vom AS Roma in der Autobahnraststätte Badia al Pino Est einen regelrechten Hinterhalt legten. Nachdem sie aus Dutzenden von Kleinbussen und Autos ausgestiegen waren, „besetzten“ mehr als 150 neapolitanische Fans das Gelände der Raststätte. Als einige mit Roma-Fans besetzte Autos und Kleinbusse vorbeifuhren, bewarfen sie diese mit Feuerwerkskörpern und Gegenständen aller Art. Es ist nur dem Zufall zu verdanken, dass es auf der Fahrspur Richtung Norden, auf der zu diesem Zeitpunkt Dutzende von Fahrzeugen unterwegs waren, zu keinem Unfall kam.

Als die Roma-Fans sahen, dass sie von ihren neapolitanischen Rivalen angegriffen wurden, hielten sie ihre Fahrzeuge an der Ausfahrt der Raststätte und auf der Notspur an, um sich an ihnen zu rächen. Die Roma-Ultras griffen zu ihren mitgebrachten Eisenstangen, Schlagstöcken, Messern und Knallkörpern und machten sich auf der Autobahn auf dem Weg zur Raststätte, wo die Neapolitaner bereits auf sie warteten.

Für alle Unbeteiligten waren diese Momente ein Albtraum. „Die Ultras stiegen aus ihren Autos. Sie waren alle vermummt und dunkel gekleidet und standen mitten auf der Fahrspur. Sie hielten Schlagstöcke in der Hand und warfen Feuerwerkskörper und Rauchbomben in Richtung der Raststätte, woraufhin die gegnerischen Hooligans ebenfalls mit Rauchbomben antworteten. Es gelang uns, an ihnen vorbeizukommen und wegzufahren. Mein Mann und ich waren auf dem Rückweg vom Winterurlaub, unsere beiden Kinder saßen ebenfalls im Auto. Wir hatten große Angst, dass uns ein Gegenstand treffen könnte und fuhren so schnell wie möglich weg“, schildert die Augenzeugin Valeria Bellucci, die mit ihrer Familie das Pech hatte, genau zu dieser Zeit dieselbe Autobahn zu benutzen.

Durch die schweren Fankrawalle kam im betreffenden Abschnitt der Autobahnverkehr völlig zum Erliegen. Kurz vor 14.00 Uhr erreichte der Stau auf der Nordspur eine Länge von 15 Kilometern. Nicht zuletzt aufgrund von Schaulustigen, die das Tempo verlangsamten, um das Geschehen auf der anderen Seite zu beobachten und zu filmen, bildete sich auch auf der Südspur ein kilometerlanger Stau.

ANSA/TWITTER/TGR RAI TOSCANA

Gleich wie auf der weiter nördlich liegenden Raststätte war von der Verkehrspolizei und von der Quästur von Arezzo auch auf der Autobahnraststätte Badia al Pino Est ein Kontrollpunkt errichtet worden, aber es waren zu wenige Beamte, um die Zusammenstöße abzuwenden. Als die Ultras mit Eisen- und Fahnenstangen, Messern, Helmen und Gürteln aufeinander losgingen, konnte ihr Eingreifen immerhin Schlimmeres verhindern. Mehrere „Fans“ erlitten bei den Krawallen Verletzungen verschiedenen Grades. Ein Roma-Ultra musste wegen einer Stichverletzung ins Krankenhaus gebracht werden.

Nach 14.00 Uhr verließen ein Teil der römischen Fans die Raststätte, um ihre Reise fortzusetzen. Die Neapolitaner wurden von der Polizei identifiziert und dann teilweise wieder in die Kleinbusse gesetzt, mit denen sie Richtung Genua verschwanden. Rund ein Dutzend Ultras beider Lager wurde hingegen von den Beamten zur Quästur von Arezzo mitgenommen. Anhand von Videoaufnahmen sollen dort eventuelle strafrechtliche Verantwortlichkeiten einzelner „Tifosi“ festgestellt werden. Nach 14.30 Uhr konnte auch die Autobahn wieder für den Verkehr geöffnet werden.

Nach den Gewaltexzessen auf der Autobahnraststätte, die faktisch zu einer eineinhalbstündigen Blockade der wichtigsten italienischen Autobahn führten, sitzt in Italien der Schock tief. Viele Italiener fordern die Verantwortlichen auf, die verhafteten Ultras hart zu bestrafen und über alle Beteiligten ein lebenslanges Stadionverbot zu verhängen.

Von: ka